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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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zukommen/ sintemahl solches GOTT nicht
wird ungestraffet lassen.

Auch ist es ein gemeiner fehler/ daß die
eine Parthey/ wo sie vor der Obrigkeit nichts
hoffet außzurichten/ oder unrecht ist ver-
dammet worden/ sich selbst zu rächen suchet/
oder es dem Nächsten nachhält/ und siehet
wie sie ihm so viel gefährlicher beykommen/
und zu seiner zeit es ihm rechtschaffen vergel-
ten könne; Die es am besten machen wollen/
befehlen die sache GOTT dem gerechten
Richter/ nicht/ daß Er ihre feinde etwa be-
kehre/ und ihnen das böse vergebe/ sondern
mit ewigem feuer räche/ und vergelte was
sie ihm unrechts gethan/ so abermahl sünde/
und deinem täglichen gebet zuwider: Ver-
gib uns unser schuld/ als wir vergeben
unsern schuldigern;
O wer die krafft
dieser Bitt recht erwegete/ dem wird die lust
zu hadern vergehen.

III. Die heilige Handlungsart/ von denen
leuten Sirach wol gesagt hat/ daß Sünde
zwischen Käuffer und Verkäuffer steckt/ wie
der Nagel in der Wand/ zwischen zween
Steinen. Daher Jch lang gewünschet/ daß
diesen Menschen/ welche so gar schwehrlich

sich

zukommen/ ſintemahl ſolches GOTT nicht
wird ungeſtraffet laſſen.

Auch iſt es ein gemeiner fehler/ daß die
eine Parthey/ wo ſie vor der Obrigkeit nichts
hoffet außzurichten/ oder unrecht iſt ver-
dammet worden/ ſich ſelbſt zu raͤchen ſuchet/
oder es dem Naͤchſten nachhaͤlt/ und ſiehet
wie ſie ihm ſo viel gefaͤhrlicher beykommen/
und zu ſeiner zeit es ihm rechtſchaffen vergel-
ten koͤnne; Die es am beſten machen wollen/
befehlen die ſache GOTT dem gerechten
Richter/ nicht/ daß Er ihre feinde etwa be-
kehre/ und ihnen das boͤſe vergebe/ ſondern
mit ewigem feuer raͤche/ und vergelte was
ſie ihm unrechts gethan/ ſo abermahl ſuͤnde/
und deinem taͤglichen gebet zuwider: Ver-
gib uns unſer ſchuld/ als wir vergebẽ
unſern ſchuldigern;
O wer die krafft
dieſer Bitt recht erwegete/ dem wird die luſt
zu hadern vergehen.

III. Die heilige Handlungsart/ von denen
leuten Sirach wol geſagt hat/ daß Suͤnde
zwiſchen Kaͤuffer und Verkaͤuffer ſteckt/ wie
der Nagel in der Wand/ zwiſchen zween
Steinen. Daher Jch lang gewuͤnſchet/ daß
dieſen Menſchen/ welche ſo gar ſchwehrlich

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[190/0216] zukommen/ ſintemahl ſolches GOTT nicht wird ungeſtraffet laſſen. Auch iſt es ein gemeiner fehler/ daß die eine Parthey/ wo ſie vor der Obrigkeit nichts hoffet außzurichten/ oder unrecht iſt ver- dammet worden/ ſich ſelbſt zu raͤchen ſuchet/ oder es dem Naͤchſten nachhaͤlt/ und ſiehet wie ſie ihm ſo viel gefaͤhrlicher beykommen/ und zu ſeiner zeit es ihm rechtſchaffen vergel- ten koͤnne; Die es am beſten machen wollen/ befehlen die ſache GOTT dem gerechten Richter/ nicht/ daß Er ihre feinde etwa be- kehre/ und ihnen das boͤſe vergebe/ ſondern mit ewigem feuer raͤche/ und vergelte was ſie ihm unrechts gethan/ ſo abermahl ſuͤnde/ und deinem taͤglichen gebet zuwider: Ver- gib uns unſer ſchuld/ als wir vergebẽ unſern ſchuldigern; O wer die krafft dieſer Bitt recht erwegete/ dem wird die luſt zu hadern vergehen. III. Die heilige Handlungsart/ von denen leuten Sirach wol geſagt hat/ daß Suͤnde zwiſchen Kaͤuffer und Verkaͤuffer ſteckt/ wie der Nagel in der Wand/ zwiſchen zween Steinen. Daher Jch lang gewuͤnſchet/ daß dieſen Menſchen/ welche ſo gar ſchwehrlich ſich

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/216>, abgerufen am 28.04.2024.