Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.Das siebende Capitel. daraus das pabstum ausgeschlossen ist/ gleiche manier gehalten. Also ge-dencket Tertullianus: coimus in coetum & congregationem, ut ad Deum quasi manu facta precationibus orantes: und so bald ibidem etiam co- hortationes, castigationes, & censura divina: Jedoch meldet er/ daß die elteste praesidiret/ damit nicht alles in unordnung herginge: praesident probati quoque seniores. Und wieder: Vetus Ecclesiastica disciplina tenuit, ut qui excommunicandus esset, in publico coetu Ecclesiae, fir- mo & recto judicio percelleretur, assidentibus probatis quibusque se- nioribus. Hievon ist zu sehen der Straßburgische wohlverdiente Theologus Herr D. Dannhauer Christeid. Act. 1. Opt. Drom. Theat. 3. Phoen. 1. pag. 582. Wo er auch zeigt/ daß Cyprianus diejenige/ so von der trennung der Donatisten sich wiederum bekehreten/ nicht getrauet habe wieder aufzuneh- men ohne consens des gemeinen volcks. §. 6. Dieses war die erste einsetzung Christi/ und wo die noch auf die- liche
Das ſiebende Capitel. daraus das pabſtum ausgeſchloſſen iſt/ gleiche manier gehalten. Alſo ge-dencket Tertullianus: coimus in cœtum & congregationem, ut ad Deum quaſi manu facta precationibus orantes: und ſo bald ibidem etiam co- hortationes, caſtigationes, & cenſura divina: Jedoch meldet er/ daß die elteſte præſidiret/ damit nicht alles in unordnung herginge: præſident probati quoque ſeniores. Und wieder: Vetus Eccleſiaſtica diſciplina tenuit, ut qui excommunicandus eſſet, in publico cœtu Eccleſiæ, fir- mo & recto judicio percelleretur, aſſidentibus probatis quibusque ſe- nioribus. Hievon iſt zu ſehen der Straßburgiſche wohlverdiente Theologus Herr D. Dannhauer Chriſteid. Act. 1. Opt. Drom. Theat. 3. Phœn. 1. pag. 582. Wo er auch zeigt/ daß Cyprianus diejenige/ ſo von der trennung der Donatiſten ſich wiederum bekehreten/ nicht getrauet habe wieder aufzuneh- men ohne conſens des gemeinen volcks. §. 6. Dieſes war die erſte einſetzung Chriſti/ und wo die noch auf die- liche
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Das ſiebende Capitel.
daraus das pabſtum ausgeſchloſſen iſt/ gleiche manier gehalten. Alſo ge-
dencket Tertullianus: coimus in cœtum & congregationem, ut ad Deum
quaſi manu facta precationibus orantes: und ſo bald ibidem etiam co-
hortationes, caſtigationes, & cenſura divina: Jedoch meldet er/ daß
die elteſte præſidiret/ damit nicht alles in unordnung herginge: præſident
probati quoque ſeniores. Und wieder: Vetus Eccleſiaſtica diſciplina
tenuit, ut qui excommunicandus eſſet, in publico cœtu Eccleſiæ, fir-
mo & recto judicio percelleretur, aſſidentibus probatis quibusque ſe-
nioribus. Hievon iſt zu ſehen der Straßburgiſche wohlverdiente Theologus
Herr D. Dannhauer Chriſteid. Act. 1. Opt. Drom. Theat. 3. Phœn. 1. pag.
582. Wo er auch zeigt/ daß Cyprianus diejenige/ ſo von der trennung der
Donatiſten ſich wiederum bekehreten/ nicht getrauet habe wieder aufzuneh-
men ohne conſens des gemeinen volcks.
§. 6. Dieſes war die erſte einſetzung Chriſti/ und wo die noch auf die-
ſe weiſe gehalten wird/ habe ich kein bedencken zu ſagen/ daß eine ſolche kirch
am beſten geordnet ſeye/ auch am wenigſten in der ſache werde gefehlet wer-
den. Es iſt aber nach ſolcher zeit allgemach die kirch von ihren rechten/ wie
in andern ſtuͤcken/ alſo auch hierinnen/ vertrungen worden/ daß der ſo ge-
nante geiſtliche ſtand nach und nach alles ſolches an ſich gezogen/ daraus
endlich das unſelige pabſthum groſſen theils entſtanden/ und noch jetzo vie-
les ſeiner macht auf dieſem arcano dominationis ſtehet. Nachdem aber
Gott das heilſame werck der reformation laſſen vorgehen/ waͤre wol zu wuͤn-
ſchen geweſen/ daß die alte praxis allerdings wieder auch in dieſem ſtuͤck in-
troduciret worden waͤre/ wie wir ſehen/ daß Lutheri lehr und meinung ſol-
ches mit ſich gebracht. Es iſt aber hie der ort nicht/ mit mehrern auszufuͤh-
ren/ was vor hindernuͤſſen in dem weg geſtanden/ daß ſolches nicht nach
wunſch und voͤllig geſchehen. Dahero meiſter orten an ſtatt der geſam̃ten kir-
chen u. gemeinde die obrigkeiten auch dieſe ſachen an ſich gezogen/ daß nur die-
ſelbe/ oder die von ihr verordnete/ zu ſolchem actu concurrire. Wie wir
ſehen/ daß/ wo conſiſtoria ſind/ ſo gemeiniglich aus den obrigkeitlichen
perſonen oder dero raͤthen und den predigern beſtehen/ diejenige predi-
ger/ welche unter daſſelbe gehoͤren/ zu dem bann zu ſchreiten nicht zugelaſſen
werden ohne das conſiſtorium, an deſſen urtheil die ſache haͤnget. Jndeſ-
ſen iſt doch ſolche art noch viel beſſer und ſicherer/ als wo der ſtand der pre-
diger ſolche gewalt der beurtheilung allein an ſich ziehen wolte/ welches dem
pabſtthum viel naͤher kommt. Hingegen die art der conſiſtorien noch etwas
mehr von der alten einſetzung uͤbrig hat/ wo aufs wenigſte lehrer und elteſte
(dazu noch nach Ap. Geſch. 15. die gemeinde kommen ſolte) dasjenige verrich-
ten/ was ſonſten der geſamten kirchen gebuͤhret. Maſſen wir die obrigkeit-
liche
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/294>, abgerufen am 28.07.2024. |