Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.Das siebende Capitel. solche ihre regierung einig anstellen/ daß sie erkennen/ wie hoch auf ihre seele der un-terthanen wohlfart ihro anbefohlen seye/ und also dieselbe die jenige sorge und an- gelegenheit bey tag und nacht seyn laffen/ daß sie vornemlich und zu erst dero an- vertrauten kirchen erbauung ansehen/ als das haupt-werck/ um dessen sorge willen sie der HErr auf ihren thron erhoben/ und also sorgfältig/ weil leider an allen orten der feind fast alles in unserm evangelischen heiligthum verdorben hat/ wahrnehmen/ ob und was vor verderben sich auch bey ihrer kirche in allen ständen und stücken/ bey lehrern oder zuhörern/ finden/ und wie solchen gesteuret und alles zurecht gebracht werden könte/ um da sich alsdann heilsamer rath findet/ denselben mit unverdros- senen ernst ins werck zu setzen/ und davon desto mehrern segen auch in der übrigen regierung zu erwarten; nechstdem/ daß auch der unterthanen leibliche wohlfahrt der nechste zweck seye/ dahin alle rathschläge und geschäfften gerichtet werden/ auf daß sie in genuß und handhabung der gerechtigkeit und unter gemäßigter last sich der theuren wohlthat ihres GOttes/ so er ihnen in solchen seines reiches statt- haltern erweiset/ mit hertzlichen danck erfreuen: daß sie aber auch solchen zweck wie bis daher nicht nur löblich lasse ferner ihre einige absicht seyn/ sondern durch von seiner göttlichen weisheit selbs eingegebene kluge rathschläge und dero beglückte bewerckstelligung derselben zu höchster eigenen freude wircklich erreichen möge: er gebe dazu immer fort und fort solche räthe und ministros, welche gleiche auf göttliche ehre und die gemeine wohlfahrt lauterlich abzweckende absichten haben/ und dazu mit aller treue [verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]eförderlich s[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]ynd/ als in welchen auch eines regenten vor- nehmstes interesse stehet: er gebe auch solche zeiten/ in welchen eines löblichen fürsten redliche intention mit glücklichem fortgang platz finde/ und nicht etwa durch deroselben unglück seligkeit aller auch gröster fleiß und klugheit ihre frucht verliehre/ wie es zuweilen zu den zeiten der ausbrechenden göttlichen gerichte zu geschehen pfleget/ die auch über uns entweder wircklich zu schweben oder nechst vorzustehen scheinen/ und wir also billig mit tieffster demuth deroselben abwendung bey dem ge- rechten GOtt zu erbitten haben. Diese sind meine einfältige wünsche bey der gelegenheit der glücklich getroffenen Hochfl. heurath/ aber auch die Summa und meinung meines gebets/ mit welchem täglich das gesamte hochlöbliche hauß und also in demselben E. Hochfl. Durchl. würdigste person göttlicher gnade vorzu- tragen pflege/ und solches aus der pflicht/ damit unserer evangelischen kirchen und also auch dero zierden verbunden bin/ ferner vorzutragen nicht unterlassen werde. SECTIO
Das ſiebende Capitel. ſolche ihre regierung einig anſtellen/ daß ſie erkennen/ wie hoch auf ihre ſeele der un-terthanen wohlfart ihro anbefohlen ſeye/ und alſo dieſelbe die jenige ſorge und an- gelegenheit bey tag und nacht ſeyn laffen/ daß ſie vornemlich und zu erſt dero an- vertrauten kirchen erbauung anſehen/ als das haupt-werck/ um deſſen ſorge willen ſie der HErr auf ihren thron erhoben/ und alſo ſorgfaͤltig/ weil leider an allen orten der feind faſt alles in unſerm evangeliſchen heiligthum verdorben hat/ wahrnehmen/ ob und was vor verderben ſich auch bey ihrer kirche in allen ſtaͤnden und ſtuͤcken/ bey lehrern oder zuhoͤrern/ finden/ und wie ſolchen geſteuret und alles zurecht gebracht werden koͤnte/ um da ſich alsdann heilſamer rath findet/ denſelben mit unverdroſ- ſenen ernſt ins werck zu ſetzen/ und davon deſto mehrern ſegen auch in der uͤbrigen regierung zu erwarten; nechſtdem/ daß auch der unterthanen leibliche wohlfahrt der nechſte zweck ſeye/ dahin alle rathſchlaͤge und geſchaͤfften gerichtet werden/ auf daß ſie in genuß und handhabung der gerechtigkeit und unter gemaͤßigter laſt ſich der theuren wohlthat ihres GOttes/ ſo er ihnen in ſolchen ſeines reiches ſtatt- haltern erweiſet/ mit hertzlichen danck erfreuen: daß ſie aber auch ſolchen zweck wie bis daher nicht nur loͤblich laſſe ferner ihre einige abſicht ſeyn/ ſondern durch von ſeiner goͤttlichen weisheit ſelbs eingegebene klugè rathſchlaͤge und deꝛo begluͤckte bewerckſtelligung derſelben zu hoͤchſter eigenen freude wircklich erreichen moͤge: er gebe dazu immer fort und fort ſolche raͤthe und miniſtros, welche gleiche auf goͤttliche ehre und die gemeine wohlfahrt lauterlich abzweckende abſichten haben/ und dazu mit aller treue [verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]efoͤrderlich ſ[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]ynd/ als in welchen auch eines regenten vor- nehmſtes intereſſe ſtehet: er gebe auch ſolche zeiten/ in welchen eines loͤblichen fuͤrſten redliche intention mit gluͤcklichem fortgang platz finde/ und nicht etwa durch deroſelben ungluͤck ſeligkeit aller auch groͤſter fleiß und klugheit ihre frucht verliehre/ wie es zuweilen zu den zeiten der ausbrechenden goͤttlichen gerichte zu geſchehen pfleget/ die auch uͤber uns entweder wircklich zu ſchweben oder nechſt vorzuſtehen ſcheinen/ und wir alſo billig mit tieffſter demuth deroſelben abwendung bey dem ge- rechten GOtt zu erbitten haben. Dieſe ſind meine einfaͤltige wuͤnſche bey der gelegenheit der gluͤcklich getroffenen Hochfl. heurath/ aber auch die Summa und meinung meines gebets/ mit welchem taͤglich das geſamte hochloͤbliche hauß und alſo in demſelben E. Hochfl. Durchl. wuͤrdigſte perſon goͤttlicher gnade vorzu- tragen pflege/ und ſolches aus der pflicht/ damit unſerer evangeliſchen kirchen und alſo auch dero zierden verbunden bin/ ferner vorzutragen nicht unterlaſſen werde. SECTIO
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Das ſiebende Capitel.
ſolche ihre regierung einig anſtellen/ daß ſie erkennen/ wie hoch auf ihre ſeele der un-
terthanen wohlfart ihro anbefohlen ſeye/ und alſo dieſelbe die jenige ſorge und an-
gelegenheit bey tag und nacht ſeyn laffen/ daß ſie vornemlich und zu erſt dero an-
vertrauten kirchen erbauung anſehen/ als das haupt-werck/ um deſſen ſorge willen
ſie der HErr auf ihren thron erhoben/ und alſo ſorgfaͤltig/ weil leider an allen orten
der feind faſt alles in unſerm evangeliſchen heiligthum verdorben hat/ wahrnehmen/
ob und was vor verderben ſich auch bey ihrer kirche in allen ſtaͤnden und ſtuͤcken/ bey
lehrern oder zuhoͤrern/ finden/ und wie ſolchen geſteuret und alles zurecht gebracht
werden koͤnte/ um da ſich alsdann heilſamer rath findet/ denſelben mit unverdroſ-
ſenen ernſt ins werck zu ſetzen/ und davon deſto mehrern ſegen auch in der uͤbrigen
regierung zu erwarten; nechſtdem/ daß auch der unterthanen leibliche wohlfahrt
der nechſte zweck ſeye/ dahin alle rathſchlaͤge und geſchaͤfften gerichtet werden/
auf daß ſie in genuß und handhabung der gerechtigkeit und unter gemaͤßigter laſt
ſich der theuren wohlthat ihres GOttes/ ſo er ihnen in ſolchen ſeines reiches ſtatt-
haltern erweiſet/ mit hertzlichen danck erfreuen: daß ſie aber auch ſolchen zweck
wie bis daher nicht nur loͤblich laſſe ferner ihre einige abſicht ſeyn/ ſondern durch
von ſeiner goͤttlichen weisheit ſelbs eingegebene klugè rathſchlaͤge und deꝛo begluͤckte
bewerckſtelligung derſelben zu hoͤchſter eigenen freude wircklich erreichen moͤge:
er gebe dazu immer fort und fort ſolche raͤthe und miniſtros, welche gleiche auf
goͤttliche ehre und die gemeine wohlfahrt lauterlich abzweckende abſichten haben/
und dazu mit aller treue _efoͤrderlich ſ_ynd/ als in welchen auch eines regenten vor-
nehmſtes intereſſe ſtehet: er gebe auch ſolche zeiten/ in welchen eines loͤblichen
fuͤrſten redliche intention mit gluͤcklichem fortgang platz finde/ und nicht etwa durch
deroſelben ungluͤck ſeligkeit aller auch groͤſter fleiß und klugheit ihre frucht verliehre/
wie es zuweilen zu den zeiten der ausbrechenden goͤttlichen gerichte zu geſchehen
pfleget/ die auch uͤber uns entweder wircklich zu ſchweben oder nechſt vorzuſtehen
ſcheinen/ und wir alſo billig mit tieffſter demuth deroſelben abwendung bey dem ge-
rechten GOtt zu erbitten haben. Dieſe ſind meine einfaͤltige wuͤnſche bey der
gelegenheit der gluͤcklich getroffenen Hochfl. heurath/ aber auch die Summa und
meinung meines gebets/ mit welchem taͤglich das geſamte hochloͤbliche hauß und
alſo in demſelben E. Hochfl. Durchl. wuͤrdigſte perſon goͤttlicher gnade vorzu-
tragen pflege/ und ſolches aus der pflicht/ damit unſerer evangeliſchen kirchen und
alſo auch dero zierden verbunden bin/ ferner vorzutragen nicht unterlaſſen werde.
16. Jan. 1682.
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/462>, abgerufen am 21.06.2024. |