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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. II. SECT. XL.
mit viel und mancherley unfall und widerwertigkeit beladen und
umgeben/ da musst ich mich auf allen seiten für lüsten und gefahr
besorgen/ von Juden/ Heyden/ und falschen brüdern: Da war allent-
halben angst und noth/ außwendig streit/ inwendig forcht/ zit-
tern und zagen/ mangel/ kummer und armuth.
m. f. w. darauf er auch die-
sen ort 2. Cor. 12/ 9. ansühret/ und auff solchem verstand erklähret/ von dessen so
gegründeter außlegung wir zu weichen nicht ursach haben. Es gehen auch davon
andere unsere Christliche lehrer nicht ab: alß wenn in der Weinmarschen Bibel
die wort 2. Cor. 11/ 30. so gloßiret werden: meiner schwachheit/ daß ich um
des Evangeli[i] willen so viel mühe/ gefahr/ widerwertigkeit und unge-
mach außgestanden.
Wiederum 2. Cor. 12/ 9. es gereichet mir zu ehren/
daß ich durch dich/ ob duglelch ein schwacher wol geplagter mensch und
täglich vielen angefechtungen unterworffen bist:
nochmahl/ schwachheit
meiner vielfältigen trübsalen/ und Gal. 4/ 13. schwachheit/ ohne äusserlichem
pracht und glantz/ unter viel haß und anstoß in schlechter verachter gestalt. So
redet auch Flacius über Gal. 4/ 13. Forte etiam suas cruces & pericuIa
commemorat, in quibus perrexerit eos docere: p.p.
da er den ort 1. Cor. 2/
3. angeführet: ut recte queas intelligere varias cruces & afflictiones, qui-
bus perpetuo exercebatur adeo ut eo nihil esset abjectius, si externam
speciem inspexisses.
Herr D. Calovii zeugnüß ist bereits angeführet/ dazu
ich noch das andere aus ihm setze über Gal. 4/ 13. wo er die schwachheit des Apo-
stels also ansiehet: Agit de suae personae infirmitate despicatui habita, tum
quod vilis, abjectus & contemtus venerit, tum quod variis contumeliis,
persecutionibus ac periculis obnoxius fuerit.
Unter den ältern erklehret
der liebe AEgid. Hunnius den ort 2. Cor. 13/ 30. in infirmitate sua, id est in
laboribus, quos sustinuit, in molestiis, quas devoravit, in periculis, quae
adiit, in tribulationibus, quas sensit, in hujus vitae incommoditatibus,
quas propter Evangelium Christi expertas est.
Es ist aber die sache so
klahr und offenbahr/ daß es nicht vielmehr zeugnüssen bedörffen wird/ ich würde
auch diese nicht angeführet haben/ wo wir nicht zu einer solchen zeit lebten/ da man
so schwer eine auch best gegründete erklährung annehmen will/ wo sie nicht mit ande-
rer lehrer zeugnüssen befestiget wird.

Bleibet also dabey/ die schwachheit heisse hie nicht eigenlich sündliche schwach-
heit/ sondern das leyden der verfolgung und der anfechtung/ dazu noch die natürli-
che schwachheit des Apostels wird zu setzen seyen/ daß nemlich dieselbe/ nach welcher
dem fleisch das leyden allezeit widrig und bitter ist (so gar daß auch unser Heyland/
der ohne sünde war/ eine schwachheit in ansehung und fühlung seines leidens em-
pfunden hat. Matth. 26/ 39. Joh. 12/ 27. 13. 21.) noch nicht also durch den
geist über wunden gewesen/ daß er mit lauter freudigkeit das leyden hätte mögen tra-

gen
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ARTIC. II. SECT. XL.
mit viel und mancherley unfall und widerwertigkeit beladen und
umgeben/ da muſſt ich mich auf allen ſeiten fuͤr luͤſten und gefahr
beſorgen/ von Juden/ Heyden/ und falſchen bruͤdern: Da war allent-
halben angſt und noth/ außwendig ſtreit/ inwendig forcht/ zit-
tern und zagen/ mangel/ kummer und armuth.
m. f. w. darauf er auch die-
ſen ort 2. Cor. 12/ 9. anſuͤhret/ und auff ſolchem verſtand erklaͤhret/ von deſſen ſo
gegruͤndeter außlegung wir zu weichen nicht urſach haben. Es gehen auch davon
andere unſere Chriſtliche lehrer nicht ab: alß wenn in der Weinmarſchen Bibel
die wort 2. Cor. 11/ 30. ſo gloßiret werden: meiner ſchwachheit/ daß ich um
des Evangeli[i] willen ſo viel muͤhe/ gefahr/ widerwertigkeit und unge-
mach außgeſtanden.
Wiederum 2. Cor. 12/ 9. es gereichet mir zu ehren/
daß ich durch dich/ ob duglelch ein ſchwacher wol geplagter menſch und
taͤglich vielen angefechtungen unterworffen biſt:
nochmahl/ ſchwachheit
meiner vielfaͤltigen truͤbſalen/ und Gal. 4/ 13. ſchwachheit/ ohne aͤuſſerlichem
pracht und glantz/ unter viel haß und anſtoß in ſchlechter verachter geſtalt. So
redet auch Flacius uͤber Gal. 4/ 13. Forte etiam ſuas cruces & pericuIa
commemorat, in quibus perrexerit eos docere: p.p.
da er den ort 1. Cor. 2/
3. angefuͤhret: ut recte queas intelligere varias cruces & afflictiones, qui-
bus perpetuo exercebatur adeo ut eo nihil eſſet abjectius, ſi externam
ſpeciem inſpexiſſes.
Herr D. Calovii zeugnuͤß iſt bereits angefuͤhret/ dazu
ich noch das andere aus ihm ſetze uͤber Gal. 4/ 13. wo er die ſchwachheit des Apo-
ſtels alſo anſiehet: Agit de ſuæ perſonæ infirmitate deſpicatui habita, tum
quod vilis, abjectus & contemtus venerit, tum quod variis contumeliis,
perſecutionibus ac periculis obnoxius fuerit.
Unter den aͤltern erklehret
der liebe Ægid. Hunnius den ort 2. Cor. 13/ 30. in infirmitate ſua, id eſt in
laboribus, quos ſuſtinuit, in moleſtiis, quas devoravit, in periculis, quæ
adiit, in tribulationibus, quas ſenſit, in hujus vitæ incommoditatibus,
quas propter Evangelium Chriſti expertas eſt.
Es iſt aber die ſache ſo
klahr und offenbahr/ daß es nicht vielmehr zeugnuͤſſen bedoͤrffen wird/ ich wuͤrde
auch dieſe nicht angefuͤhret haben/ wo wir nicht zu einer ſolchen zeit lebten/ da man
ſo ſchwer eine auch beſt gegruͤndete erklaͤhrung annehmen will/ wo ſie nicht mit ande-
rer lehrer zeugnuͤſſen befeſtiget wird.

Bleibet alſo dabey/ die ſchwachheit heiſſe hie nicht eigenlich ſuͤndliche ſchwach-
heit/ ſondern das leyden der verfolgung und der anfechtung/ dazu noch die natuͤrli-
che ſchwachheit des Apoſtels wird zu ſetzen ſeyen/ daß nemlich dieſelbe/ nach welcher
dem fleiſch das leyden allezeit widrig und bitter iſt (ſo gar daß auch unſer Heyland/
der ohne ſuͤnde war/ eine ſchwachheit in anſehung und fuͤhlung ſeines leidens em-
pfunden hat. Matth. 26/ 39. Joh. 12/ 27. 13. 21.) noch nicht alſo durch den
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[837/0855] ARTIC. II. SECT. XL. mit viel und mancherley unfall und widerwertigkeit beladen und umgeben/ da muſſt ich mich auf allen ſeiten fuͤr luͤſten und gefahr beſorgen/ von Juden/ Heyden/ und falſchen bruͤdern: Da war allent- halben angſt und noth/ außwendig ſtreit/ inwendig forcht/ zit- tern und zagen/ mangel/ kummer und armuth. m. f. w. darauf er auch die- ſen ort 2. Cor. 12/ 9. anſuͤhret/ und auff ſolchem verſtand erklaͤhret/ von deſſen ſo gegruͤndeter außlegung wir zu weichen nicht urſach haben. Es gehen auch davon andere unſere Chriſtliche lehrer nicht ab: alß wenn in der Weinmarſchen Bibel die wort 2. Cor. 11/ 30. ſo gloßiret werden: meiner ſchwachheit/ daß ich um des Evangelii willen ſo viel muͤhe/ gefahr/ widerwertigkeit und unge- mach außgeſtanden. Wiederum 2. Cor. 12/ 9. es gereichet mir zu ehren/ daß ich durch dich/ ob duglelch ein ſchwacher wol geplagter menſch und taͤglich vielen angefechtungen unterworffen biſt: nochmahl/ ſchwachheit meiner vielfaͤltigen truͤbſalen/ und Gal. 4/ 13. ſchwachheit/ ohne aͤuſſerlichem pracht und glantz/ unter viel haß und anſtoß in ſchlechter verachter geſtalt. So redet auch Flacius uͤber Gal. 4/ 13. Forte etiam ſuas cruces & pericuIa commemorat, in quibus perrexerit eos docere: p.p. da er den ort 1. Cor. 2/ 3. angefuͤhret: ut recte queas intelligere varias cruces & afflictiones, qui- bus perpetuo exercebatur adeo ut eo nihil eſſet abjectius, ſi externam ſpeciem inſpexiſſes. Herr D. Calovii zeugnuͤß iſt bereits angefuͤhret/ dazu ich noch das andere aus ihm ſetze uͤber Gal. 4/ 13. wo er die ſchwachheit des Apo- ſtels alſo anſiehet: Agit de ſuæ perſonæ infirmitate deſpicatui habita, tum quod vilis, abjectus & contemtus venerit, tum quod variis contumeliis, perſecutionibus ac periculis obnoxius fuerit. Unter den aͤltern erklehret der liebe Ægid. Hunnius den ort 2. Cor. 13/ 30. in infirmitate ſua, id eſt in laboribus, quos ſuſtinuit, in moleſtiis, quas devoravit, in periculis, quæ adiit, in tribulationibus, quas ſenſit, in hujus vitæ incommoditatibus, quas propter Evangelium Chriſti expertas eſt. Es iſt aber die ſache ſo klahr und offenbahr/ daß es nicht vielmehr zeugnuͤſſen bedoͤrffen wird/ ich wuͤrde auch dieſe nicht angefuͤhret haben/ wo wir nicht zu einer ſolchen zeit lebten/ da man ſo ſchwer eine auch beſt gegruͤndete erklaͤhrung annehmen will/ wo ſie nicht mit ande- rer lehrer zeugnuͤſſen befeſtiget wird. Bleibet alſo dabey/ die ſchwachheit heiſſe hie nicht eigenlich ſuͤndliche ſchwach- heit/ ſondern das leyden der verfolgung und der anfechtung/ dazu noch die natuͤrli- che ſchwachheit des Apoſtels wird zu ſetzen ſeyen/ daß nemlich dieſelbe/ nach welcher dem fleiſch das leyden allezeit widrig und bitter iſt (ſo gar daß auch unſer Heyland/ der ohne ſuͤnde war/ eine ſchwachheit in anſehung und fuͤhlung ſeines leidens em- pfunden hat. Matth. 26/ 39. Joh. 12/ 27. 13. 21.) noch nicht alſo durch den geiſt uͤber wunden geweſen/ daß er mit lauter freudigkeit das leyden haͤtte moͤgen tꝛa- gen Nnnnn 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 837. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/855>, abgerufen am 23.11.2024.