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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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tung gegen uns erwecket werde. Diese ur-
sache wird gewiß ein jeder/ wer sich redlich
prüffen/ und nicht gern sich selbs betriegen
will/ in seiner seele finden/ wenn erseinen ar-
men maden-sack/ der des zeugs ist wie bey
andern auch/ auff eine solche art ziehre und
schmücke/ oder auch auff eine solche art wol
bedienet seyn wolle/ wie es andere eben nicht
haben oder auff gleiche art thun dörffen:
Worinnen sich also so wol die e[itel]keit des
sinnes/ welche etwas in dem enigen suchet/
was nichts ist (in der grossen phantasie/
wie es in dem Griechischen von dem Agrip-
pa und Bernice/ wo in unserm teutschen ste-
het/ von grossem gepränge/ lautet/ und
also die jenige/ welche demüthige Christen/
vor einfältige tropffen und phantasten hal-
ten/ zu haupt-phantasten machet) als die
hoffart des hertzens offenbaret/ und schnur-
stracks der demuth entgegen stehet. Bleibet
also dabey/ es mag sich eine person/ mann o-
der weib/ von demuth rühmen/ wie sie will/
und sich darauff beruffen/ daß sie doch in ih-
rer seelen niedrig seye/ und ihr hertz an dem
pracht nicht hange/ wo sie mit willen und ei-
gener wahl/ oder ohne ehrliche und vor
GOtt und dem Christlichen gewissen ver-

ant-

tung gegen uns erwecket werde. Dieſe ur-
ſache wird gewiß ein jeder/ wer ſich redlich
prüffen/ und nicht gern ſich ſelbs betriegen
will/ in ſeiner ſeele finden/ wenn erſeinen ar-
men maden-ſack/ der des zeugs iſt wie bey
andern auch/ auff eine ſolche art ziehre und
ſchmücke/ oder auch auff eine ſolche art wol
bedienet ſeyn wolle/ wie es andere eben nicht
haben oder auff gleiche art thun doͤrffen:
Worinnen ſich alſo ſo wol die e[itel]keit des
ſinnes/ welche etwas in dem enigen ſuchet/
was nichts iſt (in der groſſen phantaſie/
wie es in dem Griechiſchen von dem Agrip-
pa und Bernice/ wo in unſerm teutſchen ſte-
het/ von groſſem gepraͤnge/ lautet/ und
alſo die jenige/ welche demüthige Chriſten/
vor einfältige tropffen und phantaſten hal-
ten/ zu haupt-phantaſten machet) als die
hoffart des hertzens offenbaret/ und ſchnur-
ſtracks der demuth entgegen ſtehet. Bleibet
alſo dabey/ es mag ſich eine perſon/ mann o-
der weib/ von demuth rühmen/ wie ſie will/
und ſich darauff beruffen/ daß ſie doch in ih-
rer ſeelen niedrig ſeye/ und ihr hertz an dem
pracht nicht hange/ wo ſie mit willen und ei-
gener wahl/ oder ohne ehrliche und vor
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[212/0274] tung gegen uns erwecket werde. Dieſe ur- ſache wird gewiß ein jeder/ wer ſich redlich prüffen/ und nicht gern ſich ſelbs betriegen will/ in ſeiner ſeele finden/ wenn erſeinen ar- men maden-ſack/ der des zeugs iſt wie bey andern auch/ auff eine ſolche art ziehre und ſchmücke/ oder auch auff eine ſolche art wol bedienet ſeyn wolle/ wie es andere eben nicht haben oder auff gleiche art thun doͤrffen: Worinnen ſich alſo ſo wol die eitelkeit des ſinnes/ welche etwas in dem enigen ſuchet/ was nichts iſt (in der groſſen phantaſie/ wie es in dem Griechiſchen von dem Agrip- pa und Bernice/ wo in unſerm teutſchen ſte- het/ von groſſem gepraͤnge/ lautet/ und alſo die jenige/ welche demüthige Chriſten/ vor einfältige tropffen und phantaſten hal- ten/ zu haupt-phantaſten machet) als die hoffart des hertzens offenbaret/ und ſchnur- ſtracks der demuth entgegen ſtehet. Bleibet alſo dabey/ es mag ſich eine perſon/ mann o- der weib/ von demuth rühmen/ wie ſie will/ und ſich darauff beruffen/ daß ſie doch in ih- rer ſeelen niedrig ſeye/ und ihr hertz an dem pracht nicht hange/ wo ſie mit willen und ei- gener wahl/ oder ohne ehrliche und vor GOtt und dem Chriſtlichen gewiſſen ver- ant-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/274>, abgerufen am 25.11.2024.