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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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Da dann wo die Beichte hertzlich ist/ man
sich die scham und schand gar nicht anfech-
ten lässt/ seinem Beicht-Vatter alles treu-
lich zu offenbahren/ weil ja die wahre Busse
ohne scham nicht seyn kan/ und GOTT
gemeiniglich das/ was man sich im verbor-
genen zu beichten schämet/ offentlich an Tag
bringet/ wie die erfahrung es hin und wie-
der lehret. Nimmet nun der Seelsorger
mehr zeit als er sonst gewohnet zu seiner
Beicht/ und ermahnet daselbst nach Pauli
Exempel einen jeglichen mit Thränen/
der Confitent gebrauchet sich auch seines
Raths und Trostes/ so ist abermahl grosse
hoffnung eines bessern Christenthums zu
schöpffen/ welches GOTT in gnaden geben
wolle.

Noch dieses erinnere Jch/ daß doch die
Prediger mit allerhand Krancken nicht so
gleich zufahren/ und ihnen deß Herren
Abendmahl reichen; Es ist die wahre Busse
warhafftig nicht so bald zu würcken/ als sich
manche einbilden/ ohne welche doch solche
Göttliche Mahlzeit zum Gericht dem Men-
schen gereichet/ und nicht zur Seligkeit.
Daher die Leute beweglich zu ermahnen sind/

daß
N

Da dann wo die Beichte hertzlich iſt/ man
ſich die ſcham und ſchand gar nicht anfech-
ten laͤſſt/ ſeinem Beicht-Vatter alles treu-
lich zu offenbahren/ weil ja die wahre Buſſe
ohne ſcham nicht ſeyn kan/ und GOTT
gemeiniglich das/ was man ſich im verbor-
genen zu beichten ſchaͤmet/ offentlich an Tag
bringet/ wie die erfahrung es hin und wie-
der lehret. Nimmet nun der Seelſorger
mehr zeit als er ſonſt gewohnet zu ſeiner
Beicht/ und ermahnet daſelbſt nach Pauli
Exempel einen jeglichen mit Thraͤnen/
der Confitent gebrauchet ſich auch ſeines
Raths und Troſtes/ ſo iſt abermahl groſſe
hoffnung eines beſſern Chriſtenthums zu
ſchoͤpffen/ welches GOTT in gnaden geben
wolle.

Noch dieſes erinnere Jch/ daß doch die
Prediger mit allerhand Krancken nicht ſo
gleich zufahren/ und ihnen deß Herren
Abendmahl reichen; Es iſt die wahre Buſſe
warhafftig nicht ſo bald zu würcken/ als ſich
manche einbilden/ ohne welche doch ſolche
Goͤttliche Mahlzeit zum Gericht dem Men-
ſchen gereichet/ und nicht zur Seligkeit.
Daher die Leute beweglich zu ermahnen ſind/

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[289/0315] Da dann wo die Beichte hertzlich iſt/ man ſich die ſcham und ſchand gar nicht anfech- ten laͤſſt/ ſeinem Beicht-Vatter alles treu- lich zu offenbahren/ weil ja die wahre Buſſe ohne ſcham nicht ſeyn kan/ und GOTT gemeiniglich das/ was man ſich im verbor- genen zu beichten ſchaͤmet/ offentlich an Tag bringet/ wie die erfahrung es hin und wie- der lehret. Nimmet nun der Seelſorger mehr zeit als er ſonſt gewohnet zu ſeiner Beicht/ und ermahnet daſelbſt nach Pauli Exempel einen jeglichen mit Thraͤnen/ der Confitent gebrauchet ſich auch ſeines Raths und Troſtes/ ſo iſt abermahl groſſe hoffnung eines beſſern Chriſtenthums zu ſchoͤpffen/ welches GOTT in gnaden geben wolle. Noch dieſes erinnere Jch/ daß doch die Prediger mit allerhand Krancken nicht ſo gleich zufahren/ und ihnen deß Herren Abendmahl reichen; Es iſt die wahre Buſſe warhafftig nicht ſo bald zu würcken/ als ſich manche einbilden/ ohne welche doch ſolche Goͤttliche Mahlzeit zum Gericht dem Men- ſchen gereichet/ und nicht zur Seligkeit. Daher die Leute beweglich zu ermahnen ſind/ daß N

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/315>, abgerufen am 24.11.2024.