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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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auff solche unterschiedliche art ausgerüstet
worden/ wie er es zu jederzeit zu der damali-
gen leute begriff und zustand/ auch zu den
dingen/ dazu er sie verordnet/ am tüchtigsten
erachtet hat. Wo also der auch natürlichen
gaben eine grosse mannigfaltigkeit sich fin-
det/ die mit grosser weißheit von GOtt
dermassen ausgetheilet worden/ daß weder
einer als hätte/ noch zu jederzeit es an der
jenigen gabe mangelte/ welche damal oder
auch zu diesen und jenen geschäfften noth-
wendig war. Welches uns so wohl auff-
muntern mag zum preiß solcher Göttlichen
weisen regierung/ als auch uns vorsichtig
machen solle/ daß wir von jeder lehrer
gaben/ nicht vermessen/ sondern mit demuth
gegen Gott/ den freyen austheiler derselben
und mit erkäntnüß unserer unwissenheit/
urtheilen: auff welchem wege allein wir
uns vor sünden in solcher sache hüten kön-
nen. Also werden wir leute finden/ durch
die GOtt grosses gethan/ und ihnen dabey
eine hitzige und feurige natur gegeben/ daß
auch manche ihre handlungen/ wo sie einer
bloß mit natürlichen augen ansiehet/ eine
allzugrosse heftigkeit in sich gehabt zu haben
scheinen/ dergleichen leute aber der HERR

zu
A 4

auff ſolche unterſchiedliche art ausgerüſtet
worden/ wie er es zu jederzeit zu der damali-
gen leute begriff und zuſtand/ auch zu den
dingen/ dazu er ſie veroꝛdnet/ am tüchtigſten
erachtet hat. Wo alſo der auch natürlichen
gaben eine groſſe mannigfaltigkeit ſich fin-
det/ die mit groſſer weißheit von GOtt
dermaſſen ausgetheilet worden/ daß weder
einer als haͤtte/ noch zu jederzeit es an der
jenigen gabe mangelte/ welche damal oder
auch zu dieſen und jenen geſchaͤfften noth-
wendig war. Welches uns ſo wohl auff-
muntern mag zum preiß ſolcher Goͤttlichen
weiſen regierung/ als auch uns vorſichtig
machen ſolle/ daß wir von jeder lehrer
gaben/ nicht vermeſſen/ ſondern mit demuth
gegen Gott/ den freyen austheiler derſelben
und mit erkaͤntnüß unſerer unwiſſenheit/
urtheilen: auff welchem wege allein wir
uns vor ſünden in ſolcher ſache hüten koͤn-
nen. Alſo werden wir leute finden/ durch
die GOtt groſſes gethan/ und ihnen dabey
eine hitzige und feurige natur gegeben/ daß
auch manche ihre handlungen/ wo ſie einer
bloß mit natürlichen augen anſiehet/ eine
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[7/0069] auff ſolche unterſchiedliche art ausgerüſtet worden/ wie er es zu jederzeit zu der damali- gen leute begriff und zuſtand/ auch zu den dingen/ dazu er ſie veroꝛdnet/ am tüchtigſten erachtet hat. Wo alſo der auch natürlichen gaben eine groſſe mannigfaltigkeit ſich fin- det/ die mit groſſer weißheit von GOtt dermaſſen ausgetheilet worden/ daß weder einer als haͤtte/ noch zu jederzeit es an der jenigen gabe mangelte/ welche damal oder auch zu dieſen und jenen geſchaͤfften noth- wendig war. Welches uns ſo wohl auff- muntern mag zum preiß ſolcher Goͤttlichen weiſen regierung/ als auch uns vorſichtig machen ſolle/ daß wir von jeder lehrer gaben/ nicht vermeſſen/ ſondern mit demuth gegen Gott/ den freyen austheiler derſelben und mit erkaͤntnüß unſerer unwiſſenheit/ urtheilen: auff welchem wege allein wir uns vor ſünden in ſolcher ſache hüten koͤn- nen. Alſo werden wir leute finden/ durch die GOtt groſſes gethan/ und ihnen dabey eine hitzige und feurige natur gegeben/ daß auch manche ihre handlungen/ wo ſie einer bloß mit natürlichen augen anſiehet/ eine allzugroſſe heftigkeit in ſich gehabt zu haben ſcheinen/ dergleichen leute aber der HERR zu A 4

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/69>, abgerufen am 18.05.2024.