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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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ungerechte kriegs- und sonst offenbare ge-
walt und vertringung/ oder durch furcht/
da die andere sich zu schwach wissende selbst
weichen müssen/ oder unter dem schein des
rechtens durch processe, oder wie es nahmen
haben mag? damit er sich das göttliche bild
und obrigkeitliche gewalt über dergleichen
acquisi[t]a, so ihm GOtt nicht gegeben/ selbst
geraubt hätte.

Ob er einigen unnöthigen krieg angefan-
gen/ oder sich darein ohne noth gemischet/
und das schwerdt anders gebraucht/ als zu
vertheidigung seiner von GOtt anbefohl-
nen unterthanen/ sondern zu seiner ehr und
glorie/ zu vermehrung land und leut/ und
der einkünfften/ zur rache und aus der glei-
chen fleischlichen ursachen? wo er wissen muß/
daß in solchem fall alles bey der seits vergos-
sene blut/ alles land verderben/ alle dadurch
veranlaßte sünden/ aller erfolgter jammer/
auff seine rechnung vor GOtt komme/ nicht
anders/ als hätte er alle solche dinge mit ei-
gener faust begangen/ und ligen also viele
tausend gottloser leute sünden warhafftig
zugleich auff ihm.

Ob er den sünden und lastern bey seinen
unterthanen/ ohn ansehen der verson/ mit

allem

ungerechte kriegs- und ſonſt offenbare ge-
walt und vertringung/ oder durch furcht/
da die andere ſich zu ſchwach wiſſende ſelbſt
weichen müſſen/ oder unter dem ſchein des
rechtens durch proceſſe, oder wie es nahmen
haben mag? damit er ſich das goͤttliche bild
und obrigkeitliche gewalt über dergleichen
acquiſi[t]a, ſo ihm GOtt nicht gegeben/ ſelbſt
geraubt haͤtte.

Ob er einigen unnoͤthigen krieg angefan-
gen/ oder ſich darein ohne noth gemiſchet/
und das ſchwerdt anders gebraucht/ als zu
vertheidigung ſeiner von GOtt anbefohl-
nen unterthanen/ ſondern zu ſeiner ehr und
glorie/ zu vermehrung land und leut/ und
der einkünfften/ zur rache und aus der glei-
chen fleiſchlichẽ urſachen? wo er wiſſen muß/
daß in ſolchem fall alles bey der ſeits vergoſ-
ſene blut/ alles land verderben/ alle dadurch
veranlaßte ſünden/ aller erfolgter jammer/
auff ſeine rechnung vor GOtt komme/ nicht
anders/ als haͤtte er alle ſolche dinge mit ei-
gener fauſt begangen/ und ligen alſo viele
tauſend gottloſer leute ſünden warhafftig
zugleich auff ihm.

Ob er den ſünden und laſtern bey ſeinen
unterthanen/ ohn anſehen der verſon/ mit

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[314/0376] ungerechte kriegs- und ſonſt offenbare ge- walt und vertringung/ oder durch furcht/ da die andere ſich zu ſchwach wiſſende ſelbſt weichen müſſen/ oder unter dem ſchein des rechtens durch proceſſe, oder wie es nahmen haben mag? damit er ſich das goͤttliche bild und obrigkeitliche gewalt über dergleichen acquiſita, ſo ihm GOtt nicht gegeben/ ſelbſt geraubt haͤtte. Ob er einigen unnoͤthigen krieg angefan- gen/ oder ſich darein ohne noth gemiſchet/ und das ſchwerdt anders gebraucht/ als zu vertheidigung ſeiner von GOtt anbefohl- nen unterthanen/ ſondern zu ſeiner ehr und glorie/ zu vermehrung land und leut/ und der einkünfften/ zur rache und aus der glei- chen fleiſchlichẽ urſachen? wo er wiſſen muß/ daß in ſolchem fall alles bey der ſeits vergoſ- ſene blut/ alles land verderben/ alle dadurch veranlaßte ſünden/ aller erfolgter jammer/ auff ſeine rechnung vor GOtt komme/ nicht anders/ als haͤtte er alle ſolche dinge mit ei- gener fauſt begangen/ und ligen alſo viele tauſend gottloſer leute ſünden warhafftig zugleich auff ihm. Ob er den ſünden und laſtern bey ſeinen unterthanen/ ohn anſehen der verſon/ mit allem

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/376>, abgerufen am 12.06.2024.