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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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Das siebende Capitel.
ob wol noch keine andere art sehe, als daß aufs wenigste ihren werthen namen vor
das angesicht des HErrn mehrmal zu bringen nicht säumig seyn werde. GOTT
gebe allezeit dazu den Geist der gnaden und des gebets. Von dem ableiben des sel.
Herrn von Rosenroth (mit dem in einige correspondenz oder unmittelbare kund-
schafft zu kommen es mir allezeit an gelegenheit gemangelt, ich aber in dem übrigen
das in ihm von dem Allerhöchsten gelegte ansehnliche pfund und fleiß das gute zu
befördern vor guter zeit geliebet und geehret habe) hatte bloß etliche tage vor der an-
kunfft meiner werthen Jungfrau schreibens anzeige empfangen, und billig den ver-
lust eines mannes, so der gemeinen wohlfahrt länger zu nutzen von mir gewünschet
wurde, jedoch mit schuldiger unterwerffung unter göttlichen willen, der in allen bes-
ser als der unsrige ist, bedauret. Wie aber nechst seiner in die herrlichkeit aufge-
nommenen seele sein gedächtnüß hier auf erden in dem segen bleiben wird, also ruffe
den Vater der barmhertzigkeit und GOtt alles trosts demüthigst an, der so wol das
maaß der ihm verliehenen gaben hinwieder einem andern nach seinem heiligen wol-
gefallen zum gemeinen und längern nutzen anvertrauen, und also solchen schaden
ersetzen, als diejenigen, welche solcher verlust auch noch näher angehet, mit kräffti-
gen trost des Heil Geistes in erkäntnüß seines gütigsten willens stärcken, und was
er denselben durch den selig abgeforderten vorhin zu seyn gepfleget, ihnen ins künff-
tige durch sich selbs, und diejenige, die er ferner zu jederzeit dazu bestimmet haben
mag, seyn und werden lassen wolle, zum zeugnüß, daß er in geben und nehmen
allezeit einer, nemlich ein liebreicher und gütigster Vater seye und bleibe: an wel-
chem uns gnügen kan, ja solle. Ob einige gedächtnüß von ihm in predigten, ab-
danckung oder dergleichen, publiciret worden seye, so dann, ob er einige kinder
hinterlassen, auch ob einige seiner wercke das liecht noch sehen sollen, würde mir
auch lieb seyn, künfftig mit gelegenheit zu erfahren. Also fordert der HErr nach
der ihm bekanten ordnung einen seiner diener nach dem andern aus der zeit in die
ewigkeit: er lasse uns solches stäts also kräfftig vor augen stehen, daß es uns ein an-
trieb zu täglicher bereitung werde, die er aber auch allein in uns wircken wolle.

SECTIO XXXVIII.
Gläubige christen sind auch abwesend im geist offt
beysammen. Meine arbeit im glauben und hoffnung
kräfftiger frucht. Vom tausendjährigen reich
und bessern zeiten.
Das

Das ſiebende Capitel.
ob wol noch keine andere art ſehe, als daß aufs wenigſte ihren werthen namen vor
das angeſicht des HErrn mehrmal zu bringen nicht ſaͤumig ſeyn werde. GOTT
gebe allezeit dazu den Geiſt der gnaden und des gebets. Von dem ableiben des ſel.
Herrn von Roſenroth (mit dem in einige correſpondenz oder unmittelbare kund-
ſchafft zu kommen es mir allezeit an gelegenheit gemangelt, ich aber in dem uͤbrigen
das in ihm von dem Allerhoͤchſten gelegte anſehnliche pfund und fleiß das gute zu
befoͤrdern vor guter zeit geliebet und geehret habe) hatte bloß etliche tage vor der an-
kunfft meiner werthen Jungfrau ſchreibens anzeige empfangen, und billig den ver-
luſt eines mannes, ſo der gemeinen wohlfahrt laͤnger zu nutzen von mir gewuͤnſchet
wurde, jedoch mit ſchuldiger unterwerffung unter goͤttlichen willen, der in allen beſ-
ſer als der unſrige iſt, bedauret. Wie aber nechſt ſeiner in die herrlichkeit aufge-
nommenen ſeele ſein gedaͤchtnuͤß hier auf erden in dem ſegen bleiben wird, alſo ruffe
den Vater der barmhertzigkeit und GOtt alles troſts demuͤthigſt an, der ſo wol das
maaß der ihm verliehenen gaben hinwieder einem andern nach ſeinem heiligen wol-
gefallen zum gemeinen und laͤngern nutzen anvertrauen, und alſo ſolchen ſchaden
erſetzen, als diejenigen, welche ſolcher verluſt auch noch naͤher angehet, mit kraͤffti-
gen troſt des Heil Geiſtes in erkaͤntnuͤß ſeines guͤtigſten willens ſtaͤrcken, und was
er denſelben durch den ſelig abgeforderten vorhin zu ſeyn gepfleget, ihnen ins kuͤnff-
tige durch ſich ſelbs, und diejenige, die er ferner zu jederzeit dazu beſtimmet haben
mag, ſeyn und werden laſſen wolle, zum zeugnuͤß, daß er in geben und nehmen
allezeit einer, nemlich ein liebreicher und guͤtigſter Vater ſeye und bleibe: an wel-
chem uns gnuͤgen kan, ja ſolle. Ob einige gedaͤchtnuͤß von ihm in predigten, ab-
danckung oder dergleichen, publiciret worden ſeye, ſo dann, ob er einige kinder
hinterlaſſen, auch ob einige ſeiner wercke das liecht noch ſehen ſollen, wuͤrde mir
auch lieb ſeyn, kuͤnfftig mit gelegenheit zu erfahren. Alſo fordert der HErr nach
der ihm bekanten ordnung einen ſeiner diener nach dem andern aus der zeit in die
ewigkeit: er laſſe uns ſolches ſtaͤts alſo kraͤfftig vor augen ſtehen, daß es uns ein an-
trieb zu taͤglicher bereitung werde, die er aber auch allein in uns wircken wolle.

SECTIO XXXVIII.
Glaͤubige chriſten ſind auch abweſend im geiſt offt
beyſammen. Meine arbeit im glauben und hoffnung
kraͤfftiger frucht. Vom tauſendjaͤhrigen reich
und beſſern zeiten.
Das
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[626/0638] Das ſiebende Capitel. ob wol noch keine andere art ſehe, als daß aufs wenigſte ihren werthen namen vor das angeſicht des HErrn mehrmal zu bringen nicht ſaͤumig ſeyn werde. GOTT gebe allezeit dazu den Geiſt der gnaden und des gebets. Von dem ableiben des ſel. Herrn von Roſenroth (mit dem in einige correſpondenz oder unmittelbare kund- ſchafft zu kommen es mir allezeit an gelegenheit gemangelt, ich aber in dem uͤbrigen das in ihm von dem Allerhoͤchſten gelegte anſehnliche pfund und fleiß das gute zu befoͤrdern vor guter zeit geliebet und geehret habe) hatte bloß etliche tage vor der an- kunfft meiner werthen Jungfrau ſchreibens anzeige empfangen, und billig den ver- luſt eines mannes, ſo der gemeinen wohlfahrt laͤnger zu nutzen von mir gewuͤnſchet wurde, jedoch mit ſchuldiger unterwerffung unter goͤttlichen willen, der in allen beſ- ſer als der unſrige iſt, bedauret. Wie aber nechſt ſeiner in die herrlichkeit aufge- nommenen ſeele ſein gedaͤchtnuͤß hier auf erden in dem ſegen bleiben wird, alſo ruffe den Vater der barmhertzigkeit und GOtt alles troſts demuͤthigſt an, der ſo wol das maaß der ihm verliehenen gaben hinwieder einem andern nach ſeinem heiligen wol- gefallen zum gemeinen und laͤngern nutzen anvertrauen, und alſo ſolchen ſchaden erſetzen, als diejenigen, welche ſolcher verluſt auch noch naͤher angehet, mit kraͤffti- gen troſt des Heil Geiſtes in erkaͤntnuͤß ſeines guͤtigſten willens ſtaͤrcken, und was er denſelben durch den ſelig abgeforderten vorhin zu ſeyn gepfleget, ihnen ins kuͤnff- tige durch ſich ſelbs, und diejenige, die er ferner zu jederzeit dazu beſtimmet haben mag, ſeyn und werden laſſen wolle, zum zeugnuͤß, daß er in geben und nehmen allezeit einer, nemlich ein liebreicher und guͤtigſter Vater ſeye und bleibe: an wel- chem uns gnuͤgen kan, ja ſolle. Ob einige gedaͤchtnuͤß von ihm in predigten, ab- danckung oder dergleichen, publiciret worden ſeye, ſo dann, ob er einige kinder hinterlaſſen, auch ob einige ſeiner wercke das liecht noch ſehen ſollen, wuͤrde mir auch lieb ſeyn, kuͤnfftig mit gelegenheit zu erfahren. Alſo fordert der HErr nach der ihm bekanten ordnung einen ſeiner diener nach dem andern aus der zeit in die ewigkeit: er laſſe uns ſolches ſtaͤts alſo kraͤfftig vor augen ſtehen, daß es uns ein an- trieb zu taͤglicher bereitung werde, die er aber auch allein in uns wircken wolle. den 17. Jul. 1689. SECTIO XXXVIII. Glaͤubige chriſten ſind auch abweſend im geiſt offt beyſammen. Meine arbeit im glauben und hoffnung kraͤfftiger frucht. Vom tauſendjaͤhrigen reich und beſſern zeiten. Das

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/638>, abgerufen am 21.11.2024.