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Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706.

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Schuldners Willkühr gestellet würde/ ob er acceptiren oder zahlen
wolte oder nicht.

137. Honor.

Wer honorirt/ thuts weil er den Geber des Wechselbrieffs
vor gut erkennet/ und darmit er die Zahlung erweisen könne/ nimt er
138. nicht ac-
cept.
Ursach
den Wechselbrieff und Protest zu sich. Der aber so nicht acceptirt
thuts darum/ weil er den Trassirer nicht erkennet/ noch deme/ vor
dessen Rechnung die Tratta geschehen agnosciren will/ es sey nun/ daß
ers ihme gar nicht/ oder erst über einige Zeit schuldig ist/ oder aber
daß er sich nicht valiren oder seine Zahlung wieder suchen mag/ wie
ihme der Trassirer/ oder der/ vor dessen Rechnung die Tratta besche-
hen geordonniret hat.

139. accept.
und nicht
zahlen

Acceptiren und nicht zahlen/ ist einem Kauffmann sehr schimpff-
lich: Doch kan mancher diese Ursache nehmen/ weil der Acceptant
keine Provision von dem Trassirer/ oder aber von dem jenigen vor des-
sen Rechnung die Tratta gethan worden/ bekommen/ also daß der Ac-
cep
tant (wohl wissende daß wegen seiner Acceptation der Zahlung
nicht entlediget werden könne/ fals der Trassirer nicht stand hielte)
sich dieser Manier gebrauchte/ und einen seiner Freunde beredet/ daß
er den Wechselbrieff per honor acceptiren und zahlen solle/ um den
Trassirer desto mehr zur puntualen wieder Erstattung zu vermögen/
in deme ein Fremder darzwischen kommen/ und seinen Wechselbrieff
gehonorirt/ der jenige auch/ vor dessen Rechnung die Tratta besche-
hen/ puntualere Wieder-Erstattung thue/ als er in Ubermachung der
Provision sich erwiesen. Obiges maxime, habe sich einer bedienet/
welcher sich nicht valiren wolte nach Order dessen/ vor wessen Rech-
nung die Tratta gethan worden/ weil er ihme nicht so viel vertraue-
te/ hielte sich also darmit den Trassirer verbunden.

140. Krafft
des Wech-
selbrieffs

Der Wechselbrieffe Krafft noch eines zu gedencken/ so soll ein
einmal unterschrieben ausgehändigter
Wechselbrieff in seiner
vollkommenen Krafft und Würckungs Bestand seyn/ als ist
die Valuta noch nicht empfangen/
dann der Wechselbrieff ist aus-
gegeben auff Hoffnung die Valuta zu empfangen/ der Geber des
Wechselbrieffs oder Trassirer hat deme so die Valuta zahlen sollen ge-
trauet und fidirt/ mit Ubergebung des Wechselbrieffs/ der Wechsel-
141. Trassir.
und accept.
Obligo
brieff trägt das Recht mit sich/ daß er bezahlet werden soll und muß/
und daß thut nun nicht der Wechselbrieff vor sich selbst/ sondern das
Geld und würckliche Zahlung: Hat nun des Trassirers Wechsel-

brieff

Schuldners Willkuͤhr geſtellet wuͤrde/ ob er acceptiren oder zahlen
wolte oder nicht.

137. Honor.

Wer honorirt/ thuts weil er den Geber des Wechſelbrieffs
vor gut erkennet/ und darmit er die Zahlung erweiſen koͤnne/ nimt er
138. nicht ac-
cept.
Urſach
den Wechſelbrieff und Proteſt zu ſich. Der aber ſo nicht acceptirt
thuts darum/ weil er den Trasſirer nicht erkennet/ noch deme/ vor
deſſen Rechnung die Tratta geſchehen agnosciren will/ es ſey nun/ daß
ers ihme gar nicht/ oder erſt uͤber einige Zeit ſchuldig iſt/ oder aber
daß er ſich nicht valiren oder ſeine Zahlung wieder ſuchen mag/ wie
ihme der Trasſirer/ oder der/ vor deſſen Rechnung die Tratta beſche-
hen geordonniret hat.

139. accept.
und nicht
zahlen

Acceptiren und nicht zahlen/ iſt einem Kauffmann ſehr ſchimpff-
lich: Doch kan mancher dieſe Urſache nehmen/ weil der Acceptant
keine Proviſion von dem Trasſirer/ oder aber von dem jenigen vor deſ-
ſen Rechnung die Tratta gethan worden/ bekommen/ alſo daß der Ac-
cep
tant (wohl wiſſende daß wegen ſeiner Acceptation der Zahlung
nicht entlediget werden koͤnne/ fals der Trasſirer nicht ſtand hielte)
ſich dieſer Manier gebrauchte/ und einen ſeiner Freunde beredet/ daß
er den Wechſelbrieff per honor acceptiren und zahlen ſolle/ um den
Trasſirer deſto mehr zur puntualen wieder Erſtattung zu vermoͤgen/
in deme ein Fremder darzwiſchen kommen/ und ſeinen Wechſelbrieff
gehonorirt/ der jenige auch/ vor deſſen Rechnung die Tratta beſche-
hen/ puntualere Wieder-Erſtattung thue/ als er in Ubermachung der
Proviſion ſich erwieſen. Obiges maxime, habe ſich einer bedienet/
welcher ſich nicht valiren wolte nach Order deſſen/ vor weſſen Rech-
nung die Tratta gethan worden/ weil er ihme nicht ſo viel vertraue-
te/ hielte ſich alſo darmit den Trasſirer verbunden.

140. Krafft
des Wech-
ſelbrieffs

Der Wechſelbrieffe Krafft noch eines zu gedencken/ ſo ſoll ein
einmal unterſchrieben ausgehaͤndigter
Wechſelbrieff in ſeiner
vollkommenen Krafft und Wuͤrckungs Beſtand ſeyn/ als iſt
die Valuta noch nicht empfangen/
dann der Wechſelbrieff iſt aus-
gegeben auff Hoffnung die Valuta zu empfangen/ der Geber des
Wechſelbrieffs oder Trasſirer hat deme ſo die Valuta zahlen ſollen ge-
trauet und fidirt/ mit Ubergebung des Wechſelbrieffs/ der Wechſel-
141. Trasſir.
und accept.
Obligo
brieff traͤgt das Recht mit ſich/ daß er bezahlet werden ſoll und muß/
und daß thut nun nicht der Wechſelbrieff vor ſich ſelbſt/ ſondern das
Geld und wuͤrckliche Zahlung: Hat nun des Trasſirers Wechſel-

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[28/0040] Schuldners Willkuͤhr geſtellet wuͤrde/ ob er acceptiren oder zahlen wolte oder nicht. Wer honorirt/ thuts weil er den Geber des Wechſelbrieffs vor gut erkennet/ und darmit er die Zahlung erweiſen koͤnne/ nimt er den Wechſelbrieff und Proteſt zu ſich. Der aber ſo nicht acceptirt thuts darum/ weil er den Trasſirer nicht erkennet/ noch deme/ vor deſſen Rechnung die Tratta geſchehen agnosciren will/ es ſey nun/ daß ers ihme gar nicht/ oder erſt uͤber einige Zeit ſchuldig iſt/ oder aber daß er ſich nicht valiren oder ſeine Zahlung wieder ſuchen mag/ wie ihme der Trasſirer/ oder der/ vor deſſen Rechnung die Tratta beſche- hen geordonniret hat. 138. nicht ac- cept. Urſach Acceptiren und nicht zahlen/ iſt einem Kauffmann ſehr ſchimpff- lich: Doch kan mancher dieſe Urſache nehmen/ weil der Acceptant keine Proviſion von dem Trasſirer/ oder aber von dem jenigen vor deſ- ſen Rechnung die Tratta gethan worden/ bekommen/ alſo daß der Ac- ceptant (wohl wiſſende daß wegen ſeiner Acceptation der Zahlung nicht entlediget werden koͤnne/ fals der Trasſirer nicht ſtand hielte) ſich dieſer Manier gebrauchte/ und einen ſeiner Freunde beredet/ daß er den Wechſelbrieff per honor acceptiren und zahlen ſolle/ um den Trasſirer deſto mehr zur puntualen wieder Erſtattung zu vermoͤgen/ in deme ein Fremder darzwiſchen kommen/ und ſeinen Wechſelbrieff gehonorirt/ der jenige auch/ vor deſſen Rechnung die Tratta beſche- hen/ puntualere Wieder-Erſtattung thue/ als er in Ubermachung der Proviſion ſich erwieſen. Obiges maxime, habe ſich einer bedienet/ welcher ſich nicht valiren wolte nach Order deſſen/ vor weſſen Rech- nung die Tratta gethan worden/ weil er ihme nicht ſo viel vertraue- te/ hielte ſich alſo darmit den Trasſirer verbunden. Der Wechſelbrieffe Krafft noch eines zu gedencken/ ſo ſoll ein einmal unterſchrieben ausgehaͤndigter Wechſelbrieff in ſeiner vollkommenen Krafft und Wuͤrckungs Beſtand ſeyn/ als iſt die Valuta noch nicht empfangen/ dann der Wechſelbrieff iſt aus- gegeben auff Hoffnung die Valuta zu empfangen/ der Geber des Wechſelbrieffs oder Trasſirer hat deme ſo die Valuta zahlen ſollen ge- trauet und fidirt/ mit Ubergebung des Wechſelbrieffs/ der Wechſel- brieff traͤgt das Recht mit ſich/ daß er bezahlet werden ſoll und muß/ und daß thut nun nicht der Wechſelbrieff vor ſich ſelbſt/ ſondern das Geld und wuͤrckliche Zahlung: Hat nun des Trasſirers Wechſel- brieff 141. Trasſir. und accept. Obligo

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Zitationshilfe: Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sperander_negotiant_1706/40>, abgerufen am 25.04.2024.