Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.Das siebende Capitel. zum exempel/ von seinem sohn Absolon/ von Simei/ von Ahitophel/ undvorhin dem könig Saul wiederfahren sind) steckte/ die psalmen zum ge- bet gebrauchen könte/ solches die wenigste/ auch etwa die wenigste zeit ihres lebens/ zu thun vermögen werden/ und also dieser eine nutze des psalters (ohne welchen zwar mehrere und wichtigere sich annoch finden) der darin- nen bestehet ein formular unser gebete zu seyn/ sehr enge zusammen gehen m[ü]ßte. Wo wir aber in dem jenigen/ was David von seinen leiblichen feinden begegnet/ auch unsern täglichen zustand/ da wir von unsern geist- lichen feinden leiden und uns ihrer wehren müssen/ erkennen (wie denn Christliche lehrer in lesung sonderlich des alten Testaments/ wo sie mit rechtem nutzen angestellet werden solle/ dergleichen und also in allen stü- cken eine erbauung in einer application auf uns selbs zu suchen/ anwei- sen/ sonderlich aber der theure Theologus Arndius in dem wahren Chri- stenthum I. 1. c. 6. und anderswo dieses fein zeiget.) haben wir gelegen- heit uns dann eben so wol der Davidischen wort in so viel verändertem verstand/ als die art unsers leidens von jenem unterschieden ist/ zu gebrau- chen/ wohin ich sehe/ daß E. Hochfürstl. Durchl. absehen und arbeit ge- richtet ist: Und also ob wol sonsten noch viel anderes vortreffliches in dem lieben psalterbuch befindlich/ sonderlich die theure verheissungen und pro- pheceyungen von unserm Heyland JEsu Christo (den wir recht als das hertz und die sonne aller göttlichen bücher und schrifften achten sollen/ und was wir von ihm jedes orts finden/ das allervornehmste und edelste zu seyn glauben) findet sich gleichwol in derselben das jenige fleißig ausgezo- gen was der extract und kern der gebete selbs ist/ und kan denjenigen/ die mit worten des psalters gern ihre andacht üben wolten/ nicht anders als nützlich und erbaulich seyn: Welchen segen ich auch solcher Christ-Fürst- lichen arbeit an ihrer vielen erfüllet zu werden von hertzen wünsche: Da- bey auch den himmlischen Vater/ den Vater des liechts, von dem alle gu- te und alle vollkommene gaben herkommen/ demüthig anruffe/ daß er in dero lieben hertzen nicht nur allein die liebe seines worts unter allen wich- tigen eusserlichen geschäfften und distractionen erhalten/ sondern sie mehr und mehr mit dem heiligsten und himmlischen liecht/ aus welchem ursprünglich die psalmen hergeflossen/ auf das reichlichste und kräfftigste erfüllen und beseligen wolle/ zu erkäntnüß seines willens in allen so regie- rungs-geschäften als angelegenheiten des Christlichen lebens/ um als- dann denselben so viel getreulicher nachzukommen. Er verleihe auch den Geist der gnaden und gebets/ daß welche andern in solchen formuln treulich vorgearbeitet/ aus dessen trieb stäts vor dem gnadenthron also er- scheinen mögen/ damit sie die verlangte erhörung aller bitten erlangen/ u. an solchem kindlichen geist samt dessen seufzern ein unaufhörlichers zeug- nüß
Das ſiebende Capitel. zum exempel/ von ſeinem ſohn Abſolon/ von Simei/ von Ahitophel/ undvorhin dem koͤnig Saul wiederfahren ſind) ſteckte/ die pſalmen zum ge- bet gebrauchen koͤnte/ ſolches die wenigſte/ auch etwa die wenigſte zeit ihꝛes lebens/ zu thun vermoͤgen werden/ und alſo dieſer eine nutze des pſalters (ohne welchen zwar mehrere und wichtigere ſich annoch finden) der darin- nen beſtehet ein formular unſer gebete zu ſeyn/ ſehr enge zuſammen gehen m[uͤ]ßte. Wo wir aber in dem jenigen/ was David von ſeinen leiblichen feinden begegnet/ auch unſern taͤglichen zuſtand/ da wir von unſern geiſt- lichen feinden leiden und uns ihrer wehren muͤſſen/ erkennen (wie denn Chriſtliche lehrer in leſung ſonderlich des alten Teſtaments/ wo ſie mit rechtem nutzen angeſtellet werden ſolle/ dergleichen und alſo in allen ſtuͤ- cken eine erbauung in einer application auf uns ſelbs zu ſuchen/ anwei- ſen/ ſonderlich aber der theure Theologus Arndius in dem wahren Chri- ſtenthum I. 1. c. 6. und anderswo dieſes fein zeiget.) haben wir gelegen- heit uns dann eben ſo wol der Davidiſchen wort in ſo viel veraͤndertem verſtand/ als die art unſers leidens von jenem unterſchieden iſt/ zu gebrau- chen/ wohin ich ſehe/ daß E. Hochfuͤrſtl. Durchl. abſehen und arbeit ge- richtet iſt: Und alſo ob wol ſonſten noch viel anderes vortreffliches in dem lieben pſalterbuch befindlich/ ſonderlich die theure verheiſſungen und pro- pheceyungen von unſerm Heyland JEſu Chriſto (den wir recht als das hertz und die ſonne aller goͤttlichen buͤcher und ſchrifften achten ſollen/ und was wir von ihm jedes orts finden/ das allervornehmſte und edelſte zu ſeyn glauben) findet ſich gleichwol in derſelben das jenige fleißig ausgezo- gen was der extract und kern der gebete ſelbs iſt/ und kan denjenigen/ die mit worten des pſalters gern ihre andacht uͤben wolten/ nicht anders als nuͤtzlich und erbaulich ſeyn: Welchen ſegen ich auch ſolcher Chriſt-Fuͤrſt- lichen arbeit an ihrer vielen erfuͤllet zu werden von hertzen wuͤnſche: Da- bey auch den himmliſchen Vater/ den Vater des liechts, von dem alle gu- te und alle vollkommene gaben herkommen/ demuͤthig anruffe/ daß er in dero lieben hertzen nicht nur allein die liebe ſeines worts unter allen wich- tigen euſſerlichen geſchaͤfften und diſtractionen erhalten/ ſondern ſie mehr und mehr mit dem heiligſten und himmliſchen liecht/ aus welchem urſpruͤnglich die pſalmen hergefloſſen/ auf das reichlichſte und kraͤfftigſte erfuͤllen und beſeligen wolle/ zu erkaͤntnuͤß ſeines willens in allen ſo regie- rungs-geſchaͤften als angelegenheiten des Chriſtlichen lebens/ um als- dann denſelben ſo viel getreulicher nachzukommen. Er verleihe auch den Geiſt der gnaden und gebets/ daß welche andern in ſolchen formuln treulich vorgearbeitet/ aus deſſen trieb ſtaͤts vor dem gnadenthron alſo er- ſcheinen moͤgen/ damit ſie die verlangte erhoͤrung aller bitten erlangen/ u. an ſolchem kindlichen geiſt ſamt deſſen ſeufzern ein unaufhoͤrlichers zeug- nuͤß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0064" n="52"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das ſiebende Capitel.</hi></fw><lb/> zum exempel/ von ſeinem ſohn Abſolon/ von Simei/ von Ahitophel/ und<lb/> vorhin dem koͤnig Saul wiederfahren ſind) ſteckte/ die pſalmen zum ge-<lb/> bet gebrauchen koͤnte/ ſolches die wenigſte/ auch etwa die wenigſte zeit ihꝛes<lb/> lebens/ zu thun vermoͤgen werden/ und alſo dieſer eine nutze des pſalters<lb/> (ohne welchen zwar mehrere und wichtigere ſich annoch finden) der darin-<lb/> nen beſtehet ein formular unſer gebete zu ſeyn/ ſehr enge zuſammen gehen<lb/> m<supplied>uͤ</supplied>ßte. Wo wir aber in dem jenigen/ was David von ſeinen leiblichen<lb/> feinden begegnet/ auch unſern taͤglichen zuſtand/ da wir von unſern geiſt-<lb/> lichen feinden leiden und uns ihrer wehren muͤſſen/ erkennen (wie denn<lb/> Chriſtliche lehrer in leſung ſonderlich des alten Teſtaments/ wo ſie mit<lb/> rechtem nutzen angeſtellet werden ſolle/ dergleichen und alſo in allen ſtuͤ-<lb/> cken eine erbauung in einer <hi rendition="#aq">application</hi> auf uns ſelbs zu ſuchen/ anwei-<lb/> ſen/ ſonderlich aber der theure <hi rendition="#aq">Theologus Arndius</hi> in dem wahren Chri-<lb/> ſtenthum <hi rendition="#aq">I. 1. c. 6.</hi> und anderswo dieſes fein zeiget.) haben wir gelegen-<lb/> heit uns dann eben ſo wol der Davidiſchen wort in ſo viel veraͤndertem<lb/> verſtand/ als die art unſers leidens von jenem unterſchieden iſt/ zu gebrau-<lb/> chen/ wohin ich ſehe/ daß E. Hochfuͤrſtl. Durchl. abſehen und arbeit ge-<lb/> richtet iſt: Und alſo ob wol ſonſten noch viel anderes vortreffliches in dem<lb/> lieben pſalterbuch befindlich/ ſonderlich die theure verheiſſungen und pro-<lb/> pheceyungen von unſerm Heyland JEſu Chriſto (den wir recht als das<lb/> hertz und die ſonne aller goͤttlichen buͤcher und ſchrifften achten ſollen/ und<lb/> was wir von ihm jedes orts finden/ das allervornehmſte und edelſte zu<lb/> ſeyn glauben) findet ſich gleichwol in derſelben das jenige fleißig ausgezo-<lb/> gen was der <hi rendition="#aq">extract</hi> und kern der gebete ſelbs iſt/ und kan denjenigen/ die<lb/> mit worten des pſalters gern ihre andacht uͤben wolten/ nicht anders als<lb/> nuͤtzlich und erbaulich ſeyn: Welchen ſegen ich auch ſolcher Chriſt-Fuͤrſt-<lb/> lichen arbeit an ihrer vielen erfuͤllet zu werden von hertzen wuͤnſche: Da-<lb/> bey auch den himmliſchen Vater/ den Vater des liechts, von dem alle gu-<lb/> te und alle vollkommene gaben herkommen/ demuͤthig anruffe/ daß er in<lb/> dero lieben hertzen nicht nur allein die liebe ſeines worts unter allen wich-<lb/> tigen euſſerlichen geſchaͤfften und <hi rendition="#aq">diſtraction</hi>en erhalten/ ſondern ſie<lb/> mehr und mehr mit dem heiligſten und himmliſchen liecht/ aus welchem<lb/> urſpruͤnglich die pſalmen hergefloſſen/ auf das reichlichſte und kraͤfftigſte<lb/> erfuͤllen und beſeligen wolle/ zu erkaͤntnuͤß ſeines willens in allen ſo regie-<lb/> rungs-geſchaͤften als angelegenheiten des Chriſtlichen lebens/ um als-<lb/> dann denſelben ſo viel getreulicher nachzukommen. Er verleihe auch<lb/> den Geiſt der gnaden und gebets/ daß welche andern in ſolchen formuln<lb/> treulich vorgearbeitet/ aus deſſen trieb ſtaͤts vor dem gnadenthron alſo er-<lb/> ſcheinen moͤgen/ damit ſie die verlangte erhoͤrung aller bitten erlangen/ u.<lb/> an ſolchem kindlichen geiſt ſamt deſſen ſeufzern ein unaufhoͤrlichers zeug-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nuͤß</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0064]
Das ſiebende Capitel.
zum exempel/ von ſeinem ſohn Abſolon/ von Simei/ von Ahitophel/ und
vorhin dem koͤnig Saul wiederfahren ſind) ſteckte/ die pſalmen zum ge-
bet gebrauchen koͤnte/ ſolches die wenigſte/ auch etwa die wenigſte zeit ihꝛes
lebens/ zu thun vermoͤgen werden/ und alſo dieſer eine nutze des pſalters
(ohne welchen zwar mehrere und wichtigere ſich annoch finden) der darin-
nen beſtehet ein formular unſer gebete zu ſeyn/ ſehr enge zuſammen gehen
muͤßte. Wo wir aber in dem jenigen/ was David von ſeinen leiblichen
feinden begegnet/ auch unſern taͤglichen zuſtand/ da wir von unſern geiſt-
lichen feinden leiden und uns ihrer wehren muͤſſen/ erkennen (wie denn
Chriſtliche lehrer in leſung ſonderlich des alten Teſtaments/ wo ſie mit
rechtem nutzen angeſtellet werden ſolle/ dergleichen und alſo in allen ſtuͤ-
cken eine erbauung in einer application auf uns ſelbs zu ſuchen/ anwei-
ſen/ ſonderlich aber der theure Theologus Arndius in dem wahren Chri-
ſtenthum I. 1. c. 6. und anderswo dieſes fein zeiget.) haben wir gelegen-
heit uns dann eben ſo wol der Davidiſchen wort in ſo viel veraͤndertem
verſtand/ als die art unſers leidens von jenem unterſchieden iſt/ zu gebrau-
chen/ wohin ich ſehe/ daß E. Hochfuͤrſtl. Durchl. abſehen und arbeit ge-
richtet iſt: Und alſo ob wol ſonſten noch viel anderes vortreffliches in dem
lieben pſalterbuch befindlich/ ſonderlich die theure verheiſſungen und pro-
pheceyungen von unſerm Heyland JEſu Chriſto (den wir recht als das
hertz und die ſonne aller goͤttlichen buͤcher und ſchrifften achten ſollen/ und
was wir von ihm jedes orts finden/ das allervornehmſte und edelſte zu
ſeyn glauben) findet ſich gleichwol in derſelben das jenige fleißig ausgezo-
gen was der extract und kern der gebete ſelbs iſt/ und kan denjenigen/ die
mit worten des pſalters gern ihre andacht uͤben wolten/ nicht anders als
nuͤtzlich und erbaulich ſeyn: Welchen ſegen ich auch ſolcher Chriſt-Fuͤrſt-
lichen arbeit an ihrer vielen erfuͤllet zu werden von hertzen wuͤnſche: Da-
bey auch den himmliſchen Vater/ den Vater des liechts, von dem alle gu-
te und alle vollkommene gaben herkommen/ demuͤthig anruffe/ daß er in
dero lieben hertzen nicht nur allein die liebe ſeines worts unter allen wich-
tigen euſſerlichen geſchaͤfften und diſtractionen erhalten/ ſondern ſie
mehr und mehr mit dem heiligſten und himmliſchen liecht/ aus welchem
urſpruͤnglich die pſalmen hergefloſſen/ auf das reichlichſte und kraͤfftigſte
erfuͤllen und beſeligen wolle/ zu erkaͤntnuͤß ſeines willens in allen ſo regie-
rungs-geſchaͤften als angelegenheiten des Chriſtlichen lebens/ um als-
dann denſelben ſo viel getreulicher nachzukommen. Er verleihe auch
den Geiſt der gnaden und gebets/ daß welche andern in ſolchen formuln
treulich vorgearbeitet/ aus deſſen trieb ſtaͤts vor dem gnadenthron alſo er-
ſcheinen moͤgen/ damit ſie die verlangte erhoͤrung aller bitten erlangen/ u.
an ſolchem kindlichen geiſt ſamt deſſen ſeufzern ein unaufhoͤrlichers zeug-
nuͤß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |