Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

zurücke hält/ als bey dero sonsten solche
verdammung nicht stehen könte/ so heis-
set es dannoch 1. Joh. 3/ 18. 19. 20. daran
erkennen wir/ daß wir aus der war-
heit
(aus GOTT und seiner gnade
wiedergebohren) sind/ und können un-
ser hertz vor ihm
(ob wol nach ziemli-
chem kampff) stillen. Woran denn? wo
wir nemlich lieben nicht mit worten oder
mit der zunge allein/ sondern mit der that
und mit der wahrheit. Daß also der heilige
Apostel Johannes die liebe/ und zwar die lie-
be des nechsten und bruders/ als eine gültige
versicherung unsers gnaden-standes/ und
also auch der gnaden-wirckung achtet.
So mögen wir also so wol dieselbe/ als an-
deretugenden/ eben so wol zu unserer versi-
cherung gnugsam halten/ und dörffen uns
nicht über den mangel dessen/ an dessen em-
pfindlichkeit es so manchen kindern GOttes
fehlet/ also ängsten/ als wenn bey demselben
alle die andere von keiner krafft mehr wä-
ren. Nun bin ich versichert/ es werden in
den obigen kennzeichen sich manche finden/
da solche angefochtene seelen/ wo sie sich red-
lich untersuchen/ sonderlich aber etwa auch
andere verständige Christen dazu nehmen/

die

zurücke haͤlt/ als bey dero ſonſten ſolche
verdammung nicht ſtehen koͤnte/ ſo heiſ-
ſet es dannoch 1. Joh. 3/ 18. 19. 20. daran
erkennen wir/ daß wir aus der war-
heit
(aus GOTT und ſeiner gnade
wiedergebohren) ſind/ und koͤnnen un-
ſer hertz vor ihm
(ob wol nach ziemli-
chem kampff) ſtillen. Woran denn? wo
wir nemlich lieben nicht mit worten oder
mit der zunge allein/ ſondern mit der that
und mit der wahrheit. Daß alſo der heilige
Apoſtel Johannes die liebe/ und zwar die lie-
be des nechſten und bruders/ als eine gültige
verſicherung unſers gnaden-ſtandes/ und
alſo auch der gnaden-wirckung achtet.
So moͤgen wir alſo ſo wol dieſelbe/ als an-
deretugenden/ eben ſo wol zu unſerer verſi-
cherung gnugſam halten/ und doͤrffen uns
nicht über den mangel deſſen/ an deſſen em-
pfindlichkeit es ſo manchen kindern GOttes
fehlet/ alſo aͤngſten/ als wenn bey demſelben
alle die andere von keiner krafft mehr waͤ-
ren. Nun bin ich verſichert/ es werden in
den obigen kennzeichen ſich manche finden/
da ſolche angefochtene ſeelen/ wo ſie ſich red-
lich unterſuchen/ ſonderlich aber etwa auch
andere verſtaͤndige Chriſten dazu nehmen/

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0349" n="287"/>
zurücke ha&#x0364;lt/ als bey dero &#x017F;on&#x017F;ten &#x017F;olche<lb/>
verdammung nicht &#x017F;tehen ko&#x0364;nte/ &#x017F;o hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et es dannoch 1. Joh. 3/ 18. 19. 20. <hi rendition="#fr">daran<lb/>
erkennen wir/ daß wir aus der war-<lb/>
heit</hi> (aus <hi rendition="#g">GOTT</hi> und &#x017F;einer gnade<lb/>
wiedergebohren) <hi rendition="#fr">&#x017F;ind/ und ko&#x0364;nnen un-<lb/>
&#x017F;er hertz vor ihm</hi> (ob wol nach ziemli-<lb/>
chem kampff) <hi rendition="#fr">&#x017F;tillen.</hi> Woran denn? wo<lb/>
wir nemlich lieben nicht mit worten oder<lb/>
mit der zunge allein/ &#x017F;ondern mit der that<lb/>
und mit der wahrheit. Daß al&#x017F;o der heilige<lb/>
Apo&#x017F;tel Johannes die liebe/ und zwar die lie-<lb/>
be des nech&#x017F;ten und bruders/ als eine gültige<lb/>
ver&#x017F;icherung un&#x017F;ers gnaden-&#x017F;tandes/ und<lb/>
al&#x017F;o auch der gnaden-wirckung achtet.<lb/>
So mo&#x0364;gen wir al&#x017F;o &#x017F;o wol die&#x017F;elbe/ als an-<lb/>
deretugenden/ eben &#x017F;o wol zu un&#x017F;erer ver&#x017F;i-<lb/>
cherung gnug&#x017F;am halten/ und do&#x0364;rffen uns<lb/>
nicht über den mangel de&#x017F;&#x017F;en/ an de&#x017F;&#x017F;en em-<lb/>
pfindlichkeit es &#x017F;o manchen kindern GOttes<lb/>
fehlet/ al&#x017F;o a&#x0364;ng&#x017F;ten/ als wenn bey dem&#x017F;elben<lb/>
alle die andere von keiner krafft mehr wa&#x0364;-<lb/>
ren. Nun bin ich ver&#x017F;ichert/ es werden in<lb/>
den obigen kennzeichen &#x017F;ich manche finden/<lb/>
da &#x017F;olche angefochtene &#x017F;eelen/ wo &#x017F;ie &#x017F;ich red-<lb/>
lich unter&#x017F;uchen/ &#x017F;onderlich aber etwa auch<lb/>
andere ver&#x017F;ta&#x0364;ndige Chri&#x017F;ten dazu nehmen/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0349] zurücke haͤlt/ als bey dero ſonſten ſolche verdammung nicht ſtehen koͤnte/ ſo heiſ- ſet es dannoch 1. Joh. 3/ 18. 19. 20. daran erkennen wir/ daß wir aus der war- heit (aus GOTT und ſeiner gnade wiedergebohren) ſind/ und koͤnnen un- ſer hertz vor ihm (ob wol nach ziemli- chem kampff) ſtillen. Woran denn? wo wir nemlich lieben nicht mit worten oder mit der zunge allein/ ſondern mit der that und mit der wahrheit. Daß alſo der heilige Apoſtel Johannes die liebe/ und zwar die lie- be des nechſten und bruders/ als eine gültige verſicherung unſers gnaden-ſtandes/ und alſo auch der gnaden-wirckung achtet. So moͤgen wir alſo ſo wol dieſelbe/ als an- deretugenden/ eben ſo wol zu unſerer verſi- cherung gnugſam halten/ und doͤrffen uns nicht über den mangel deſſen/ an deſſen em- pfindlichkeit es ſo manchen kindern GOttes fehlet/ alſo aͤngſten/ als wenn bey demſelben alle die andere von keiner krafft mehr waͤ- ren. Nun bin ich verſichert/ es werden in den obigen kennzeichen ſich manche finden/ da ſolche angefochtene ſeelen/ wo ſie ſich red- lich unterſuchen/ ſonderlich aber etwa auch andere verſtaͤndige Chriſten dazu nehmen/ die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/349
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/349>, abgerufen am 22.11.2024.