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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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seele beschweret/ und den zerstreueten
sinn trücket/
Weißh. 9/ 15. auszugehen
sich sehnet. Wie wir solches an dem lieben
Paulo sehen/ Rom. 7/ 23. da er nach lan-
ger klage über das böse/ das in seinem fleisch
wohne/ aus dem er nicht thue was er wolle/
hingegen was er nicht wolle thue/ sehr be-
weglich ausbricht: Jch elender mensch/
wer wird mich erlösen von dem leibe
dieses todes?
Dergleichen wehemütige
klage wir sonsten nirgend finden/ daß Pau-
lus je um seiner verfolgung und leiden wil-
len dermassen nach der letzten erlösung ver-
langet hätte. Aber das machte/ weil er die
sünde so ernstlich hassete/ als er Gott liebte/
hingegen sein leiden nach dessen willen gern
trug/ daß jener haß der sünden und darin-
nen steckende liebe GOttes allein eine solche
brünstige begierde in ihm entzünden konte.
Wo also noch jetzo bey jemand ein solch
verlangen nach der aufflösung/ und zwar
aus solchen ursachen sich findet/ da ist auch
solches ein kennzeichen der liebe GOttes/
und so wol dasselbige als was er daraus
thut/ ein gnaden-werck GOttes.

§. 41.

Nunmehr gehen wir weiter/ und
nachdem wir besehen haben die liebe GOt-

tes/
F

ſeele beſchweret/ und den zerſtreueten
ſinn trücket/
Weißh. 9/ 15. auszugehen
ſich ſehnet. Wie wir ſolches an dem lieben
Paulo ſehen/ Rom. 7/ 23. da er nach lan-
ger klage über das boͤſe/ das in ſeinem fleiſch
wohne/ aus dem er nicht thue was er wolle/
hingegen was er nicht wolle thue/ ſehr be-
weglich ausbricht: Jch elender menſch/
wer wird mich erloͤſen von dem leibe
dieſes todes?
Dergleichen wehemütige
klage wir ſonſten nirgend finden/ daß Pau-
lus je um ſeiner verfolgung und leiden wil-
len dermaſſen nach der letzten erloͤſung ver-
langet haͤtte. Aber das machte/ weil er die
ſünde ſo ernſtlich haſſete/ als er Gott liebte/
hingegen ſein leiden nach deſſen willen gern
trug/ daß jener haß der ſünden und darin-
nen ſteckende liebe GOttes allein eine ſolche
brünſtige begierde in ihm entzünden konte.
Wo alſo noch jetzo bey jemand ein ſolch
verlangen nach der auffloͤſung/ und zwar
aus ſolchen urſachen ſich findet/ da iſt auch
ſolches ein kennzeichen der liebe GOttes/
und ſo wol daſſelbige als was er daraus
thut/ ein gnaden-werck GOttes.

§. 41.

Nunmehr gehen wir weiter/ und
nachdem wir beſehen haben die liebe GOt-

tes/
F
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[121/0183] ſeele beſchweret/ und den zerſtreueten ſinn trücket/ Weißh. 9/ 15. auszugehen ſich ſehnet. Wie wir ſolches an dem lieben Paulo ſehen/ Rom. 7/ 23. da er nach lan- ger klage über das boͤſe/ das in ſeinem fleiſch wohne/ aus dem er nicht thue was er wolle/ hingegen was er nicht wolle thue/ ſehr be- weglich ausbricht: Jch elender menſch/ wer wird mich erloͤſen von dem leibe dieſes todes? Dergleichen wehemütige klage wir ſonſten nirgend finden/ daß Pau- lus je um ſeiner verfolgung und leiden wil- len dermaſſen nach der letzten erloͤſung ver- langet haͤtte. Aber das machte/ weil er die ſünde ſo ernſtlich haſſete/ als er Gott liebte/ hingegen ſein leiden nach deſſen willen gern trug/ daß jener haß der ſünden und darin- nen ſteckende liebe GOttes allein eine ſolche brünſtige begierde in ihm entzünden konte. Wo alſo noch jetzo bey jemand ein ſolch verlangen nach der auffloͤſung/ und zwar aus ſolchen urſachen ſich findet/ da iſt auch ſolches ein kennzeichen der liebe GOttes/ und ſo wol daſſelbige als was er daraus thut/ ein gnaden-werck GOttes. §. 41. Nunmehr gehen wir weiter/ und nachdem wir beſehen haben die liebe GOt- tes/ F

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/183>, abgerufen am 22.11.2024.