Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

zumuntern. Dann der seinen kindern in sei-
nem haus alles gegeben hat/ wie sie es am
besten in seiner furcht und zu seinem preiß
gebrauchen mögen/ gönnet ihnen alles sol-
ches wol/ und erkennet/ was mit solchen her-
tzen genossen wird/ zu seiner ehr gebraucht zu
seyn. Jn dieser einfalt gehen also seine kin-
der/ neben der sorgfältigen verwahrung vor
dem eigenlichen und gesuchten überfluß/
dannoch auch in dem gebrauch der geschöpf-
fe mit einiger freyheit und ohne stäte ängsti-
gung. Und will uns in solcher sache nicht zu-
kommen/ solche stricke ihnen an den hals zu
werffen/ 1. Cor. 7/ 35. die nicht aus den
allgemeinen regeln von sich selbsten fol-
gen.

§. 84.

Hiemit haben wir betrachtet/ aus
was kennzeichen ein mensch seine wercke
prüfen und erkennen könne/ ob und wie sie
aus der blossen natur oder auch aus der gna-
den wirckung ihren ursprung haben/ woran
etlicher massen auch die prüfung des gna-
den-standes
selbsten hänget. Wir haben
aber noch ferner zu mercken/ daß gleichwol
mit solcher prüfung auch vorsichtig umzu-
gehen seye/ daß man sich nicht auff eine oder
die andere art darinnen verstosse/ und sich ent-

we-
M 7

zumuntern. Dann der ſeinen kindern in ſei-
nem haus alles gegeben hat/ wie ſie es am
beſten in ſeiner furcht und zu ſeinem preiß
gebrauchen moͤgen/ goͤnnet ihnen alles ſol-
ches wol/ und erkennet/ was mit ſolchen her-
tzen genoſſen wird/ zu ſeiner ehr gebraucht zu
ſeyn. Jn dieſer einfalt gehen alſo ſeine kin-
der/ neben der ſorgfaͤltigen verwahrung vor
dem eigenlichen und geſuchten überfluß/
dannoch auch in dem gebrauch der geſchoͤpf-
fe mit einiger freyheit und ohne ſtaͤte ängſti-
gung. Und will uns in ſolcher ſache nicht zu-
kommen/ ſolche ſtricke ihnen an den hals zu
werffen/ 1. Cor. 7/ 35. die nicht aus den
allgemeinen regeln von ſich ſelbſten fol-
gen.

§. 84.

Hiemit haben wir betrachtet/ aus
was kennzeichen ein menſch ſeine wercke
prüfen und erkennen koͤnne/ ob und wie ſie
aus der bloſſen natur oder auch aus der gna-
den wiꝛckung ihren urſprung haben/ woran
etlicher maſſen auch die pꝛüfung des gna-
den-ſtandes
ſelbſten haͤnget. Wir haben
aber noch ferner zu mercken/ daß gleichwol
mit ſolcher prüfung auch vorſichtig umzu-
gehen ſeye/ daß man ſich nicht auff eine oder
die andere art dariñen verſtoſſe/ und ſich ent-

we-
M 7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0339" n="277"/>
zumuntern. Dann der &#x017F;einen kindern in &#x017F;ei-<lb/>
nem haus alles gegeben hat/ wie &#x017F;ie es am<lb/>
be&#x017F;ten in &#x017F;einer furcht und zu &#x017F;einem preiß<lb/>
gebrauchen mo&#x0364;gen/ go&#x0364;nnet ihnen alles &#x017F;ol-<lb/>
ches wol/ und erkennet/ was mit &#x017F;olchen her-<lb/>
tzen geno&#x017F;&#x017F;en wird/ zu &#x017F;einer ehr gebraucht zu<lb/>
&#x017F;eyn. Jn die&#x017F;er einfalt gehen al&#x017F;o &#x017F;eine kin-<lb/>
der/ neben der &#x017F;orgfa&#x0364;ltigen verwahrung vor<lb/>
dem eigenlichen und ge&#x017F;uchten überfluß/<lb/>
dannoch auch in dem gebrauch der ge&#x017F;cho&#x0364;pf-<lb/>
fe mit einiger freyheit und ohne &#x017F;ta&#x0364;te äng&#x017F;ti-<lb/>
gung. Und will uns in &#x017F;olcher &#x017F;ache nicht zu-<lb/>
kommen/ &#x017F;olche &#x017F;tricke ihnen an den hals zu<lb/>
werffen/ 1. Cor. 7/ 35. die nicht aus den<lb/>
allgemeinen regeln von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten fol-<lb/>
gen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 84.</head>
          <p>Hiemit haben wir betrachtet/ aus<lb/>
was kennzeichen ein men&#x017F;ch &#x017F;eine wercke<lb/>
prüfen und erkennen ko&#x0364;nne/ ob und wie &#x017F;ie<lb/>
aus der blo&#x017F;&#x017F;en natur oder auch aus der gna-<lb/>
den wi&#xA75B;ckung ihren ur&#x017F;prung haben/ woran<lb/>
etlicher ma&#x017F;&#x017F;en auch <hi rendition="#fr">die p&#xA75B;üfung des gna-<lb/>
den-&#x017F;tandes</hi> &#x017F;elb&#x017F;ten ha&#x0364;nget. Wir haben<lb/>
aber noch ferner zu mercken/ daß gleichwol<lb/>
mit &#x017F;olcher prüfung auch vor&#x017F;ichtig umzu-<lb/>
gehen &#x017F;eye/ daß man &#x017F;ich nicht auff eine oder<lb/>
die andere art dariñen ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;e/ und &#x017F;ich ent-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 7</fw><fw place="bottom" type="catch">we-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0339] zumuntern. Dann der ſeinen kindern in ſei- nem haus alles gegeben hat/ wie ſie es am beſten in ſeiner furcht und zu ſeinem preiß gebrauchen moͤgen/ goͤnnet ihnen alles ſol- ches wol/ und erkennet/ was mit ſolchen her- tzen genoſſen wird/ zu ſeiner ehr gebraucht zu ſeyn. Jn dieſer einfalt gehen alſo ſeine kin- der/ neben der ſorgfaͤltigen verwahrung vor dem eigenlichen und geſuchten überfluß/ dannoch auch in dem gebrauch der geſchoͤpf- fe mit einiger freyheit und ohne ſtaͤte ängſti- gung. Und will uns in ſolcher ſache nicht zu- kommen/ ſolche ſtricke ihnen an den hals zu werffen/ 1. Cor. 7/ 35. die nicht aus den allgemeinen regeln von ſich ſelbſten fol- gen. §. 84. Hiemit haben wir betrachtet/ aus was kennzeichen ein menſch ſeine wercke prüfen und erkennen koͤnne/ ob und wie ſie aus der bloſſen natur oder auch aus der gna- den wiꝛckung ihren urſprung haben/ woran etlicher maſſen auch die pꝛüfung des gna- den-ſtandes ſelbſten haͤnget. Wir haben aber noch ferner zu mercken/ daß gleichwol mit ſolcher prüfung auch vorſichtig umzu- gehen ſeye/ daß man ſich nicht auff eine oder die andere art dariñen verſtoſſe/ und ſich ent- we- M 7

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/339
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/339>, abgerufen am 12.06.2024.