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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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Rom. 14/ 2. vergnügen: in dem nach der all-
gemeinen regeldas auch irrende und schwa-
che gewissen also verbinden/ daß man nicht
dawider thun darff. Diese regeln/ wo sie
wol in acht genommen werden/ mögen durch
GOttes gnade (wie dann diese/ und daß
der HErr uns allezeit die nöthige weisheit
darinnen gebe/ stäts demüthig anzuruffen
ist) auch in dieser zarten sache einen menschen
wol verwahren/ daß er sich hierinnen nicht
verschulde. Wir sehen einige derselben in
dem bekanten exempel der Königin Esther
(Stück. 2/ 15. 16.) welche als eine Persi-
sche Königin mit herrlichem schmuck/ aus
erforderung ihres Herrn und der Reichs-
gewohnheit/ einher gehen muste: Sie be-
zeugte aber gegen Gott: Der du alle din-
ge weissest und erkennest/ daß ich keine
freude habe an der ehre/ die ich bey den
gottlosen habe/ auch keine lust an der
Heydnischen und fremden heyrath/ du
weissest/ daß ichs thun muß/ und nicht
achte
(nemlich mit belieben meines her-
tzens) den herrlichen schmuck/ den ich
auff meinem haupt trage/ wenn ich
prangen muß/ sondern halte es wie ein
unrein tuch/ und trage es nicht ausser

dem

Rom. 14/ 2. vergnügen: in dem nach der all-
gemeinen regeldas auch irrende und ſchwa-
che gewiſſen alſo verbinden/ daß man nicht
dawider thun darff. Dieſe regeln/ wo ſie
wol in acht genom̃en werden/ moͤgen durch
GOttes gnade (wie dann dieſe/ und daß
der HErr uns allezeit die noͤthige weisheit
darinnen gebe/ ſtaͤts demüthig anzuruffen
iſt) auch in dieſeꝛ zarten ſache einen menſchen
wol verwahren/ daß er ſich hierinnen nicht
verſchulde. Wir ſehen einige derſelben in
dem bekanten exempel der Koͤnigin Eſther
(Stück. 2/ 15. 16.) welche als eine Perſi-
ſche Koͤnigin mit herrlichem ſchmuck/ aus
erforderung ihres Herrn und der Reichs-
gewohnheit/ einher gehen muſte: Sie be-
zeugte aber gegen Gott: Der du alle din-
ge weiſſeſt und erkenneſt/ daß ich keine
freude habe an der ehre/ die ich bey den
gottloſen habe/ auch keine luſt an der
Heydniſchen und fremden heyrath/ du
weiſſeſt/ daß ichs thun muß/ und nicht
achte
(nemlich mit belieben meines her-
tzens) den herrlichen ſchmuck/ den ich
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[220/0282] Rom. 14/ 2. vergnügen: in dem nach der all- gemeinen regeldas auch irrende und ſchwa- che gewiſſen alſo verbinden/ daß man nicht dawider thun darff. Dieſe regeln/ wo ſie wol in acht genom̃en werden/ moͤgen durch GOttes gnade (wie dann dieſe/ und daß der HErr uns allezeit die noͤthige weisheit darinnen gebe/ ſtaͤts demüthig anzuruffen iſt) auch in dieſeꝛ zarten ſache einen menſchen wol verwahren/ daß er ſich hierinnen nicht verſchulde. Wir ſehen einige derſelben in dem bekanten exempel der Koͤnigin Eſther (Stück. 2/ 15. 16.) welche als eine Perſi- ſche Koͤnigin mit herrlichem ſchmuck/ aus erforderung ihres Herrn und der Reichs- gewohnheit/ einher gehen muſte: Sie be- zeugte aber gegen Gott: Der du alle din- ge weiſſeſt und erkenneſt/ daß ich keine freude habe an der ehre/ die ich bey den gottloſen habe/ auch keine luſt an der Heydniſchen und fremden heyrath/ du weiſſeſt/ daß ichs thun muß/ und nicht achte (nemlich mit belieben meines her- tzens) den herrlichen ſchmuck/ den ich auff meinem haupt trage/ wenn ich prangen muß/ ſondeꝛn halte es wie ein unrein tuch/ und trage es nicht auſſer dem

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/282>, abgerufen am 14.06.2024.