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Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706.

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der Wechselbrieff zu consideriren als eine Obligation? Ostolini fal-
liment
ist erst nachden Marck ausgebrochen/ also daß Mattolari zu ge-
bührender Zeit gecompensiret/ dann Ostolini inwehrende riscontri
noch gut gewesen.

Titius giebt Sempronio 1000. Rthl. in Hamburg auff Wech-254. finte
sel/ und empfängt den Wechselbrieff nach Abgang der Brieffe/ aber
da Titius die Valuta geben soll/ erhellets daß er fallit ist. Sempro-
nius
hat trassirt vor Rechnung Moebii, und dieser praetendirt die Va-
luta
vom Sempronio. Sempronius sagt/ er habe Titium vor gut ge-
halten/ und nicht contrari gewust/ besagter Titius sey auch in guten
concept gewesen bey andre/ und vor gut gehalten worden/ bleibe al-
so die Partey vor Moebii Rechnung. Nun könte wohl seyn/ das Sem-
pronius
sich auff solche weise von einer Post bezahlt machen wollen/ so
ihme Titius schuldig/ daß sie also den Wechsel heimlich unter sich ge-
practiciret/ auch wohl öffentlich durch einen Mäckler schiessen lassen/
wodurch dann Sempronius solcher gestalt gezahlt worden; Moebius
aber bey Titio an stat des Semproni um obgemelde Summa oder
Wechselbrieff einhält/ creditor wird: Dann Sempronius erweiset/ daß
er auff des Moebii Ordre und vor seine Rechnung habe Trassiren müs-
sen/ und werde des Orts die Valuta gar selten oder gar nie vor Abgang
der Post oder vor Aushändigung des Wechselbrieffs zahlt/ bleibe also
die Partey vor Moebii Rechnung/ und Titius des Moebii debitor
nicht aber Sempronius, dann Sempronius subintrire nur als ein Com-
missionarius,
der keine Ordre überschritten habe/ noch weniger etwas
gethan das wieder Styli mercantil oder Gewonheit des Platzes lauffe.

Die Valuta demnach vor Ausgebung des Wechselbrieffes zu2.
254. Valuta
vor Wech-
selbrieff

empfangen könne gar wohl in Uso gebracht werden/ und so wohl als
man bishero gewohnt gewesen die Wechselbrieffe aus zugeben bevor
man die Valuta empfangen gehabt/ die Gesetze machen den Ge-
brauch/ und solche Gesetze bewahren vor Betrug/ wie aus obigen
und mehr andern in diesen Schrifften angeführte Casus erhellet.

Die exceptio non numeratae pecuniae nach fournir und Aus-3.
254. e. n. n. p.

händigung des Wechselbrieffs Item die e. n. n. p. bey Riscontro oder
compensation Zahlung/ ferner die e. n. n. p. wann die Valuta erst
über 3. 4. oder mehr Wochen/ oder aber nechst folgenden Marck o-
der Meß zu bezahlen bedungend/ aufgehoben/ solte mancherley finte
auch wohl Betrug bevor gekommen werden. Wie will da die e, n.

n. p.
H 3

der Wechſelbrieff zu conſideriren als eine Obligation? Oſtolini fal-
liment
iſt erſt nachden Marck ausgebrochen/ alſo daß Mattolari zu ge-
buͤhrender Zeit gecompenſiret/ dann Oſtolini inwehrende riſcontri
noch gut geweſen.

Titius giebt Sempronio 1000. Rthl. in Hamburg auff Wech-254. finte
ſel/ und empfaͤngt den Wechſelbrieff nach Abgang der Brieffe/ aber
da Titius die Valuta geben ſoll/ erhellets daß er fallit iſt. Sempro-
nius
hat trasſirt vor Rechnung Mœbii, und dieſer prætendirt die Va-
luta
vom Sempronio. Sempronius ſagt/ er habe Titium vor gut ge-
halten/ und nicht contrari gewuſt/ beſagter Titius ſey auch in guten
concept geweſen bey andre/ und vor gut gehalten worden/ bleibe al-
ſo die Partey vor Mœbii Rechnung. Nun koͤnte wohl ſeyn/ das Sem-
pronius
ſich auff ſolche weiſe von einer Poſt bezahlt machen wollen/ ſo
ihme Titius ſchuldig/ daß ſie alſo den Wechſel heimlich unter ſich ge-
practiciret/ auch wohl oͤffentlich durch einen Maͤckler ſchieſſen laſſen/
wodurch dann Sempronius ſolcher geſtalt gezahlt worden; Mœbius
aber bey Titio an ſtat des Semproni um obgemelde Summa oder
Wechſelbrieff einhaͤlt/ creditor wird: Dann Sempronius erweiſet/ daß
er auff des Mœbii Ordre und vor ſeine Rechnung habe Trasſiren muͤſ-
ſen/ und werde des Orts die Valuta gar ſelten oder gar nie vor Abgang
der Poſt oder vor Aushaͤndigung des Wechſelbrieffs zahlt/ bleibe alſo
die Partey vor Mœbii Rechnung/ und Titius des Mœbii debitor
nicht aber Sempronius, dann Sempronius ſubintrire nur als ein Com-
miſſionarius,
der keine Ordre uͤberſchritten habe/ noch weniger etwas
gethan das wieder Styli mercantil oder Gewonheit des Platzes lauffe.

Die Valuta demnach vor Ausgebung des Wechſelbrieffes zu2.
254. Valuta
vor Wech-
ſelbrieff

empfangen koͤnne gar wohl in Uſo gebracht werden/ und ſo wohl als
man bishero gewohnt geweſen die Wechſelbrieffe aus zugeben bevor
man die Valuta empfangen gehabt/ die Geſetze machen den Ge-
brauch/ und ſolche Geſetze bewahren vor Betrug/ wie aus obigen
und mehr andern in dieſen Schrifften angefuͤhrte Caſus erhellet.

Die exceptio non numeratæ pecuniæ nach fournir und Aus-3.
254. e. n. n. p.

haͤndigung des Wechſelbrieffs Item die e. n. n. p. bey Riscontro oder
compenſation Zahlung/ ferner die e. n. n. p. wann die Valuta erſt
uͤber 3. 4. oder mehr Wochen/ oder aber nechſt folgenden Marck o-
der Meß zu bezahlen bedungend/ aufgehoben/ ſolte mancherley finte
auch wohl Betrug bevor gekommen werden. Wie will da die e, n.

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Zitationshilfe: Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sperander_negotiant_1706/73>, abgerufen am 24.11.2024.