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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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und gleichsam eigenem persuadiren dis-
poni
ren dörffen/ sondern von dem eiffer
vor Göttliche ehre und brunst der liebe/ da
diese durch eine gelegenheit ermuntert wor-
den/ oder gleichsam allein eine gelegenheit
darzu geben wird/ stracks uns entzündet
fühlen/ daß wir nicht wohl das jenige/ ohne
uns selbs zwang anzuthun/ zu unterlassen
vermöchten/ was dieselbe von uns erfor-
dern. Sonderlich wo wir eben zu andern
mahlen/ da uns gleiche gelegenheit auffge-
stossen/ nicht einerley gefühlet/ welches etwa
bey den dingen zu geschehen pfleget/ wozu
man eine einige zuneigung hat/ sondern et-
wa bedörfft haben/ uns mit mehrerm zu
dem jenigen auffzumuntern/ was unsre
pflicht ist. Bey den alten geschahe derglei-
chen mehrmahl in heroischen thaten oder
prophetischem trieb durch unmittelbare son-
dere überkunfft des heiligen Geistes/ davon
es unterschiedlich in heiliger Schrifft heis-
set: Der Geist des HErrn geriethe ü-
ber ihn
: wie von Simson stehet/ Richter
14/ 6. 19. 15/ 14 wodurch solcher held alle-
mahl so wol einen trieb/ als krafft/ über-
menschliche dinge zu thun/ bekam. Also
gerieth auch der Geist des HErrn nach des

Pro-

und gleichſam eigenem perſuadiren dis-
poni
ren doͤrffen/ ſondern von dem eiffer
vor Goͤttliche ehre und brunſt der liebe/ da
dieſe durch eine gelegenheit ermuntert wor-
den/ oder gleichſam allein eine gelegenheit
darzu geben wird/ ſtracks uns entzündet
fühlen/ daß wir nicht wohl das jenige/ ohne
uns ſelbs zwang anzuthun/ zu unterlaſſen
vermoͤchten/ was dieſelbe von uns erfor-
dern. Sonderlich wo wir eben zu andern
mahlen/ da uns gleiche gelegenheit auffge-
ſtoſſen/ nicht einerley gefühlet/ welches etwa
bey den dingen zu geſchehen pfleget/ wozu
man eine einige zuneigung hat/ ſondern et-
wa bedoͤrfft haben/ uns mit mehrerm zu
dem jenigen auffzumuntern/ was unſre
pflicht iſt. Bey den alten geſchahe derglei-
chen mehrmahl in heroiſchen thaten oder
prophetiſchem trieb durch unmittelbare ſon-
dere überkunfft des heiligen Geiſtes/ davon
es unterſchiedlich in heiliger Schrifft heiſ-
ſet: Der Geiſt des HErrn geriethe ü-
ber ihn
: wie von Simſon ſtehet/ Richter
14/ 6. 19. 15/ 14 wodurch ſolcher held alle-
mahl ſo wol einen trieb/ als krafft/ über-
menſchliche dinge zu thun/ bekam. Alſo
gerieth auch der Geiſt des HErrn nach des

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[28/0090] und gleichſam eigenem perſuadiren dis- poniren doͤrffen/ ſondern von dem eiffer vor Goͤttliche ehre und brunſt der liebe/ da dieſe durch eine gelegenheit ermuntert wor- den/ oder gleichſam allein eine gelegenheit darzu geben wird/ ſtracks uns entzündet fühlen/ daß wir nicht wohl das jenige/ ohne uns ſelbs zwang anzuthun/ zu unterlaſſen vermoͤchten/ was dieſelbe von uns erfor- dern. Sonderlich wo wir eben zu andern mahlen/ da uns gleiche gelegenheit auffge- ſtoſſen/ nicht einerley gefühlet/ welches etwa bey den dingen zu geſchehen pfleget/ wozu man eine einige zuneigung hat/ ſondern et- wa bedoͤrfft haben/ uns mit mehrerm zu dem jenigen auffzumuntern/ was unſre pflicht iſt. Bey den alten geſchahe derglei- chen mehrmahl in heroiſchen thaten oder prophetiſchem trieb durch unmittelbare ſon- dere überkunfft des heiligen Geiſtes/ davon es unterſchiedlich in heiliger Schrifft heiſ- ſet: Der Geiſt des HErrn geriethe ü- ber ihn: wie von Simſon ſtehet/ Richter 14/ 6. 19. 15/ 14 wodurch ſolcher held alle- mahl ſo wol einen trieb/ als krafft/ über- menſchliche dinge zu thun/ bekam. Alſo gerieth auch der Geiſt des HErrn nach des Pro-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/90>, abgerufen am 17.05.2024.