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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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dann es also klug und subtil/ und behende in
ihm selber ist/ daß es also hoch steiget und
klimmert/ daß es wähnet/ es seye über na-
tur/ und sey der natur nnd creatur unmög-
lich/ also hoch zu kommen/ darum wähnet
es/ es sey GOtt. und daher nimmt es sich
alles des an/ das GOtt zugehört/ und in-
sonderheit als Gott in Ewigkeit/ und nicht
als er mensch ist. Und darum spricht es/ und
wähnet/ es seye über alle wercke/ worte/
weise/ ordnung/ und über das leibliche
leben Christi/ das er in der menschheit hät-
te/ darum will es ungerührt und unange-
fochten seyn von allen creaturen und aller
creaturen werck/ es sey böse oder gut/ es
sey wider Gott oder nicht/ das ist ihm alles
gleich/ und stehet sein alles ledig/ aller mas-
se/ wie GOtt in der ewigkeit/ und des an-
dern allen/ das Gott zugehöret/ und nicht
creaturen/ des nimt es fich allen an/ gleich
als gehöre es ihm zu/ und es sey aller dinge
würdig/ und es sey billich und recht/ daß
ihm alle creaturen dienen und unterthan
seyn/ und also bleibt da kein leyd/ leyden
und betrübnis/ um kein ding oder sache/
dann allein ein leiblich und sinnlich empfin-
den/ welches müsse bleiben bis an den leib-

lichen

dann es alſo klug und ſubtil/ und behende in
ihm ſelber iſt/ daß es alſo hoch ſteiget und
klimmert/ daß es waͤhnet/ es ſeye über na-
tur/ und ſey der natur nnd creatur unmoͤg-
lich/ alſo hoch zu kommen/ darum waͤhnet
es/ es ſey GOtt. und daher nimmt es ſich
alles des an/ das GOtt zugehoͤrt/ und in-
ſonderheit als Gott in Ewigkeit/ und nicht
als er menſch iſt. Und darum ſpricht es/ und
waͤhnet/ es ſeye über alle wercke/ worte/
weiſe/ ordnung/ und über das leibliche
leben Chriſti/ das er in der menſchheit haͤt-
te/ darum will es ungerührt und unange-
fochten ſeyn von allen creaturen und aller
creaturen werck/ es ſey boͤſe oder gut/ es
ſey wider Gott oder nicht/ das iſt ihm alles
gleich/ und ſtehet ſein alles ledig/ aller maſ-
ſe/ wie GOtt in der ewigkeit/ und des an-
dern allen/ das Gott zugehoͤret/ und nicht
creaturen/ des nimt es fich allen an/ gleich
als gehoͤre es ihm zu/ und es ſey aller dinge
würdig/ und es ſey billich und recht/ daß
ihm alle creaturen dienen und unterthan
ſeyn/ und alſo bleibt da kein leyd/ leyden
und betrübnis/ um kein ding oder ſache/
dann allein ein leiblich und ſinnlich empfin-
den/ welches müſſe bleiben bis an den leib-

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[372/0434] dann es alſo klug und ſubtil/ und behende in ihm ſelber iſt/ daß es alſo hoch ſteiget und klimmert/ daß es waͤhnet/ es ſeye über na- tur/ und ſey der natur nnd creatur unmoͤg- lich/ alſo hoch zu kommen/ darum waͤhnet es/ es ſey GOtt. und daher nimmt es ſich alles des an/ das GOtt zugehoͤrt/ und in- ſonderheit als Gott in Ewigkeit/ und nicht als er menſch iſt. Und darum ſpricht es/ und waͤhnet/ es ſeye über alle wercke/ worte/ weiſe/ ordnung/ und über das leibliche leben Chriſti/ das er in der menſchheit haͤt- te/ darum will es ungerührt und unange- fochten ſeyn von allen creaturen und aller creaturen werck/ es ſey boͤſe oder gut/ es ſey wider Gott oder nicht/ das iſt ihm alles gleich/ und ſtehet ſein alles ledig/ aller maſ- ſe/ wie GOtt in der ewigkeit/ und des an- dern allen/ das Gott zugehoͤret/ und nicht creaturen/ des nimt es fich allen an/ gleich als gehoͤre es ihm zu/ und es ſey aller dinge würdig/ und es ſey billich und recht/ daß ihm alle creaturen dienen und unterthan ſeyn/ und alſo bleibt da kein leyd/ leyden und betrübnis/ um kein ding oder ſache/ dann allein ein leiblich und ſinnlich empfin- den/ welches müſſe bleiben bis an den leib- lichen

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/434>, abgerufen am 01.06.2024.