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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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die eitelkeit fahren lässet/ und mit
ihrer lust und behäglichkeit sich zu
GOTT wende/ auff ein geistlich
und himmlisch gut. Da findet die
verirrte schwalbe ihr nest/ das ist
der seelen eigentliches hauß. Nie-
mand ist sicherer und ruhiger als
daheim/ wenn er in sich kehret/ seine
sinne und gedancken ins hauß seines
hertzens behält/ alda die statt Got-
tes ist. Wenn Jacob auß seines
vatters hauß außziehet und alleine
ist/ erscheinet ihm GOTT. Wenn
die sinne das äusserliche verlassen/
und sich kehren zu dem innerlichen
gut/ zu dem sitz Christi/ zu dem reich
GOttes/ das in uns ist/ alsdenn
findet sie GOtt und ruhe/ und volle
gnüge in GOtt.

§. 11.

Wie nun die grobe welt-liebe auß
unserem hertzen zuschaffen ist/ damit die
wahre liebe GOttes darinnen platz haben
möge/ also haben wir auch wol acht zuge-
ben/ daß auch diese rein seye/ und wir nicht
etwa die geistliche gaben/ und dero empfind-
lichen genuß/ vielmehr als den HERRN
selbs lieben. Es ist solche liebe/ da sich der

mensch

die eitelkeit fahren laͤſſet/ und mit
ihrer luſt und behaͤglichkeit ſich zu
GOTT wende/ auff ein geiſtlich
und himmliſch gut. Da findet die
verirrte ſchwalbe ihr neſt/ das iſt
der ſeelen eigentliches hauß. Nie-
mand iſt ſicherer und ruhiger als
daheim/ wenn er in ſich kehret/ ſeine
ſinne und gedancken ins hauß ſeines
hertzens behaͤlt/ alda die ſtatt Got-
tes iſt. Wenn Jacob auß ſeines
vatters hauß außziehet und alleine
iſt/ erſcheinet ihm GOTT. Wenn
die ſinne das aͤuſſerliche verlaſſen/
und ſich kehren zu dem innerlichen
gut/ zu dem ſitz Chriſti/ zu dem reich
GOttes/ das in uns iſt/ alsdenn
findet ſie GOtt und ruhe/ und volle
gnuͤge in GOtt.

§. 11.

Wie nun die grobe welt-liebe auß
unſerem hertzen zuſchaffen iſt/ damit die
wahre liebe GOttes darinnen platz haben
moͤge/ alſo haben wir auch wol acht zuge-
ben/ daß auch dieſe rein ſeye/ und wir nicht
etwa die geiſtliche gaben/ und dero empfind-
lichen genuß/ vielmehr als den HERRN
ſelbs lieben. Es iſt ſolche liebe/ da ſich der

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[148/0160] die eitelkeit fahren laͤſſet/ und mit ihrer luſt und behaͤglichkeit ſich zu GOTT wende/ auff ein geiſtlich und himmliſch gut. Da findet die verirrte ſchwalbe ihr neſt/ das iſt der ſeelen eigentliches hauß. Nie- mand iſt ſicherer und ruhiger als daheim/ wenn er in ſich kehret/ ſeine ſinne und gedancken ins hauß ſeines hertzens behaͤlt/ alda die ſtatt Got- tes iſt. Wenn Jacob auß ſeines vatters hauß außziehet und alleine iſt/ erſcheinet ihm GOTT. Wenn die ſinne das aͤuſſerliche verlaſſen/ und ſich kehren zu dem innerlichen gut/ zu dem ſitz Chriſti/ zu dem reich GOttes/ das in uns iſt/ alsdenn findet ſie GOtt und ruhe/ und volle gnuͤge in GOtt. §. 11. Wie nun die grobe welt-liebe auß unſerem hertzen zuſchaffen iſt/ damit die wahre liebe GOttes darinnen platz haben moͤge/ alſo haben wir auch wol acht zuge- ben/ daß auch dieſe rein ſeye/ und wir nicht etwa die geiſtliche gaben/ und dero empfind- lichen genuß/ vielmehr als den HERRN ſelbs lieben. Es iſt ſolche liebe/ da ſich der menſch

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/160>, abgerufen am 24.11.2024.