Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. II. SECT. XXXII. be/ sonnen klahr ersehen: wie man ja ein Christliches gespräch/ da jeder seinemeinung saget/ nicht deswegen eine predigt zunennen hat. Was Cath. Meyin anlangt/ ist zwar erwiesen/ daß so wol einige weibs per- Aus allem ist abzunehmen/ daß diese acta nichts in sich haben/ womit die so Dann Kkkkk 2
ARTIC. II. SECT. XXXII. be/ ſonnen klahr erſehen: wie man ja ein Chriſtliches geſpraͤch/ da jeder ſeinemeinung ſaget/ nicht deswegen eine predigt zunennen hat. Was Cath. Meyin anlangt/ iſt zwar erwieſen/ daß ſo wol einige weibs per- Aus allem iſt abzunehmen/ daß dieſe acta nichts in ſich haben/ womit die ſo Dann Kkkkk 2
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ARTIC. II. SECT. XXXII.
be/ ſonnen klahr erſehen: wie man ja ein Chriſtliches geſpraͤch/ da jeder ſeine
meinung ſaget/ nicht deswegen eine predigt zunennen hat.
Was Cath. Meyin anlangt/ iſt zwar erwieſen/ daß ſo wol einige weibs per-
ſonen mit ihr bekant worden/ und zu weilen zu ihr gegangen ſind/ als auch das M.
Franck und M. Schade mit ihr und ihrem mann/ als einem melancholico, um-
gang gehabt haben: auch daß dieſer/ als er bey ihr zu abend ſpeiſen ſollen/ eine
ſtund vorher gekommen ſeye/ und da er mehrere leute da angetroffen/ aus g!egen-
heit einer lection aus der Bibel einen Chriſtlichen diſcours angehoben/ und mit
dem andern ſtudioſo Zielen meiſtentheils continuiret habe. Jndeſſen ob ich
wol/ ſonderlich in ſolchem ſtuͤck/ mehrere vorſichtigkeit gebraucht und dieſes unter-
laſſen worden zu ſeyen gewuͤnſchet haͤtte/ wol abeꝛ weiß/ wie der erſte eyffer auch zu
dem guten ſich nicht allemahl gnug zuruͤck und in den ſchrancken zu halten vermoͤ-
ge/ iſt gleichwol auch eine dergleichen verſamlung/ und was darinnen geſchehen iſt/
an ſich nichts unrechtes und ſectiriſches. Maſſen weder in GOttes wort/ wel-
ches vielmehr dergleichen verſtattet/ noch in einigen kirchen ordnungen/ eine die-
ſer art uͤbung verboten ſtehet/ wie darvon in vorigem unterthaͤnigſt bericht aus
dem beruͤhmten Roſtockiſchen Theologo D. Schomero gruͤndlich gezeiget wor-
den: iſt daher werſich dergleichen ſeiner habenden freyheit gebraucht/ deswegen nicht
als thaͤte er unrecht/ beſchuldiget werden kan/ biß eine hoͤhere verordnung und von
der Obrigkeit herkommendes verbot das jenige/ ſo ſonſten frey geweſen war/ un-
recht machet. Wobey ich billich zuerinneren habe/ daß erſt vor dritthalb jahren
die Theologiſche Facultaͤt in Leipzig einiger Chriſtlicher kauffleute und buͤrger in
Riga abſonderliche zuſammenkuͤnfften/ da ſie ſich auch aus GOttes wort mit ein-
ander erbaueten/ und einige des daſigen ſtaͤttiſchen Miniſterii ſolches beſtritten/
durch ein abſonderliches reſponſum gebillicher hat.
Aus allem iſt abzunehmen/ daß dieſe acta nichts in ſich haben/ womit die ſo
genannte Pietiſten als irriger lehr oder anderes gegen goͤttliche oder gemeine geſetze
gethan uͤberzeuget woꝛden waͤren: Dazu 4. kommet/ daß von der jenigen zeit/ als
in Ew. Churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit nehmen nur die in dem gnaͤdigſten re-
ſcript verclauſulirte zuſammenkuͤnfften oder conventicula (darunter mit
recht nicht alle zu der erbauung angeſehene unterredungen koͤnten verſtanden wer-
den) verboten worden ſind/ ſich nicht aus den actis angibet/ daß eine einige ſolche
verſamlung/ ſo nur der gleichen zimlichen ſchein haͤtte/ waͤre gehalten worden:
ſondern wird offenbahr/ daß die leute/ ſo doch von vielen als veraͤchter aller
goͤttlichen und menſchlichen ordnung angeſehen und beſchrieben worden/ ſolchen
gehorſam geleiſtet haben/ daß ehe ſie auch den ſchein auff ſich laden wolten/ ihrer
von GOTT vorgeſetzten Obrigkeit ungehorſam zu ſeyen/ ſie ſich auch der weitern
mittel ihrer erbauung/ ob ſie wohl dero nutzen vorhin verſpuͤret hatten mit gedult be-
geben haben.
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