Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

verlangen/ ihm vor die empfangene guttha-
ten/ die uns vor augen stehen/ und wir aus
deroselben betrachtung einen trieb empfun-
den haben/ danckbar werden wolten/ so ists
ein zeugniß/ daß solches werck auß wahrer
liebe geschehen seye. Daß aber das streben
darnach/ um GOtt wohl zugefallen/ sich in
der liebe finde/ sehen wir 1. Corinth. 7/ 32. 33.
34. da der liebe Apostel in diesem punct ei-
nen unterscheid zeiget unter den ledigen und
verheyratheten/ daß der verheyrathete sor-
ge/
was die welt angehöret/ wie er dem
weibe gefalle
oder eine verheyrathete/ wie
sie dem manne gefalle.
Hingegen von
den ledigen und jungfrauen heist es/ sie sor-
gen/ was dem HErrn angehöret/ wie
sie dem HErrn gefallen/
nemlich/ daß
sie heilig seyn/ beyde am leibe und auch
am Geist.
Da sehen wir/ wie die liebe ei-
nes Ehegatten gegen den andern dieses wir-
cket/ daß dasselbe jenem zu gefallen sich be-
mühet/ daß denn auch dieses ein zeugnis der
liebe gegen GOtt seye/ wo man trachtet/
ihm zugefallen. Dahero kommen die ver-
mahnungen und andere reden der Schrifft/
1. Thess. 4/ 1. Wie ihr sollet wandeln/
und Gott gefallen/ daß ihr immer völ-

liger

verlangen/ ihm vor die empfangene guttha-
ten/ die uns vor augen ſtehen/ und wir aus
deroſelben betrachtung einen trieb empfun-
den haben/ danckbar werden wolten/ ſo iſts
ein zeugniß/ daß ſolches werck auß wahrer
liebe geſchehen ſeye. Daß aber das ſtreben
darnach/ um GOtt wohl zugefallen/ ſich in
der liebe finde/ ſehen wir 1. Corinth. 7/ 32. 33.
34. da der liebe Apoſtel in dieſem punct ei-
nen unterſcheid zeiget unter den ledigen und
verheyratheten/ daß der verheyrathete ſor-
ge/
was die welt angehoͤꝛet/ wie er dem
weibe gefalle
oder eine veꝛheyrathete/ wie
ſie dem manne gefalle.
Hingegen von
den ledigen und jungfrauen heiſt es/ ſie ſor-
gen/ was dem HErrn angehoͤret/ wie
ſie dem HErrn gefallen/
nemlich/ daß
ſie heilig ſeyn/ beyde am leibe und auch
am Geiſt.
Da ſehen wir/ wie die liebe ei-
nes Ehegatten gegen den andern dieſes wir-
cket/ daß daſſelbe jenem zu gefallen ſich be-
mühet/ daß denn auch dieſes ein zeugnis der
liebe gegen GOtt ſeye/ wo man trachtet/
ihm zugefallen. Dahero kommen die ver-
mahnungen und andere reden der Schrifft/
1. Theſſ. 4/ 1. Wie ihr ſollet wandeln/
und Gott gefallen/ daß ihr immeꝛ voͤl-

liger
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0127" n="65"/>
verlangen/ ihm vor die empfangene guttha-<lb/>
ten/ die uns vor augen &#x017F;tehen/ und wir aus<lb/>
dero&#x017F;elben betrachtung einen trieb empfun-<lb/>
den haben/ danckbar werden wolten/ &#x017F;o i&#x017F;ts<lb/>
ein zeugniß/ daß &#x017F;olches werck auß wahrer<lb/>
liebe ge&#x017F;chehen &#x017F;eye. Daß aber das &#x017F;treben<lb/>
darnach/ um GOtt wohl zugefallen/ &#x017F;ich in<lb/>
der liebe finde/ &#x017F;ehen wir 1. Corinth. 7/ 32. 33.<lb/>
34. da der liebe Apo&#x017F;tel in die&#x017F;em punct ei-<lb/>
nen unter&#x017F;cheid zeiget unter den ledigen und<lb/>
verheyratheten/ daß der verheyrathete <hi rendition="#fr">&#x017F;or-<lb/>
ge/</hi> was <hi rendition="#fr">die welt angeho&#x0364;&#xA75B;et/ wie er dem<lb/>
weibe gefalle</hi> oder eine ve&#xA75B;heyrathete/ <hi rendition="#fr">wie<lb/>
&#x017F;ie dem manne gefalle.</hi> Hingegen von<lb/>
den ledigen und jungfrauen hei&#x017F;t es/ <hi rendition="#fr">&#x017F;ie &#x017F;or-<lb/>
gen/ was dem HErrn angeho&#x0364;ret/ wie<lb/>
&#x017F;ie dem HErrn gefallen/</hi> nemlich/ <hi rendition="#fr">daß<lb/>
&#x017F;ie heilig &#x017F;eyn/ beyde am leibe und auch<lb/>
am Gei&#x017F;t.</hi> Da &#x017F;ehen wir/ wie die liebe ei-<lb/>
nes Ehegatten gegen den andern die&#x017F;es wir-<lb/>
cket/ daß da&#x017F;&#x017F;elbe jenem zu gefallen &#x017F;ich be-<lb/>
mühet/ daß denn auch die&#x017F;es ein zeugnis der<lb/>
liebe gegen GOtt &#x017F;eye/ wo man trachtet/<lb/>
ihm zugefallen. Dahero kommen die ver-<lb/>
mahnungen und andere reden der Schrifft/<lb/>
1. The&#x017F;&#x017F;. 4/ 1. <hi rendition="#fr">Wie ihr &#x017F;ollet wandeln/<lb/>
und Gott gefallen/ daß ihr imme&#xA75B; vo&#x0364;l-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">liger</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0127] verlangen/ ihm vor die empfangene guttha- ten/ die uns vor augen ſtehen/ und wir aus deroſelben betrachtung einen trieb empfun- den haben/ danckbar werden wolten/ ſo iſts ein zeugniß/ daß ſolches werck auß wahrer liebe geſchehen ſeye. Daß aber das ſtreben darnach/ um GOtt wohl zugefallen/ ſich in der liebe finde/ ſehen wir 1. Corinth. 7/ 32. 33. 34. da der liebe Apoſtel in dieſem punct ei- nen unterſcheid zeiget unter den ledigen und verheyratheten/ daß der verheyrathete ſor- ge/ was die welt angehoͤꝛet/ wie er dem weibe gefalle oder eine veꝛheyrathete/ wie ſie dem manne gefalle. Hingegen von den ledigen und jungfrauen heiſt es/ ſie ſor- gen/ was dem HErrn angehoͤret/ wie ſie dem HErrn gefallen/ nemlich/ daß ſie heilig ſeyn/ beyde am leibe und auch am Geiſt. Da ſehen wir/ wie die liebe ei- nes Ehegatten gegen den andern dieſes wir- cket/ daß daſſelbe jenem zu gefallen ſich be- mühet/ daß denn auch dieſes ein zeugnis der liebe gegen GOtt ſeye/ wo man trachtet/ ihm zugefallen. Dahero kommen die ver- mahnungen und andere reden der Schrifft/ 1. Theſſ. 4/ 1. Wie ihr ſollet wandeln/ und Gott gefallen/ daß ihr immeꝛ voͤl- liger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/127
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/127>, abgerufen am 18.05.2024.