Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

nechsten/ und gewißlich nicht von der natur/
sondern von der gnade gewircket. Jn dem
es allerdings über jener kräffte gienge/ daß
nicht der schmertzen und unwille wegen des-
sen/ was wir von dem feind haben leyden/ ja
noch ferner besorgen müssen/ sondern die lie-
be die oberhand behalte.

§. 47.

Wie also die warheit der liebe
aus dem jenigen sich offenbaret/ wo sie ohne
unterscheid sich über alle erstrecket/ also er-
hellet nicht weniger 4. ihre warheit daraus/
wo sie sich nach Johannis worten 1. Joh.
3/ 18. in der that darthut/ und wir dem
nechsten nach allem vermögen in geistlichem
und leiblichem gutes und alles das jenige er-
zeigen/ was wir von ihm uns erzeigt zu wer-
den/ jemahl verlangeten: und zwar auch
in den dingen und fällen/ wo wir von dem/
was wir ihm thun/ keinen nutzen noch vor-
theil zu erwarten haben/ sondern wol gar
ungelegenheit und schaden: also auch/ wo
es nicht leicht hergehet/ sondern wo es uns
mühe und unkosten verursachet/ daß wir
uns die liebes-thaten auch sauer werden las-
sen: Wo wir ihm einige vortheil/ hand-
griffe/ hülfs-mittel und dergleichen mitthei-
len/ dadurch er in seinen dingen desto besser

fort-

nechſten/ und gewißlich nicht von der natur/
ſondern von der gnade gewircket. Jn dem
es allerdings über jener kraͤffte gienge/ daß
nicht der ſchmertzen und unwille wegen deſ-
ſen/ was wir von dem feind haben leyden/ ja
noch ferner beſorgen müſſen/ ſondern die lie-
be die oberhand behalte.

§. 47.

Wie alſo die warheit der liebe
aus dem jenigen ſich offenbaret/ wo ſie ohne
unterſcheid ſich über alle erſtrecket/ alſo er-
hellet nicht weniger 4. ihre warheit daraus/
wo ſie ſich nach Johannis worten 1. Joh.
3/ 18. in der that darthut/ und wir dem
nechſten nach allem vermoͤgen in geiſtlichem
und leiblichem gutes und alles das jenige er-
zeigen/ was wir von ihm uns erzeigt zu wer-
den/ jemahl verlangeten: und zwar auch
in den dingen und faͤllen/ wo wir von dem/
was wir ihm thun/ keinen nutzen noch vor-
theil zu erwarten haben/ ſondern wol gar
ungelegenheit und ſchaden: alſo auch/ wo
es nicht leicht hergehet/ ſondern wo es uns
mühe und unkoſten verurſachet/ daß wir
uns die liebes-thaten auch ſauer werden laſ-
ſen: Wo wir ihm einige vortheil/ hand-
griffe/ hülfs-mittel und dergleichen mitthei-
len/ dadurch er in ſeinen dingen deſto beſſer

fort-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0204" n="142"/>
nech&#x017F;ten/ und gewißlich nicht von der natur/<lb/>
&#x017F;ondern von der gnade gewircket. Jn dem<lb/>
es allerdings über jener kra&#x0364;ffte gienge/ daß<lb/>
nicht der &#x017F;chmertzen und unwille wegen de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ was wir von dem feind haben leyden/ ja<lb/>
noch ferner be&#x017F;orgen mü&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern die lie-<lb/>
be die oberhand behalte.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 47.</head>
          <p>Wie al&#x017F;o die warheit der liebe<lb/>
aus dem jenigen &#x017F;ich offenbaret/ wo &#x017F;ie ohne<lb/>
unter&#x017F;cheid &#x017F;ich über alle er&#x017F;trecket/ al&#x017F;o er-<lb/>
hellet nicht weniger 4. ihre warheit daraus/<lb/>
wo &#x017F;ie &#x017F;ich nach Johannis worten 1. Joh.<lb/>
3/ 18. <hi rendition="#fr">in der that</hi> darthut/ und wir dem<lb/>
nech&#x017F;ten nach allem vermo&#x0364;gen in gei&#x017F;tlichem<lb/>
und leiblichem gutes und alles das jenige er-<lb/>
zeigen/ was wir von ihm uns erzeigt zu wer-<lb/>
den/ jemahl verlangeten: und zwar auch<lb/>
in den dingen und fa&#x0364;llen/ wo wir von dem/<lb/>
was wir ihm thun/ keinen nutzen noch vor-<lb/>
theil zu erwarten haben/ &#x017F;ondern wol gar<lb/>
ungelegenheit und &#x017F;chaden: al&#x017F;o auch/ wo<lb/>
es nicht leicht hergehet/ &#x017F;ondern wo es uns<lb/>
mühe und unko&#x017F;ten verur&#x017F;achet/ daß wir<lb/>
uns die liebes-thaten auch &#x017F;auer werden la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en: Wo wir ihm einige vortheil/ hand-<lb/>
griffe/ hülfs-mittel und dergleichen mitthei-<lb/>
len/ dadurch er in &#x017F;einen dingen de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fort-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0204] nechſten/ und gewißlich nicht von der natur/ ſondern von der gnade gewircket. Jn dem es allerdings über jener kraͤffte gienge/ daß nicht der ſchmertzen und unwille wegen deſ- ſen/ was wir von dem feind haben leyden/ ja noch ferner beſorgen müſſen/ ſondern die lie- be die oberhand behalte. §. 47. Wie alſo die warheit der liebe aus dem jenigen ſich offenbaret/ wo ſie ohne unterſcheid ſich über alle erſtrecket/ alſo er- hellet nicht weniger 4. ihre warheit daraus/ wo ſie ſich nach Johannis worten 1. Joh. 3/ 18. in der that darthut/ und wir dem nechſten nach allem vermoͤgen in geiſtlichem und leiblichem gutes und alles das jenige er- zeigen/ was wir von ihm uns erzeigt zu wer- den/ jemahl verlangeten: und zwar auch in den dingen und faͤllen/ wo wir von dem/ was wir ihm thun/ keinen nutzen noch vor- theil zu erwarten haben/ ſondern wol gar ungelegenheit und ſchaden: alſo auch/ wo es nicht leicht hergehet/ ſondern wo es uns mühe und unkoſten verurſachet/ daß wir uns die liebes-thaten auch ſauer werden laſ- ſen: Wo wir ihm einige vortheil/ hand- griffe/ hülfs-mittel und dergleichen mitthei- len/ dadurch er in ſeinen dingen deſto beſſer fort-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/204
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/204>, abgerufen am 17.05.2024.