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Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706.

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nach deme die Brieffe gut/ nehmlich der Trassirer ein bekanter wohl-
habiger Mann/ gilt sein Brieff schon mehr oder bedinget vortheilhaff-
tigern Preiß/ als ein andrer/ der in solchen Credit nichi stehet/ noch so
walhäbig ist: Auch macht den Unterscheidt offters der Valor des Gel-
des/ so wohl des Orts/ wo die Valuta gegeben wird/ als auch des
Orts wo der Wechselbrieff bezahlt werden soll/ wie anderwerts
149. Wech-
sel Nutz u.
Schaden.
erwehnet.

Avanzo ists vor den Trassirer/ wann er etwas über Pari
erhelt Verlust aber wann er unter Pari
contrahirt.

Und also umgekehrt ists vor den Geber des Geldes oder
150. Cam-
bio diricor-
sa.
remittenten.

Von Cambio Reale ist hier oben etlichemahl Anregung gethan/
nun von Cambio di Ricorsa etwas einzuführen/ ist solcher in Teut-
schland nicht sonders üblich/ als etwa bey manchen aus Icosi: und
zwar andrer Orten pflegt dieser Wechsel gebraucht zu werden zu einen
andern Intent, dann daselbst werden Gelder auf Wechsel genom-
men/ so von einen Wechselplatz auf dem andern herum getrieben
wird/ und das thun ein Theil Jtaliäner/ sonderlich Venetianer Ge-
noves
er/ Romaner/ Napolitaner/ wie auch Antwerper/ Amster-
dammer/ Madrid, Sovilla, Lisbona, Lion Turino Londner; Solche
nehmen vor ihre Correspondensen obgemeldter Orte etliche 1000.
Rthl. auf Wechsel/ und bedienen sich der Gelder offtermahls ge-
raume Zeit/ mit geringen/ bißweilen ohne Interesse, nachdeme der
Wechsel von einen Ort an den andern sich profitlich ereignet/ dann
wann sie den Debit von einen Wechselsplatz auf den andern/ von einer
Messe oder payements auf die andre lauffen lassen/ so halten sie das
Capital in Gelde (welches sie dann um ziemlich grosse Summen er-
strecken können/ nachdeme fie in Credit stehen/ auch wissendlich
wohlhabig und bemittelte Leute seyndt:) immer unter sich/ entwe-
der angelegt in quantität von Waaren/ oder auf Arrenden/ bach-
ten und Vorschuß an Herrn und Potentaten/ seynd also gesichert
durch diesen herum lauffenden Wechsel/ daß sie das Geldt so lange
behalten können/ und nicht bald wieder geben dürffen: dann wann
dieser Wechsel diricorsa nicht wäre müsten sie zu obige profitliche
Gelegenheit borgen/ und Gelder entlehnen/ woraus da Wucher ent-
sprösse/ oder müßten sich in einige Gesellschafften einlassen/ welches
den Nahmen/ Credit, und Nutzen dividirte und theilete/ würde

auch

nach deme die Brieffe gut/ nehmlich der Trasſirer ein bekanter wohl-
habiger Mann/ gilt ſein Brieff ſchon mehr oder bedinget vortheilhaff-
tigern Preiß/ als ein andrer/ der in ſolchen Credit nichi ſtehet/ noch ſo
walhaͤbig iſt: Auch macht den Unterſcheidt offters der Valor des Gel-
des/ ſo wohl des Orts/ wo die Valuta gegeben wird/ als auch des
Orts wo der Wechſelbrieff bezahlt werden ſoll/ wie anderwerts
149. Wech-
ſel Nutz u.
Schaden.
erwehnet.

Avanzo iſts vor den Traſſirer/ wann er etwas uͤber Pari
erhelt Verluſt aber wann er unter Pari
contrahirt.

Und alſo umgekehrt iſts vor den Geber des Geldes oder
150. Cam-
bio diricor-
ſa.
remittenten.

Von Cambio Reale iſt hier oben etlichemahl Anregung gethan/
nun von Cambio di Ricorſa etwas einzufuͤhren/ iſt ſolcher in Teut-
ſchland nicht ſonders uͤblich/ als etwa bey manchen aus Icoſi: und
zwar andrer Orten pflegt dieſer Wechſel gebraucht zu werden zu einen
andern Intent, dann daſelbſt werden Gelder auf Wechſel genom-
men/ ſo von einen Wechſelplatz auf dem andern herum getrieben
wird/ und das thun ein Theil Jtaliaͤner/ ſonderlich Venetianer Ge-
noveſ
er/ Romaner/ Napolitaner/ wie auch Antwerper/ Amſter-
dammer/ Madrid, Sovilla, Lisbona, Lion Turino Londner; Solche
nehmen vor ihre Correſpondenſen obgemeldter Orte etliche 1000.
Rthl. auf Wechſel/ und bedienen ſich der Gelder offtermahls ge-
raume Zeit/ mit geringen/ bißweilen ohne Intereſſe, nachdeme der
Wechſel von einen Ort an den andern ſich profitlich ereignet/ dann
wann ſie den Debit von einen Wechſelsplatz auf den andern/ von einer
Meſſe oder payements auf die andre lauffen laſſen/ ſo halten ſie das
Capital in Gelde (welches ſie dann um ziemlich groſſe Summen er-
ſtrecken koͤnnen/ nachdeme fie in Credit ſtehen/ auch wiſſendlich
wohlhabig und bemittelte Leute ſeyndt:) immer unter ſich/ entwe-
der angelegt in quantitaͤt von Waaren/ oder auf Arrenden/ bach-
ten und Vorſchuß an Herrn und Potentaten/ ſeynd alſo geſichert
durch dieſen herum lauffenden Wechſel/ daß ſie das Geldt ſo lange
behalten koͤnnen/ und nicht bald wieder geben duͤrffen: dann wann
dieſer Wechſel diricorſa nicht waͤre muͤſten ſie zu obige profitliche
Gelegenheit borgen/ und Gelder entlehnen/ woraus da Wucher ent-
ſproͤſſe/ oder muͤßten ſich in einige Geſellſchafften einlaſſen/ welches
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[30/0042] nach deme die Brieffe gut/ nehmlich der Trasſirer ein bekanter wohl- habiger Mann/ gilt ſein Brieff ſchon mehr oder bedinget vortheilhaff- tigern Preiß/ als ein andrer/ der in ſolchen Credit nichi ſtehet/ noch ſo walhaͤbig iſt: Auch macht den Unterſcheidt offters der Valor des Gel- des/ ſo wohl des Orts/ wo die Valuta gegeben wird/ als auch des Orts wo der Wechſelbrieff bezahlt werden ſoll/ wie anderwerts erwehnet. 149. Wech- ſel Nutz u. Schaden. Avanzo iſts vor den Traſſirer/ wann er etwas uͤber Pari erhelt Verluſt aber wann er unter Pari contrahirt. Und alſo umgekehrt iſts vor den Geber des Geldes oder remittenten. 150. Cam- bio diricor- ſa. Von Cambio Reale iſt hier oben etlichemahl Anregung gethan/ nun von Cambio di Ricorſa etwas einzufuͤhren/ iſt ſolcher in Teut- ſchland nicht ſonders uͤblich/ als etwa bey manchen aus Icoſi: und zwar andrer Orten pflegt dieſer Wechſel gebraucht zu werden zu einen andern Intent, dann daſelbſt werden Gelder auf Wechſel genom- men/ ſo von einen Wechſelplatz auf dem andern herum getrieben wird/ und das thun ein Theil Jtaliaͤner/ ſonderlich Venetianer Ge- noveſer/ Romaner/ Napolitaner/ wie auch Antwerper/ Amſter- dammer/ Madrid, Sovilla, Lisbona, Lion Turino Londner; Solche nehmen vor ihre Correſpondenſen obgemeldter Orte etliche 1000. Rthl. auf Wechſel/ und bedienen ſich der Gelder offtermahls ge- raume Zeit/ mit geringen/ bißweilen ohne Intereſſe, nachdeme der Wechſel von einen Ort an den andern ſich profitlich ereignet/ dann wann ſie den Debit von einen Wechſelsplatz auf den andern/ von einer Meſſe oder payements auf die andre lauffen laſſen/ ſo halten ſie das Capital in Gelde (welches ſie dann um ziemlich groſſe Summen er- ſtrecken koͤnnen/ nachdeme fie in Credit ſtehen/ auch wiſſendlich wohlhabig und bemittelte Leute ſeyndt:) immer unter ſich/ entwe- der angelegt in quantitaͤt von Waaren/ oder auf Arrenden/ bach- ten und Vorſchuß an Herrn und Potentaten/ ſeynd alſo geſichert durch dieſen herum lauffenden Wechſel/ daß ſie das Geldt ſo lange behalten koͤnnen/ und nicht bald wieder geben duͤrffen: dann wann dieſer Wechſel diricorſa nicht waͤre muͤſten ſie zu obige profitliche Gelegenheit borgen/ und Gelder entlehnen/ woraus da Wucher ent- ſproͤſſe/ oder muͤßten ſich in einige Geſellſchafften einlaſſen/ welches den Nahmen/ Credit, und Nutzen dividirte und theilete/ wuͤrde auch

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Zitationshilfe: Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sperander_negotiant_1706/42>, abgerufen am 26.04.2024.