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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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Das siebende Capitel.
fen (wo ich den nahmen recht gelesen) solte geschrieben haben/ möchte nach
Mayntz überschicket werden. Was nun dieses letzte anlanget/ so ist mir
gedachter Pater so gar auch von nahmen unbekant/ viel weniger weiß ich/
ob und was er geschrieben/ am allerwenigsten aber habe ich etwas von ihm
refutiret. Wie es denn auch weder meine gewohnheit ist/ noch meine an-
dere geschäffte zugeben/ daß ich mich auf streit-schrifften lege/ als welches
fast eine arbeit vor diejenige geachtet werden mag/ welche sonsten nichts
wichtigers und nöthigeres zu thun haben. Zwar habe ich vor einigen jah-
ren es mit Herrn D. Brevingen zu thun bekommen/ würde aber ihm nicht
zu antworten die mühe genommen haben/ oder ins künfftige nehmen/ wo
nicht andere absichten dabey gewesen wären/ daß von einer so wichtigen
materie dasjenige/ was mir der HERR gegeben/ unserer kirchen bey solcher
gelegenheit vorzulegen nützlich seyn könte: Wie mich denn dessen noch nicht
gereuet. Sonsten stehets insgesamt mit unsern streit - sachen gegen die
Römische also/ daß ich nicht davor halte/ vieles gegen sie weiter mehr nö-
thig zu seyn/ indeme sie schon dermassen oft eingetrieben worden durch der
unsrigen schrifften/ daß sie schwerlich mehr etwas gegen uns aufzubringen
vermögen/ was nicht bereits längst zu mehreren malen von uns wäre wider-
leget worden: Da sie uns nur immer mit wiederaufwärmung der alten ein-
würffe suchen müde zu machen: wiewol ich davor achte/ daß die klügste un-
ter ihnen selbsten erkennen/ wie so gar sie mit den streit-schrifften gegen uns
nichts ausrichten/ sondern je länger je mehr vielmehr auf eine andere art
sich anfangen gefaßt zu machen/ nemlich unsre kirche mit gewalt zu unter-
drücken/ nachdem sie die wahrheit/ die wir bekennen/ nicht zu widerlegen
vermögen. Wie ich auch sorge/ der HErr werde in seinem gericht ihnen
über unsere kirche unserer läuterung vieles zulassen/ indessen dannoch diese/
ob sie auch in eine enge getrieben würde/ nicht verlassen/ sondern zu seiner zeit
dem verderben steuren. Was aber die anfechtung anlangt von den angehö-
rigen über die religion/ weiß ich nicht so eigentlich was ich sagen solle/ indem
mir die condition, und ob sonsten anderwerts ein ordenliches verbleiben seye/
nicht bekant ist. Wäre es also sache/ daß dieselbe sonsten anderswo ihr auf-
enthalt haben könte/ so würde wol das bequemste mittel seyn/ sich sotha-
ner anfechtung zu entziehen/ durch das ausweichen aus solchem ort/ und
von solcher freundschafft/ davon man seiner religion wegen verunruhiget
wird/ und wer sich etwa zu schwach erkennet/ mit widrigen ohne anstoß
viel umzugehen/ würde GOTT versuchen/ wo man die gelegenheit nicht
nach vermögen meidete. Wäre es aber sach/ daß man solches orts nöthig
bleiben müste: So ist vor eine person/ welche nicht studiret hat/ und in
den streit-schrifften geübet ist/ das sicherste/ daß man sich in disputat mit

wi-

Das ſiebende Capitel.
fen (wo ich den nahmen recht geleſen) ſolte geſchrieben haben/ moͤchte nach
Mayntz uͤberſchicket werden. Was nun dieſes letzte anlanget/ ſo iſt mir
gedachter Pater ſo gar auch von nahmen unbekant/ viel weniger weiß ich/
ob und was er geſchrieben/ am allerwenigſten aber habe ich etwas von ihm
refutiret. Wie es denn auch weder meine gewohnheit iſt/ noch meine an-
dere geſchaͤffte zugeben/ daß ich mich auf ſtreit-ſchrifften lege/ als welches
faſt eine arbeit vor diejenige geachtet werden mag/ welche ſonſten nichts
wichtigers und noͤthigeres zu thun haben. Zwar habe ich vor einigen jah-
ren es mit Herrn D. Brevingen zu thun bekommen/ wuͤrde aber ihm nicht
zu antworten die muͤhe genommen haben/ oder ins kuͤnfftige nehmen/ wo
nicht andere abſichten dabey geweſen waͤren/ daß von einer ſo wichtigen
materie dasjenige/ was mir der HERR gegeben/ unſerer kirchen bey ſolcher
gelegenheit vorzulegen nuͤtzlich ſeyn koͤnte: Wie mich denn deſſen noch nicht
gereuet. Sonſten ſtehets insgeſamt mit unſern ſtreit - ſachen gegen die
Roͤmiſche alſo/ daß ich nicht davor halte/ vieles gegen ſie weiter mehr noͤ-
thig zu ſeyn/ indeme ſie ſchon dermaſſen oft eingetrieben worden durch der
unſrigen ſchrifften/ daß ſie ſchwerlich mehr etwas gegen uns aufzubringen
vermoͤgen/ was nicht bereits laͤngſt zu mehreren malen von uns waͤre wider-
leget worden: Da ſie uns nur immer mit wiederaufwaͤrmung der alten ein-
wuͤrffe ſuchen muͤde zu machen: wiewol ich davor achte/ daß die kluͤgſte un-
ter ihnen ſelbſten erkennen/ wie ſo gar ſie mit den ſtreit-ſchrifften gegen uns
nichts ausrichten/ ſondern je laͤnger je mehr vielmehr auf eine andere art
ſich anfangen gefaßt zu machen/ nemlich unſre kirche mit gewalt zu unter-
druͤcken/ nachdem ſie die wahrheit/ die wir bekennen/ nicht zu widerlegen
vermoͤgen. Wie ich auch ſorge/ der HErr werde in ſeinem gericht ihnen
uͤber unſere kirche unſerer laͤuterung vieles zulaſſen/ indeſſen dannoch dieſe/
ob ſie auch in eine enge getrieben wuͤrde/ nicht verlaſſen/ ſondern zu ſeiner zeit
dem verderben ſteuren. Was aber die anfechtung anlangt von den angehoͤ-
rigen uͤber die religion/ weiß ich nicht ſo eigentlich was ich ſagen ſolle/ indem
mir die condition, und ob ſonſten anderwerts ein ordenliches verbleiben ſeye/
nicht bekant iſt. Waͤre es alſo ſache/ daß dieſelbe ſonſten anderswo ihr auf-
enthalt haben koͤnte/ ſo wuͤrde wol das bequemſte mittel ſeyn/ ſich ſotha-
ner anfechtung zu entziehen/ durch das ausweichen aus ſolchem ort/ und
von ſolcher freundſchafft/ davon man ſeiner religion wegen verunruhiget
wird/ und wer ſich etwa zu ſchwach erkennet/ mit widrigen ohne anſtoß
viel umzugehen/ wuͤrde GOTT verſuchen/ wo man die gelegenheit nicht
nach vermoͤgen meidete. Waͤre es aber ſach/ daß man ſolches orts noͤthig
bleiben muͤſte: So iſt vor eine perſon/ welche nicht ſtudiret hat/ und in
den ſtreit-ſchrifften geuͤbet iſt/ das ſicherſte/ daß man ſich in diſputat mit

wi-
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[348/0360] Das ſiebende Capitel. fen (wo ich den nahmen recht geleſen) ſolte geſchrieben haben/ moͤchte nach Mayntz uͤberſchicket werden. Was nun dieſes letzte anlanget/ ſo iſt mir gedachter Pater ſo gar auch von nahmen unbekant/ viel weniger weiß ich/ ob und was er geſchrieben/ am allerwenigſten aber habe ich etwas von ihm refutiret. Wie es denn auch weder meine gewohnheit iſt/ noch meine an- dere geſchaͤffte zugeben/ daß ich mich auf ſtreit-ſchrifften lege/ als welches faſt eine arbeit vor diejenige geachtet werden mag/ welche ſonſten nichts wichtigers und noͤthigeres zu thun haben. Zwar habe ich vor einigen jah- ren es mit Herrn D. Brevingen zu thun bekommen/ wuͤrde aber ihm nicht zu antworten die muͤhe genommen haben/ oder ins kuͤnfftige nehmen/ wo nicht andere abſichten dabey geweſen waͤren/ daß von einer ſo wichtigen materie dasjenige/ was mir der HERR gegeben/ unſerer kirchen bey ſolcher gelegenheit vorzulegen nuͤtzlich ſeyn koͤnte: Wie mich denn deſſen noch nicht gereuet. Sonſten ſtehets insgeſamt mit unſern ſtreit - ſachen gegen die Roͤmiſche alſo/ daß ich nicht davor halte/ vieles gegen ſie weiter mehr noͤ- thig zu ſeyn/ indeme ſie ſchon dermaſſen oft eingetrieben worden durch der unſrigen ſchrifften/ daß ſie ſchwerlich mehr etwas gegen uns aufzubringen vermoͤgen/ was nicht bereits laͤngſt zu mehreren malen von uns waͤre wider- leget worden: Da ſie uns nur immer mit wiederaufwaͤrmung der alten ein- wuͤrffe ſuchen muͤde zu machen: wiewol ich davor achte/ daß die kluͤgſte un- ter ihnen ſelbſten erkennen/ wie ſo gar ſie mit den ſtreit-ſchrifften gegen uns nichts ausrichten/ ſondern je laͤnger je mehr vielmehr auf eine andere art ſich anfangen gefaßt zu machen/ nemlich unſre kirche mit gewalt zu unter- druͤcken/ nachdem ſie die wahrheit/ die wir bekennen/ nicht zu widerlegen vermoͤgen. Wie ich auch ſorge/ der HErr werde in ſeinem gericht ihnen uͤber unſere kirche unſerer laͤuterung vieles zulaſſen/ indeſſen dannoch dieſe/ ob ſie auch in eine enge getrieben wuͤrde/ nicht verlaſſen/ ſondern zu ſeiner zeit dem verderben ſteuren. Was aber die anfechtung anlangt von den angehoͤ- rigen uͤber die religion/ weiß ich nicht ſo eigentlich was ich ſagen ſolle/ indem mir die condition, und ob ſonſten anderwerts ein ordenliches verbleiben ſeye/ nicht bekant iſt. Waͤre es alſo ſache/ daß dieſelbe ſonſten anderswo ihr auf- enthalt haben koͤnte/ ſo wuͤrde wol das bequemſte mittel ſeyn/ ſich ſotha- ner anfechtung zu entziehen/ durch das ausweichen aus ſolchem ort/ und von ſolcher freundſchafft/ davon man ſeiner religion wegen verunruhiget wird/ und wer ſich etwa zu ſchwach erkennet/ mit widrigen ohne anſtoß viel umzugehen/ wuͤrde GOTT verſuchen/ wo man die gelegenheit nicht nach vermoͤgen meidete. Waͤre es aber ſach/ daß man ſolches orts noͤthig bleiben muͤſte: So iſt vor eine perſon/ welche nicht ſtudiret hat/ und in den ſtreit-ſchrifften geuͤbet iſt/ das ſicherſte/ daß man ſich in diſputat mit wi-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/360>, abgerufen am 25.11.2024.