Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

5. Den Sündengreuel wil der tausende
nit gestehen. Die seltenmalige (a) Truncken-
heit/ (p. 37.) so gleichwol Christus an seine
einmalige Zukunfft als verdammlich hencket/
Luc. 21/ 34. wird geheget wie Bacchus bey den
Heyden. (b) Die den Rechts-Processen (p.
40.) fast unauß setzlich nachschleichende Neid
schlange ist von mir offt gewiesen/ aber leider/
nicht verwiesen. Es steckt ein so tieff verbor-
genes Gifft bey den meisten Gemüthern der
Rechtenden/ daß es biß in den Schein der
Gottseligkeit hinein wurtzelt; und/ indem eine
Parthey die andere verdammet/ meynet/ sie
thue noch einheilig Werck, wann sie den Wi-
derpart Gottes und der Obrigkeit Rache be-
fihlet. Daher offt/ wann man ihnen/ das von
anfange deß Processes vorgelegte Sprüch-
lein Christi/ Matth. 5/ 24. jetzt/ da man sich
zum Narren und Betler gerechtet/ umb die
Ohren schlägt; noch nit hertzlich gestehet und
bekennet/ man habe gesündigt. (c) Jn Hand-
lungen wil Jch nit rüttelen/ daß man z. e. in-
sonderheit Soldaten so theuer verkauffet/
als man kan; sondern/ wann etwas spottwol-
feiles zu kauffen kommet/ solte es gleich den
betrübtesten Leuten/ Witwen/ Wäisen/ etc.

durch
O 4

5. Den Suͤndengreuel wil der tauſende
nit geſtehen. Die ſeltenmalige (a) Truncken-
heit/ (p. 37.) ſo gleichwol Chriſtus an ſeine
einmalige Zukunfft als verdam̃lich hencket/
Luc. 21/ 34. wird geheget wie Bacchus bey den
Heyden. (b) Die den Rechts-Proceſſen (p.
40.) faſt unauß ſetzlich nachſchleichende Neid
ſchlange iſt von mir offt gewieſen/ aber leider/
nicht verwieſen. Es ſteckt ein ſo tieff verbor-
genes Gifft bey den meiſten Gemuͤthern der
Rechtenden/ daß es biß in den Schein der
Gottſeligkeit hinein wurtzelt; und/ indem eine
Parthey die andere verdammet/ meynet/ ſie
thue noch einheilig Werck, wann ſie den Wi-
derpart Gottes und der Obrigkeit Rache be-
fihlet. Daher offt/ wann man ihnen/ das von
anfange deß Proceſſes vorgelegte Spruͤch-
lein Chriſti/ Matth. 5/ 24. jetzt/ da man ſich
zum Narren und Betler gerechtet/ umb die
Ohren ſchlaͤgt; noch nit hertzlich geſtehet und
bekennet/ man habe geſuͤndigt. (c) Jn Hand-
lungen wil Jch nit ruͤttelen/ daß man z. e. in-
ſonderheit Soldaten ſo theuer verkauffet/
als man kan; ſondern/ wann etwas ſpottwol-
feiles zu kauffen kommet/ ſolte es gleich den
betruͤbteſten Leuten/ Witwen/ Waͤiſen/ ꝛc.

durch
O 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0345" n="319"/>
        <p>5. Den Su&#x0364;ndengreuel wil der tau&#x017F;ende<lb/>
nit ge&#x017F;tehen. Die &#x017F;eltenmalige <hi rendition="#aq">(a)</hi> Truncken-<lb/>
heit/ (<hi rendition="#aq">p.</hi> 37.) &#x017F;o gleichwol Chri&#x017F;tus an &#x017F;eine<lb/>
einmalige Zukunfft als verdam&#x0303;lich hencket/<lb/>
Luc. 21/ 34. wird geheget wie Bacchus bey den<lb/>
Heyden. <hi rendition="#aq">(b)</hi> Die den Rechts-Proce&#x017F;&#x017F;en (<hi rendition="#aq">p.</hi><lb/>
40.) fa&#x017F;t unauß &#x017F;etzlich nach&#x017F;chleichende Neid<lb/>
&#x017F;chlange i&#x017F;t von mir offt gewie&#x017F;en/ aber leider/<lb/>
nicht verwie&#x017F;en. Es &#x017F;teckt ein &#x017F;o tieff verbor-<lb/>
genes Gifft bey den mei&#x017F;ten Gemu&#x0364;thern der<lb/>
Rechtenden/ daß es biß in den Schein der<lb/>
Gott&#x017F;eligkeit hinein wurtzelt; und/ indem eine<lb/>
Parthey die andere verdammet/ meynet/ &#x017F;ie<lb/>
thue noch einheilig Werck, wann &#x017F;ie den Wi-<lb/>
derpart Gottes und der Obrigkeit Rache be-<lb/>
fihlet. Daher offt/ wann man ihnen/ das von<lb/>
anfange deß Proce&#x017F;&#x017F;es vorgelegte Spru&#x0364;ch-<lb/>
lein Chri&#x017F;ti/ Matth. 5/ 24. jetzt/ da man &#x017F;ich<lb/>
zum Narren und Betler gerechtet/ umb die<lb/>
Ohren &#x017F;chla&#x0364;gt; noch nit hertzlich ge&#x017F;tehet und<lb/>
bekennet/ man habe ge&#x017F;u&#x0364;ndigt. <hi rendition="#aq">(c)</hi> Jn Hand-<lb/>
lungen wil Jch nit ru&#x0364;ttelen/ daß man z. e. in-<lb/>
&#x017F;onderheit Soldaten &#x017F;o theuer verkauffet/<lb/>
als man kan; &#x017F;ondern/ wann etwas &#x017F;pottwol-<lb/>
feiles zu kauffen kommet/ &#x017F;olte es gleich den<lb/>
betru&#x0364;bte&#x017F;ten Leuten/ Witwen/ Wa&#x0364;i&#x017F;en/ &#xA75B;c.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 4</fw><fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0345] 5. Den Suͤndengreuel wil der tauſende nit geſtehen. Die ſeltenmalige (a) Truncken- heit/ (p. 37.) ſo gleichwol Chriſtus an ſeine einmalige Zukunfft als verdam̃lich hencket/ Luc. 21/ 34. wird geheget wie Bacchus bey den Heyden. (b) Die den Rechts-Proceſſen (p. 40.) faſt unauß ſetzlich nachſchleichende Neid ſchlange iſt von mir offt gewieſen/ aber leider/ nicht verwieſen. Es ſteckt ein ſo tieff verbor- genes Gifft bey den meiſten Gemuͤthern der Rechtenden/ daß es biß in den Schein der Gottſeligkeit hinein wurtzelt; und/ indem eine Parthey die andere verdammet/ meynet/ ſie thue noch einheilig Werck, wann ſie den Wi- derpart Gottes und der Obrigkeit Rache be- fihlet. Daher offt/ wann man ihnen/ das von anfange deß Proceſſes vorgelegte Spruͤch- lein Chriſti/ Matth. 5/ 24. jetzt/ da man ſich zum Narren und Betler gerechtet/ umb die Ohren ſchlaͤgt; noch nit hertzlich geſtehet und bekennet/ man habe geſuͤndigt. (c) Jn Hand- lungen wil Jch nit ruͤttelen/ daß man z. e. in- ſonderheit Soldaten ſo theuer verkauffet/ als man kan; ſondern/ wann etwas ſpottwol- feiles zu kauffen kommet/ ſolte es gleich den betruͤbteſten Leuten/ Witwen/ Waͤiſen/ ꝛc. durch O 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/345
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/345>, abgerufen am 03.05.2024.