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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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Mein wort und meine predigt war
nit in vernünfftigen reden mensch-
licher weißheit/ sondern in bewei-
sung deß geistes und derkrafft/ auff
daß euer glaub bestehe nicht auff
menschen weißheit/ sondern auff
GOttes krafft.
Ja/ wir solten wol
sagen mögen: Der so hocherleuchte Apostel/
wo er jetzo zu uns käme/ solte wol selbst vieles
nicht verstehen/ so zuweilen solche lüsterende
Ingenia, an heiligen stätten vorbringen:
Das macht/ er hatte seine weißheit nit von
menschen kunst/ sondern der erleuchtung
deß Geistes/ die als himmel und erde von
einander sind. Und so wenig diese von jener
begriffen werden kan/ so wenig sind die mit
dieser angefüllte seelen bequem sich zu jenen
krafftlosen phant asien herab zu lassen.

Da es nun also in den ständen gehet/ wel-
che den dritten stand/ und in demselben die
meiste/ solten regieren und zu der wahren
gottseligkeit führen/ mag nun leicht erra-
then werden/ wie es dann in demselben gehet;
Nehmlich wie es abermahl vor augen ligt/
daß man der regeln Christi keine in offenem
schwang sihet.

Unser
B 6

Mein woꝛt und meine predigt war
nit in vernuͤnfftigen reden menſch-
licher weißheit/ ſondern in bewei-
ſung deß geiſtes und derkrafft/ auff
daß euer glaub beſtehe nicht auff
menſchen weißheit/ ſondern auff
GOttes krafft.
Ja/ wir ſolten wol
ſagen moͤgen: Der ſo hocherleuchte Apoſtel/
wo er jetzo zu uns kaͤme/ ſolte wol ſelbſt vieles
nicht verſtehen/ ſo zuweilen ſolche luͤſterende
Ingenia, an heiligen ſtaͤtten vorbringen:
Das macht/ er hatte ſeine weißheit nit von
menſchen kunſt/ ſondern der erleuchtung
deß Geiſtes/ die als himmel und erde von
einander ſind. Und ſo wenig dieſe von jener
begriffen werden kan/ ſo wenig ſind die mit
dieſer angefuͤllte ſeelen bequem ſich zu jenen
krafftloſen phant aſien herab zu laſſen.

Da es nun alſo in den ſtaͤnden gehet/ wel-
che den dritten ſtand/ und in demſelben die
meiſte/ ſolten regieren und zu der wahren
gottſeligkeit fuͤhren/ mag nun leicht erra-
then werden/ wie es dañ in demſelben gehet;
Nehmlich wie es abermahl vor augen ligt/
daß man der regeln Chriſti keine in offenem
ſchwang ſihet.

Unſer
B 6
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[35/0061] Mein woꝛt und meine predigt war nit in vernuͤnfftigen reden menſch- licher weißheit/ ſondern in bewei- ſung deß geiſtes und derkrafft/ auff daß euer glaub beſtehe nicht auff menſchen weißheit/ ſondern auff GOttes krafft. Ja/ wir ſolten wol ſagen moͤgen: Der ſo hocherleuchte Apoſtel/ wo er jetzo zu uns kaͤme/ ſolte wol ſelbſt vieles nicht verſtehen/ ſo zuweilen ſolche luͤſterende Ingenia, an heiligen ſtaͤtten vorbringen: Das macht/ er hatte ſeine weißheit nit von menſchen kunſt/ ſondern der erleuchtung deß Geiſtes/ die als himmel und erde von einander ſind. Und ſo wenig dieſe von jener begriffen werden kan/ ſo wenig ſind die mit dieſer angefuͤllte ſeelen bequem ſich zu jenen krafftloſen phant aſien herab zu laſſen. Da es nun alſo in den ſtaͤnden gehet/ wel- che den dritten ſtand/ und in demſelben die meiſte/ ſolten regieren und zu der wahren gottſeligkeit fuͤhren/ mag nun leicht erra- then werden/ wie es dañ in demſelben gehet; Nehmlich wie es abermahl vor augen ligt/ daß man der regeln Chriſti keine in offenem ſchwang ſihet. Unſer B 6

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/61>, abgerufen am 23.11.2024.