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Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706.

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und Strandung/ solche Waaren werden nach Art der Haverey ge-
rechnet/ und kommen in keinen Verlust/ wann gleich das Schiff her-
nacher gar zu grunde gehe.

324. Haver.

Haverey ist gemeinigch grosse/ gemeine und kleine. Grosse ist
so über zehen Procento belaufft/ und gemeiniglich auff über Boort
werffen/ kappen/ kabeln/ Tau/ Seegel/ Ancker/ Masten etc. um das
Schiff nebenst einhabenden Gut zu salviren/ und das ist die grosse
und gemeine Haverey. Kleine Haverey aber verstehe sich so nicht ü-
ber zehen Procento sich erstrecket/ als auslauffen naß werden des
Guts Pilolage &c.

Alles so im Schiff/ und darmit Kauffmannschafft getrieben
werden kan/ sey der Haverey unterworffen.

Haverey so wegen Leckwerdung des Schiffs von Sturm/ von
Canonaden, von Stranden etc. gemacht wird/ kan der Schiffer bis
auff zehen Procento freymüthig thun/ wann wie oben erwehnet der
Eigenthums Herr nicht selbst zu gegen/ und daß komme auff die as-
sicurateurs
an/ käme aber die Haverey auff höher zu lauffen/ müs-
se er von authorisirte Leute als Richter und Rath des Orts autenti-
que
Bescheinigung bringen/ daß was er am Schiff gethan höchst nö-
tig gewesen. Sein und Schiffsvolcks Eyd muß auch wohl iederwei-
len gelten.

325. geworf-
fen Gut
auffischen

Fischet der dessen Gut geworffen worden noch etwas wieder
auff/ solches sey exempt der Haverey von werffen/ dann es ist in
Ansehung sein selbst nicht geworffen worden. Fischet auch einer ei-
326. Haver.
behauptet
nig mit dem hernach noch gescheiterten Schiffe gesunckene Gut wie-
der auff/ daß solte billig von Haverey befreyet seyn/ dann durch
des Schiffes Untergang sey sein Gut in einen andern Stand gerathen
in neue Gefahr gekommen/ daraus gerettet durch eigen Glück ohne
Zuthun des Werffens; gleichwie die Güter so gar nicht auffgefischet
werden können/ der Haverey befreyet wären; daß aber die deren Gut
geworffen nicht zustehen wollen/ in Meinung wann ihr Gut nicht
geworffen worden/ gleichwohl noch hätte bey Scheiterung des Schif-
fes mögen auffgefischet werden. Solte nun denen die Haverey wer
den/ deren Gut geworffen worden in alle Fälle/ so hätten sie es besser
weder alle so Gut ins Schiff geladen. Die Güter so bey Noth von
werffen um das Schif zuerleichtern durch das Boot oder sonst in ein
ander Schiff übergebracht werden können/ solche seyn der Haverey

befreyet:

und Strandung/ ſolche Waaren werden nach Art der Haverey ge-
rechnet/ und kommen in keinen Verluſt/ wann gleich das Schiff her-
nacher gar zu grunde gehe.

324. Haver.

Haverey iſt gemeinigch groſſe/ gemeine und kleine. Groſſe iſt
ſo uͤber zehen Procento belaufft/ und gemeiniglich auff uͤber Boort
werffen/ kappen/ kabeln/ Tau/ Seegel/ Ancker/ Maſten ꝛc. um das
Schiff nebenſt einhabenden Gut zu ſalviren/ und das iſt die groſſe
und gemeine Haverey. Kleine Haverey aber verſtehe ſich ſo nicht uͤ-
ber zehen Procento ſich erſtrecket/ als auslauffen naß werden des
Guts Pilolage &c.

Alles ſo im Schiff/ und darmit Kauffmannſchafft getrieben
werden kan/ ſey der Haverey unterworffen.

Haverey ſo wegen Leckwerdung des Schiffs von Sturm/ von
Canonaden, von Stranden ꝛc. gemacht wird/ kan der Schiffer bis
auff zehen Procento freymuͤthig thun/ wann wie oben erwehnet der
Eigenthums Herr nicht ſelbſt zu gegen/ und daß komme auff die as-
ſicurateurs
an/ kaͤme aber die Haverey auff hoͤher zu lauffen/ muͤſ-
ſe er von authoriſirte Leute als Richter und Rath des Orts autenti-
que
Beſcheinigung bringen/ daß was er am Schiff gethan hoͤchſt noͤ-
tig geweſen. Sein und Schiffsvolcks Eyd muß auch wohl iederwei-
len gelten.

325. geworf-
fen Gut
auffiſchen

Fiſchet der deſſen Gut geworffen worden noch etwas wieder
auff/ ſolches ſey exempt der Haverey von werffen/ dann es iſt in
Anſehung ſein ſelbſt nicht geworffen worden. Fiſchet auch einer ei-
326. Haver.
behauptet
nig mit dem hernach noch geſcheiterten Schiffe geſunckene Gut wie-
der auff/ daß ſolte billig von Haverey befreyet ſeyn/ dann durch
des Schiffes Untergang ſey ſein Gut in einen andern Stand gerathen
in neue Gefahr gekommen/ daraus gerettet durch eigen Gluͤck ohne
Zuthun des Werffens; gleichwie die Guͤter ſo gar nicht auffgefiſchet
werden koͤnnen/ der Haverey befreyet waͤren; daß aber die deren Gut
geworffen nicht zuſtehen wollen/ in Meinung wann ihr Gut nicht
geworffen worden/ gleichwohl noch haͤtte bey Scheiterung des Schif-
fes moͤgen auffgefiſchet werden. Solte nun denen die Haverey wer
den/ deren Gut geworffen worden in alle Faͤlle/ ſo haͤtten ſie es beſſer
weder alle ſo Gut ins Schiff geladen. Die Guͤter ſo bey Noth von
werffen um das Schif zuerleichtern durch das Boot oder ſonſt in ein
ander Schiff uͤbergebracht werden koͤnnen/ ſolche ſeyn der Haverey

befreyet:
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[126/0138] und Strandung/ ſolche Waaren werden nach Art der Haverey ge- rechnet/ und kommen in keinen Verluſt/ wann gleich das Schiff her- nacher gar zu grunde gehe. Haverey iſt gemeinigch groſſe/ gemeine und kleine. Groſſe iſt ſo uͤber zehen Procento belaufft/ und gemeiniglich auff uͤber Boort werffen/ kappen/ kabeln/ Tau/ Seegel/ Ancker/ Maſten ꝛc. um das Schiff nebenſt einhabenden Gut zu ſalviren/ und das iſt die groſſe und gemeine Haverey. Kleine Haverey aber verſtehe ſich ſo nicht uͤ- ber zehen Procento ſich erſtrecket/ als auslauffen naß werden des Guts Pilolage &c. Alles ſo im Schiff/ und darmit Kauffmannſchafft getrieben werden kan/ ſey der Haverey unterworffen. Haverey ſo wegen Leckwerdung des Schiffs von Sturm/ von Canonaden, von Stranden ꝛc. gemacht wird/ kan der Schiffer bis auff zehen Procento freymuͤthig thun/ wann wie oben erwehnet der Eigenthums Herr nicht ſelbſt zu gegen/ und daß komme auff die as- ſicurateurs an/ kaͤme aber die Haverey auff hoͤher zu lauffen/ muͤſ- ſe er von authoriſirte Leute als Richter und Rath des Orts autenti- que Beſcheinigung bringen/ daß was er am Schiff gethan hoͤchſt noͤ- tig geweſen. Sein und Schiffsvolcks Eyd muß auch wohl iederwei- len gelten. Fiſchet der deſſen Gut geworffen worden noch etwas wieder auff/ ſolches ſey exempt der Haverey von werffen/ dann es iſt in Anſehung ſein ſelbſt nicht geworffen worden. Fiſchet auch einer ei- nig mit dem hernach noch geſcheiterten Schiffe geſunckene Gut wie- der auff/ daß ſolte billig von Haverey befreyet ſeyn/ dann durch des Schiffes Untergang ſey ſein Gut in einen andern Stand gerathen in neue Gefahr gekommen/ daraus gerettet durch eigen Gluͤck ohne Zuthun des Werffens; gleichwie die Guͤter ſo gar nicht auffgefiſchet werden koͤnnen/ der Haverey befreyet waͤren; daß aber die deren Gut geworffen nicht zuſtehen wollen/ in Meinung wann ihr Gut nicht geworffen worden/ gleichwohl noch haͤtte bey Scheiterung des Schif- fes moͤgen auffgefiſchet werden. Solte nun denen die Haverey wer den/ deren Gut geworffen worden in alle Faͤlle/ ſo haͤtten ſie es beſſer weder alle ſo Gut ins Schiff geladen. Die Guͤter ſo bey Noth von werffen um das Schif zuerleichtern durch das Boot oder ſonſt in ein ander Schiff uͤbergebracht werden koͤnnen/ ſolche ſeyn der Haverey befreyet: 326. Haver. behauptet

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Zitationshilfe: Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sperander_negotiant_1706/138>, abgerufen am 02.05.2024.