Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.ARTIC. VI. SECTIO VI. und auch mit dem munde empfangen werde: die würdige geniessen denselben zu ihrerseligkeit, und er bleibt bey ihnen wohnend, die gottlosen aber machen sich bey ihrem essen und trincken schuldig an dem leib und blut des HErrn zu ihrem gericht. 4. Was die libros symbolicos und die obligation an dieselbe anlangt, habe ich die materie in öffentlichen schrifften wider Herrn D. Meyern, die Wittenberger und Herrn D. Pfeiffern offtmal deutlich und ausführlich gehandelt, daher jederman dahin weise, und nicht neue mühe zu nehmen habe. So ist ein grosser unterscheid unter der ver- bindung, wie sie bis dahin von cordatis Theologis erfordert und geleistet worden, daß sie gemäß seye der ersten absicht der verfasser, die autorität derselben den göttli- chen schrifften nicht gleich mache, sondern sie derselben erklärung unterwerffe, und sie auf die lehr selbs (dahin auch die ausdrücklich vorgeschriebene oder verworffene redens-arten ziehe, deren jene zu gebrauchen, diese zu unterlassen.) nicht aber alle unterlauffende red-arten, citationes und probationes und dergleichen ziehe (wel- ches nothwendig bis dahin unserer besten und berühmtesten lehrer meinung darvon gewest seyn muß, die sich daran verbunden, und doch dergleichen manchmal ge- schrieben, was den libris symbolicis, wo wir alle ihre apices canonisiren wollten, nicht völlig einstimmig ist) und unter der verbindung, die ich sorge, daß nunmehr die ketzermacherische rotte, wo sie gewalt hat, die gewissen völlig unter ihre herr- schafft zu bringen, hin und wieder einführen, und mit gewissen clausuln alles, was dabey ein die warheit liebendes gewissen beruhigen kan, ausschliessen wird. Die erste verbindung ist ein stück der kirchlichen ordnung unserer zeit, verletzet das gewis- sen nicht, und wird billig verstanden, wo man nicht ausdrücklich auf die andere trei- bet. Zu der andern könte ich mich selbs nicht begeben. Wäre aber einer, der auch an einigen lehr-puncten selbs der F. C. anstünde, der könte bey solchen dubiis sich an dieselbige gar nicht verbinden, und hätte solchen ort zu suchen, da man in unsern kirchen an dieselbe niemand verbindet. Nachdem ich nun den ersten brief zur gnüge durchgegangen, so komme zu deln, IV. Theil. z z z z
ARTIC. VI. SECTIO VI. und auch mit dem munde empfangen werde: die wuͤrdige genieſſen denſelben zu ihrerſeligkeit, und er bleibt bey ihnen wohnend, die gottloſen aber machen ſich bey ihrem eſſen und trincken ſchuldig an dem leib und blut des HErrn zu ihrem gericht. 4. Was die libros ſymbolicos und die obligation an dieſelbe anlangt, habe ich die materie in oͤffentlichen ſchrifften wider Herrn D. Meyern, die Wittenberger und Herrn D. Pfeiffern offtmal deutlich und ausfuͤhrlich gehandelt, daher jederman dahin weiſe, und nicht neue muͤhe zu nehmen habe. So iſt ein groſſer unterſcheid unter der ver- bindung, wie ſie bis dahin von cordatis Theologis erfordert und geleiſtet worden, daß ſie gemaͤß ſeye der erſten abſicht der verfaſſer, die autoritaͤt derſelben den goͤttli- chen ſchrifften nicht gleich mache, ſondern ſie derſelben erklaͤrung unterwerffe, und ſie auf die lehr ſelbs (dahin auch die ausdruͤcklich vorgeſchriebene oder verworffene redens-arten ziehe, deren jene zu gebrauchen, dieſe zu unterlaſſen.) nicht aber alle unterlauffende red-arten, citationes und probationes und dergleichen ziehe (wel- ches nothwendig bis dahin unſerer beſten und beruͤhmteſten lehrer meinung darvon geweſt ſeyn muß, die ſich daran verbunden, und doch dergleichen manchmal ge- ſchrieben, was den libris ſymbolicis, wo wir alle ihre apices canoniſiren wollten, nicht voͤllig einſtimmig iſt) und unter der verbindung, die ich ſorge, daß nunmehr die ketzermacheriſche rotte, wo ſie gewalt hat, die gewiſſen voͤllig unter ihre herr- ſchafft zu bringen, hin und wieder einfuͤhren, und mit gewiſſen clauſuln alles, was dabey ein die warheit liebendes gewiſſen beruhigen kan, ausſchlieſſen wird. Die erſte verbindung iſt ein ſtuͤck der kirchlichen ordnung unſerer zeit, verletzet das gewiſ- ſen nicht, und wird billig verſtanden, wo man nicht ausdruͤcklich auf die andere trei- bet. Zu der andern koͤnte ich mich ſelbs nicht begeben. Waͤre aber einer, der auch an einigen lehr-puncten ſelbs der F. C. anſtuͤnde, der koͤnte bey ſolchen dubiis ſich an dieſelbige gar nicht verbinden, und haͤtte ſolchen ort zu ſuchen, da man in unſern kirchen an dieſelbe niemand verbindet. Nachdem ich nun den erſten brief zur gnuͤge durchgegangen, ſo komme zu deln, IV. Theil. z z z z
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ARTIC. VI. SECTIO VI.
und auch mit dem munde empfangen werde: die wuͤrdige genieſſen denſelben zu ihrer
ſeligkeit, und er bleibt bey ihnen wohnend, die gottloſen aber machen ſich bey ihrem
eſſen und trincken ſchuldig an dem leib und blut des HErrn zu ihrem gericht. 4. Was
die libros ſymbolicos und die obligation an dieſelbe anlangt, habe ich die materie
in oͤffentlichen ſchrifften wider Herrn D. Meyern, die Wittenberger und Herrn D.
Pfeiffern offtmal deutlich und ausfuͤhrlich gehandelt, daher jederman dahin weiſe,
und nicht neue muͤhe zu nehmen habe. So iſt ein groſſer unterſcheid unter der ver-
bindung, wie ſie bis dahin von cordatis Theologis erfordert und geleiſtet worden,
daß ſie gemaͤß ſeye der erſten abſicht der verfaſſer, die autoritaͤt derſelben den goͤttli-
chen ſchrifften nicht gleich mache, ſondern ſie derſelben erklaͤrung unterwerffe, und
ſie auf die lehr ſelbs (dahin auch die ausdruͤcklich vorgeſchriebene oder verworffene
redens-arten ziehe, deren jene zu gebrauchen, dieſe zu unterlaſſen.) nicht aber alle
unterlauffende red-arten, citationes und probationes und dergleichen ziehe (wel-
ches nothwendig bis dahin unſerer beſten und beruͤhmteſten lehrer meinung darvon
geweſt ſeyn muß, die ſich daran verbunden, und doch dergleichen manchmal ge-
ſchrieben, was den libris ſymbolicis, wo wir alle ihre apices canoniſiren wollten,
nicht voͤllig einſtimmig iſt) und unter der verbindung, die ich ſorge, daß nunmehr
die ketzermacheriſche rotte, wo ſie gewalt hat, die gewiſſen voͤllig unter ihre herr-
ſchafft zu bringen, hin und wieder einfuͤhren, und mit gewiſſen clauſuln alles, was
dabey ein die warheit liebendes gewiſſen beruhigen kan, ausſchlieſſen wird. Die
erſte verbindung iſt ein ſtuͤck der kirchlichen ordnung unſerer zeit, verletzet das gewiſ-
ſen nicht, und wird billig verſtanden, wo man nicht ausdruͤcklich auf die andere trei-
bet. Zu der andern koͤnte ich mich ſelbs nicht begeben. Waͤre aber einer, der auch
an einigen lehr-puncten ſelbs der F. C. anſtuͤnde, der koͤnte bey ſolchen dubiis ſich
an dieſelbige gar nicht verbinden, und haͤtte ſolchen ort zu ſuchen, da man in unſern
kirchen an dieſelbe niemand verbindet.
Nachdem ich nun den erſten brief zur gnuͤge durchgegangen, ſo komme zu
dem andern. Da iſt nun die muͤhe vergebens, die der Herr genommen hat, aus
dem groſſen catechiſmo Lutheꝛi die auch im vorigen bꝛief zum theil angeſuͤhꝛte ſtelle
auf ſeine meinung zu ziehen, indem der ſinn des theuren lehrers allzu klar eben in
ſolchem groſſen catechiſmo vorher ausgedruckt ſtehet (nach dem latein. p. 554. in
dem teutſchen f. 223.) denn da ſchlieſſen wir und ſagen, obgleich ein bube das
ſacrament nimt oder gibt, ſo nimt er das rechte ſacrament, das iſt, Chꝛiſtus
leib und blut eben ſo wol, als der es aufs allerwuͤrdigſte handelt. Denn es
iſt nicht gegruͤndet auf menſchen heiligkeit, ſondern auf Gottes woꝛt, und
wie kein heiliger auf eꝛden, ja kein engel im himmel, das brod und wein zu
Chꝛiſtus leib und blut machen, alſo kans auch niemand aͤndeꝛn noch wan-
deln,
IV. Theil. z z z z
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