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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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zorn gegen den jenigen/ welcher gegen den
geliebten mißgehandelt. Diese beyde sind
der rechte eigenliche eiffer/ der nothwendig
in dergleichen fall aus der liebe kommen muß/
wiewol er sich nach mal auch in den ausbrü-
chen in seinen schrancken halten/ und mit
sanfftmuth vermischet seyn solle. Hingegen
wo man wol damit zufrieden seyn kan/ ob
schon Göttliche Ehre mit füssen getreten
wird/ und man solches nicht werth hält/ dar-
über sich zu bewegen/ wo man auch an den-
selben keinen sonderlichen mißfallen hat/ die
dergleichen thun/ ists einmal ein zeugniß/
daß die liebe zu Gott nicht redlich oder doch
nicht brünstig ist: dann diese hält sich also
zu GOtt/ daß sie sich deswegen von andern/
die demselben zu wider sind/ mit dem hertzen
trennet/ und nicht so zu reden neutral unter
beyden bleiben will/ und gläubet/ es gelte ihr
in diesem stück Matth. 12/ 30. Wer nicht
mit mir ist/
und also in sich selbs meinen
feinden auch zu wider ist/ der ist wider
mich.
Wo dann nun dieser eiffer sich bey
einer seelen findet gegen alle das jenige/ was
GOTT entgegen ist/ ist so wol derselbe
selbs/ auch auch/ was sie aus solcher bewe-
genden ursach thut/ eine wahre gnaden-wir-

ckung

zorn gegen den jenigen/ welcher gegen den
geliebten mißgehandelt. Dieſe beyde ſind
der rechte eigenliche eiffer/ der nothwendig
in dergleichen fall aus der liebe kom̃en muß/
wiewol er ſich nach mal auch in den ausbrü-
chen in ſeinen ſchrancken halten/ und mit
ſanfftmuth vermiſchet ſeyn ſolle. Hingegen
wo man wol damit zufrieden ſeyn kan/ ob
ſchon Goͤttliche Ehre mit füſſen getreten
wird/ und man ſolches nicht weꝛth haͤlt/ dar-
über ſich zu bewegen/ wo man auch an den-
ſelben keinen ſonderlichen mißfallen hat/ die
dergleichen thun/ iſts einmal ein zeugniß/
daß die liebe zu Gott nicht redlich oder doch
nicht brünſtig iſt: dann dieſe haͤlt ſich alſo
zu GOtt/ daß ſie ſich deswegen von andern/
die demſelben zu wider ſind/ mit dem hertzen
trennet/ und nicht ſo zu reden neutral unter
beyden bleiben will/ und glaͤubet/ es gelte ihr
in dieſem ſtück Matth. 12/ 30. Wer nicht
mit mir iſt/
und alſo in ſich ſelbs meinen
feinden auch zu wider iſt/ der iſt wider
mich.
Wo dann nun dieſer eiffer ſich bey
einer ſeelen findet gegen alle das jenige/ was
GOTT entgegen iſt/ iſt ſo wol derſelbe
ſelbs/ auch auch/ was ſie aus ſolcher bewe-
genden urſach thut/ eine wahre gnaden-wiꝛ-

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[87/0149] zorn gegen den jenigen/ welcher gegen den geliebten mißgehandelt. Dieſe beyde ſind der rechte eigenliche eiffer/ der nothwendig in dergleichen fall aus der liebe kom̃en muß/ wiewol er ſich nach mal auch in den ausbrü- chen in ſeinen ſchrancken halten/ und mit ſanfftmuth vermiſchet ſeyn ſolle. Hingegen wo man wol damit zufrieden ſeyn kan/ ob ſchon Goͤttliche Ehre mit füſſen getreten wird/ und man ſolches nicht weꝛth haͤlt/ dar- über ſich zu bewegen/ wo man auch an den- ſelben keinen ſonderlichen mißfallen hat/ die dergleichen thun/ iſts einmal ein zeugniß/ daß die liebe zu Gott nicht redlich oder doch nicht brünſtig iſt: dann dieſe haͤlt ſich alſo zu GOtt/ daß ſie ſich deswegen von andern/ die demſelben zu wider ſind/ mit dem hertzen trennet/ und nicht ſo zu reden neutral unter beyden bleiben will/ und glaͤubet/ es gelte ihr in dieſem ſtück Matth. 12/ 30. Wer nicht mit mir iſt/ und alſo in ſich ſelbs meinen feinden auch zu wider iſt/ der iſt wider mich. Wo dann nun dieſer eiffer ſich bey einer ſeelen findet gegen alle das jenige/ was GOTT entgegen iſt/ iſt ſo wol derſelbe ſelbs/ auch auch/ was ſie aus ſolcher bewe- genden urſach thut/ eine wahre gnaden-wiꝛ- ckung

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/149>, abgerufen am 17.05.2024.