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Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706.

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ge. GOtt gebe ihme mit den neuen Jahre neue Kräffte/ bereiffere
seinen Verstand zu wehlen und zu untersuchen alles was erbar wohl-
anständig und rühmlich seyn mag/ der Seelen Wohlfahrt unver-
gessen/ wit Beybehalt GOtt vor Augen zuhaben und fleißig auch an-
dächtig beten/ so wird GOtt das gedeyen unfehlbahr zum guten Aus-
schlag in allen verleihen.

Mehr hören als reden/ ist zwar vor Junge Leute eine feine
Zucht/ gleichwohl muß man nicht gar zu scharff mit reden seyn/ son-
dern bey Gesellschafft sich auch modest vernehmen lassen in Sachen so
einen wohl kundig und wissend/ darmit man sich erweise kein Ignorant
zu seyn/ sondern daß man was wisse/ verstehe und experimentirt habe/
anders wird es einen vor einen Bauren-stoltz zugerechnet/ und daß
man wenig wisse oder verstehe geachtet.

Es sey den Herr Vetter nicht beschwerlich in Negozi und an
dern erbaulichen guten Dingen immer zu meditiren und speculiren/
auch zu fragen was man nicht weiß/ dann das ist keine Schande/ a-
ber Schande ist es/ wann man nichts zuwissen begehret/ mit blossen Ein-
bildungen angefüllet/ alwo nichts darhinder als Ignorans; kommet
so dann eine Ganß wieder/ wie eine Ganß über Meer geflogen. Ein
wenig Sprachen können und etwas reverens auch Compliment ma-
chen denn man nicht so bey Negozi erfodert wird/ sie seynd zwar gewisser
maßen behülffsam/ allein beym Handelsman wird curiositet und
Gierigkeit alle zuerforschen zu ergründen und zuwissen so viel möglich
was in Handlung passirt/ um da das eine nicht fugen oder nutzen will
ein anders zu ergreiffen sich kurtz zu resolviren; dann alles nutzt nicht
gleichbar oder auf eine Zeit/ sondern gleichwie die Zeiten und Läuffte
verändern/ also muß der kluge verständige und geübte Kauffmann
bedencken und wissen die Zeit Gelegenheit auch conjuncturen und
Läuffte in acht zunehmen/ und nach solchen sich zu reguliren.

Mir ist zwarnicht wissend noch bekant/ wo hin sein Ziel und
Absehen gerichtet/ ob er in seines lieben Herrn Vaters wohl eingerich-
teten Handel treten und succediren will/ welches nach meiner Ein-
falt gar wohl gethan wäre/ dann der Herr Vater wird täglich älter/
seine Kräffte und Gewandigkeit in der Handlung wird mehr ab als zu-
nehmen/ und also vertheile ich er wohl benöthigt iemands/ der ihme
hinführo mit hertzlicher Treue und Liebe an die Hand gehe/ und Sorgen
auch Mühe und Arbeit erleichtern. Was könte den Herrn Vetter rühm-

licher

ge. GOtt gebe ihme mit den neuen Jahre neue Kraͤffte/ bereiffere
ſeinen Verſtand zu wehlen und zu unterſuchen alles was erbar wohl-
anſtaͤndig und ruͤhmlich ſeyn mag/ der Seelen Wohlfahrt unver-
geſſen/ wit Beybehalt GOtt vor Augen zuhaben und fleißig auch an-
daͤchtig beten/ ſo wird GOtt das gedeyen unfehlbahr zum guten Aus-
ſchlag in allen verleihen.

Mehr hoͤren als reden/ iſt zwar vor Junge Leute eine feine
Zucht/ gleichwohl muß man nicht gar zu ſcharff mit reden ſeyn/ ſon-
dern bey Geſellſchafft ſich auch modeſt vernehmen laſſen in Sachen ſo
einen wohl kundig und wiſſend/ darmit man ſich erweiſe kein Ignorant
zu ſeyn/ ſondern daß man was wiſſe/ verſtehe und experimentirt habe/
anders wird es einen vor einen Bauren-ſtoltz zugerechnet/ und daß
man wenig wiſſe oder verſtehe geachtet.

Es ſey den Herr Vetter nicht beſchwerlich in Negozi und an
dern erbaulichen guten Dingen immer zu meditiren und ſpeculiren/
auch zu fragen was man nicht weiß/ dann das iſt keine Schande/ a-
ber Schande iſt es/ wañ man nichts zuwiſſen begehret/ mit bloſſen Ein-
bildungen angefuͤllet/ alwo nichts darhinder als Ignorans; kommet
ſo dann eine Ganß wieder/ wie eine Ganß uͤber Meer geflogen. Ein
wenig Sprachen koͤnnen und etwas reverens auch Compliment ma-
chen deñ man nicht ſo bey Negozi erfodert wird/ ſie ſeynd zwar gewiſſer
maßen behuͤlffſam/ allein beym Handelsman wird curioſitet und
Gierigkeit alle zuerforſchen zu ergruͤnden und zuwiſſen ſo viel moͤglich
was in Handlung paſſirt/ um da das eine nicht fugen oder nutzen will
ein anders zu ergreiffen ſich kurtz zu reſolviren; dann alles nutzt nicht
gleichbar oder auf eine Zeit/ ſondern gleichwie die Zeiten und Laͤuffte
veraͤndern/ alſo muß der kluge verſtaͤndige und geuͤbte Kauffmann
bedencken und wiſſen die Zeit Gelegenheit auch conjuncturen und
Laͤuffte in acht zunehmen/ und nach ſolchen ſich zu reguliren.

Mir iſt zwarnicht wiſſend noch bekant/ wo hin ſein Ziel und
Abſehen gerichtet/ ob er in ſeines lieben Herrn Vaters wohl eingerich-
teten Handel treten und ſuccediren will/ welches nach meiner Ein-
falt gar wohl gethan waͤre/ dann der Herr Vater wird taͤglich aͤlter/
ſeine Kraͤffte und Gewandigkeit in der Handlung wird mehr ab als zu-
nehmen/ und alſo vertheile ich er wohl benoͤthigt iemands/ der ihme
hinfuͤhro mit hertzlicher Treue und Liebe an die Hand gehe/ und Sorgen
auch Muͤhe und Arbeit erleichtern. Was koͤnte den Herrn Vetter ruͤhm-

licher
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Zitationshilfe: Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sperander_negotiant_1706/168>, abgerufen am 21.11.2024.