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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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braucht werden/ aus blossem gehorsam ge-
gen die jenige/ welchen man unterworffen
ist brauchen muß: Also möchte eines Herrn
gemahlin/ oder auch eines Herrn diener und
dienerinnen/ aus gehorsam einiges thun/
was andern ohne sünde nicht seyn würde.
Man möchte zwar einwenden/ daß man in
dem bösen keinem Herrn zu gehorsamen
schuldig seye/ wie auch die regel unwider-
sprechlich bleibet Ap. Gesch. 5/ 29. Man
muß Gott mehr gehorchen/ denn den
menschen.
Es wird aber dabey wol in acht
zu nehmen seyn/ daß dieselbe die dinge eigen-
lich angehe/ welche an sich gut oder böse
sind/ da ich nichts eigenlich böses oder in sich
sündliches meiner herrschafft zu gefallen zu
thun befugt bin/ oder etwas nothwendiges
gutes deswegen unterlassen darff (sihe
Dan. 6/ 10.) indessen/ was die dinge an-
langt/ welche an sich mittel-dinge sind/ das
ist in ihrer natur weder gut noch böse/ son-
dern erst durch die umstände dazu werden/
da mag der gehorsam gegen derobern befehl
etwas recht machen/ was ohne denselben
sündlich und unrecht gewesen wäre. Nun
dieses oder jenes kleid zu tragen/ so oder so
zu machen/ u. s. f. sind an sich mitteldinge/

und

braucht werden/ aus bloſſem gehorſam ge-
gen die jenige/ welchen man unterworffen
iſt brauchen muß: Alſo moͤchte eines Herrn
gemahlin/ oder auch eines Herrn diener und
dienerinnen/ aus gehorſam einiges thun/
was andern ohne ſünde nicht ſeyn würde.
Man moͤchte zwar einwenden/ daß man in
dem boͤſen keinem Herrn zu gehorſamen
ſchuldig ſeye/ wie auch die regel unwider-
ſprechlich bleibet Ap. Geſch. 5/ 29. Man
muß Gott mehr gehorchen/ denn den
menſchen.
Es wird aber dabey wol in acht
zu nehmen ſeyn/ daß dieſelbe die dinge eigen-
lich angehe/ welche an ſich gut oder boͤſe
ſind/ da ich nichts eigenlich boͤſes oder in ſich
ſündliches meiner herrſchafft zu gefallen zu
thun befugt bin/ oder etwas nothwendiges
gutes deswegen unterlaſſen darff (ſihe
Dan. 6/ 10.) indeſſen/ was die dinge an-
langt/ welche an ſich mittel-dinge ſind/ das
iſt in ihrer natur weder gut noch boͤſe/ ſon-
dern erſt durch die umſtaͤnde dazu werden/
da mag der gehorſam gegen deꝛobern befehl
etwas recht machen/ was ohne denſelben
ſündlich und unrecht geweſen waͤre. Nun
dieſes oder jenes kleid zu tragen/ ſo oder ſo
zu machen/ u. ſ. f. ſind an ſich mitteldinge/

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[216/0278] braucht werden/ aus bloſſem gehorſam ge- gen die jenige/ welchen man unterworffen iſt brauchen muß: Alſo moͤchte eines Herrn gemahlin/ oder auch eines Herrn diener und dienerinnen/ aus gehorſam einiges thun/ was andern ohne ſünde nicht ſeyn würde. Man moͤchte zwar einwenden/ daß man in dem boͤſen keinem Herrn zu gehorſamen ſchuldig ſeye/ wie auch die regel unwider- ſprechlich bleibet Ap. Geſch. 5/ 29. Man muß Gott mehr gehorchen/ denn den menſchen. Es wird aber dabey wol in acht zu nehmen ſeyn/ daß dieſelbe die dinge eigen- lich angehe/ welche an ſich gut oder boͤſe ſind/ da ich nichts eigenlich boͤſes oder in ſich ſündliches meiner herrſchafft zu gefallen zu thun befugt bin/ oder etwas nothwendiges gutes deswegen unterlaſſen darff (ſihe Dan. 6/ 10.) indeſſen/ was die dinge an- langt/ welche an ſich mittel-dinge ſind/ das iſt in ihrer natur weder gut noch boͤſe/ ſon- dern erſt durch die umſtaͤnde dazu werden/ da mag der gehorſam gegen deꝛobern befehl etwas recht machen/ was ohne denſelben ſündlich und unrecht geweſen waͤre. Nun dieſes oder jenes kleid zu tragen/ ſo oder ſo zu machen/ u. ſ. f. ſind an ſich mitteldinge/ und

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/278>, abgerufen am 25.11.2024.