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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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ein zeugnis der belobten verleugnung/ und
daß die sache auff einem unbeweglichen
grunde stehe.

§. 81.

Wie wir §. 77. zur probe der ver-
leugnung eignen willens das jenige gesetzet/
wo man in zweiffelhafftigen fällen auch
gottseliger hertzen ausschlag gehorsamlich
annimmet/ also mag 6. nicht weniger zu sol-
chem kennzeichen gesetzet werden/ daß wir
allezeit bereit seyen/ über das jenige/ was
wir thun oder gethan haben/ auch anderer
leute rath und urtheil anzuhören/ nicht aber
halsstarrig auf unserem sinn und meynung
bestehen. Denn wie dieses eine anzeigung
ist eines sehr erstarckten eigenen willens/ und
eines hochmuths/ da wir davor halten/ wir
wüsten und verstünden alles besser/ als alle
andre leut/ und hätten uns von niemand
einreden zu lassen; so ist hingegen die bereit-
willigkeit zu weichen ein zeugnis der demuth
wie wir auch §. 67. bemercket/ so dann ei-
ner rechtschaffnen verläugnung seiner selbs.
Wobey zwar nicht gesagt wird/ daß alles
vor eigensinn zu halten wäre/ wo jemand
von anderer auch wol gar der allerweifesten
männer meynung abweichet/ und sich we-
gen der gnugsamen gründe/ welche er in sei-

nem

ein zeugnis der belobten verleugnung/ und
daß die ſache auff einem unbeweglichen
grunde ſtehe.

§. 81.

Wie wir §. 77. zur probe der ver-
leugnung eignen willens das jenige geſetzet/
wo man in zweiffelhafftigen faͤllen auch
gottſeliger hertzen ausſchlag gehorſamlich
annimmet/ alſo mag 6. nicht weniger zu ſol-
chem kennzeichen geſetzet werden/ daß wir
allezeit bereit ſeyen/ über das jenige/ was
wir thun oder gethan haben/ auch anderer
leute rath und urtheil anzuhoͤren/ nicht aber
halsſtarrig auf unſerem ſinn und meynung
beſtehen. Denn wie dieſes eine anzeigung
iſt eines ſehr erſtarckten eigenen willens/ und
eines hochmuths/ da wir davor halten/ wir
wüſten und verſtünden alles beſſer/ als alle
andre leut/ und haͤtten uns von niemand
einreden zu laſſen; ſo iſt hingegen die bereit-
willigkeit zu weichen ein zeugnis der demuth
wie wir auch §. 67. bemercket/ ſo dann ei-
ner rechtſchaffnen verläugnung ſeiner ſelbs.
Wobey zwar nicht geſagt wird/ daß alles
vor eigenſinn zu halten waͤre/ wo jemand
von anderer auch wol gar der allerweifeſten
maͤnner meynung abweichet/ und ſich we-
gen der gnugſamen gründe/ welche er in ſei-

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[255/0317] ein zeugnis der belobten verleugnung/ und daß die ſache auff einem unbeweglichen grunde ſtehe. §. 81. Wie wir §. 77. zur probe der ver- leugnung eignen willens das jenige geſetzet/ wo man in zweiffelhafftigen faͤllen auch gottſeliger hertzen ausſchlag gehorſamlich annimmet/ alſo mag 6. nicht weniger zu ſol- chem kennzeichen geſetzet werden/ daß wir allezeit bereit ſeyen/ über das jenige/ was wir thun oder gethan haben/ auch anderer leute rath und urtheil anzuhoͤren/ nicht aber halsſtarrig auf unſerem ſinn und meynung beſtehen. Denn wie dieſes eine anzeigung iſt eines ſehr erſtarckten eigenen willens/ und eines hochmuths/ da wir davor halten/ wir wüſten und verſtünden alles beſſer/ als alle andre leut/ und haͤtten uns von niemand einreden zu laſſen; ſo iſt hingegen die bereit- willigkeit zu weichen ein zeugnis der demuth wie wir auch §. 67. bemercket/ ſo dann ei- ner rechtſchaffnen verläugnung ſeiner ſelbs. Wobey zwar nicht geſagt wird/ daß alles vor eigenſinn zu halten waͤre/ wo jemand von anderer auch wol gar der allerweifeſten maͤnner meynung abweichet/ und ſich we- gen der gnugſamen gründe/ welche er in ſei- nem

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/317>, abgerufen am 24.11.2024.