Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

DISTINCTIO II. SECTIO XXXI.
dem ohne das zwar auch die übrige theile der Theologiae höchst nützlich und nöthig sind/ da-
her bey leibe nicht unterlassen werden dörffen/ dieses studium aber ohne billichen wiederspruch
das vornehmste unter allen bleibet/ und den übrigen maaß gibet/ weßwegen auch Doctores
und studiosi den nahmen von der H. Schrifft führen/ und E. Churfl. Durchl. löblichste vor-
fahren in den legibus auch die Theologos auf dieselbe hauptsächlich weisen: und zwar wie die
austrückliche verordnung des theuren Churfürsten Augusti Universität-Ordnung (p. 397.)
mit sich bringen/ daß die professores ihre lectiones also unter ihnen selbs austheilen/ und der-
massen anstellen/ damit ein studiosus derselben auff bestimmte gewisse zeit durch Gottes gna-
de in den schrifften der Propheten und Apostel einen solchen verstand fassen möge/ da er gleich
nicht alle bücher gäntzlich hören erklären/ sich dannoch in alle schicken könne. m. f. w. Wo
auch außtrücklich befohlen wird: damit die zuhörer nicht lange an einem ort der H. Schrifft
mit verdruß und versäumniß auffgehalten werden/ sollen sie nicht lange bey einer materie
verharren/ noch viel weniger dictiren/ sondern ein ieder professor aufs längst in 3. oder 4.
lectionibus ein Capitel absolviren/ und die zeit mit den opinionibus doctorum Ecclesiae, oder
andern unnothwendigen/ vorwitzigen sachen nicht vergeblich zubringen/ sondern allen ihren fleiß
dahin wenden/ daß sie uach anleitung des H. Christlichen glaubens und art der sprachen eines ie-
den orts oder spruchs H. Schrifft eigentlichen verstand auf das einfältigste und kürtzest/ so es im-
mer seyn kan/ ihren discipeln erklären/ und darneben anzeigen/ wie solcher entweder zur bestäti-
gung/ oder zum trost/ vermahnung oder warnung vor sünden und ungerechtigkeit nützlich ge-
braucht werden möge/ vornemlich aber mit allem fleiß achtung geben/ daß die sprüche H. Schrifft
eigentlich erkläret werden/ welche von den Papisten und rottengeistern/ alten und neuen ketzern.
m. f. w. Gewiß ists/ wo dieser methodus (wozu auch die daselbs anbefohlne/ aber nicht richtig biß
her/ wie ich höre/ continuirte jährliche 12. disputationes ordinariae gesetzt werden mögen/ und dero
unterlassung nicht länger mehr nachzusehen wäre) fleißig und stäts nach dem vorgeschriebenen in
acht genommen würde/ solte ein solcher nutze und profectus der studiosorum Theologiae folgen/
vor welchen wir dem höchsten nicht gnug danck zusagen wüsten/ und die kirche einen unbeschreibli-
chen nutzen davon schöpffen würde. Da hingegen leider die offenbahre erfahrung zeiget/ wie bey
denjenigen/ welche zu der beforderung examiniret werden/ nicht nur die meiste wenige fundamen-
ta
der studiorum mit sich bringen/ sondern auch unter denen/ welche sonsten in übrigen partibus
Theologiae
nicht ungeschickt/ auffs wenigste von dem studio exegetico, so ihnen ihr lebenlang das
meiste nutzen solte/ sehr wenig wissen/ und sich dazu wenig angeleitet worden zu seyn/ gemeiniglich
entschuldigen. Daher auch schwerlich eine gleich wichtige ursach sich finden wird/ warum die le-
ctiones publicae
und collegia privata M. Antonii und M. Francken/ so dann auch M. Schaden und
anderer so bald einen fast ungemeinen zulauff der studiosorum bekommen/ und der eiffer derselben
stäts beharret/ als weil sie/ wie nützlich und höchsinöthig vor allen andern studiis dieses ihnen seye/
bey sich selbs erkant und empfunden/ da sie nichts in spem futurae oblivionis lerneten/ sondern was
sie hörten lauter dergleichen dinge zu seyn fanden/ davon sie und andere nutzen haben würden.
Daher allerdings kein zweiffel ist/ wo die professores ordinarii sich dermassen nach dem begriff und
nutzen ihrer auditorum schicken und herab lassen/ und dieselbe in dasjenige/ was das hauptwerck
ist/ am fleißigsten führen werden/ daß auch diese desto mehr vertrauen und liebe gegen sie haben
werden.

Es würde aber auch nöthig seyn/ daß Professores Theologiae sich angelegen seyn lassen/ ih-
re lectiones also einzurichten/ daß die auditores auch allezeit einigen gustum und sensum pietatis
drauß schöpffen möchten. Jch bin nicht in abrede/ daß ich fast erschrocken bin/ und kaum meinen
augen gegla[u]bet habe/ als ich in dem nahmen der Theologischen Facultät Act. Vol. f. 39. b.
"diese wort gelesen: Die prediger/ zu denen wir die studenten in die kirche weisen/ sollen sie fromm/
"wir zu denen sie in die lectiones und collegia kommen/ sollen sie gelehrt machen. Jch will auch
nicht hoffen/ daß dieses/ wie die wort so crude da stehen/ dieser männer/ welche im übrigen billich
liebe/ und in ehren halte/ meinung solle seyn/ sondern gern eine interpretation, wie sie gefunden

wer-

DISTINCTIO II. SECTIO XXXI.
dem ohne das zwar auch die uͤbrige theile der Theologiæ hoͤchſt nuͤtzlich und noͤthig ſind/ da-
her bey leibe nicht unterlaſſen werden doͤrffen/ dieſes ſtudium aber ohne billichen wiederſpruch
das vornehmſte unter allen bleibet/ und den uͤbrigen maaß gibet/ weßwegen auch Doctores
und ſtudioſi den nahmen von der H. Schrifft fuͤhren/ und E. Churfl. Durchl. loͤblichſte vor-
fahren in den legibus auch die Theologos auf dieſelbe hauptſaͤchlich weiſen: und zwar wie die
austruͤckliche verordnung des theuren Churfuͤrſten Auguſti Univerſitaͤt-Ordnung (p. 397.)
mit ſich bringen/ daß die profeſſores ihre lectiones alſo unter ihnen ſelbs austheilen/ und der-
maſſen anſtellen/ damit ein ſtudioſus derſelben auff beſtimmte gewiſſe zeit durch Gottes gna-
de in den ſchrifften der Propheten und Apoſtel einen ſolchen verſtand faſſen moͤge/ da er gleich
nicht alle buͤcher gaͤntzlich hoͤren erklaͤren/ ſich dannoch in alle ſchicken koͤnne. m. f. w. Wo
auch außtruͤcklich befohlen wird: damit die zuhoͤrer nicht lange an einem ort der H. Schrifft
mit verdruß und verſaͤumniß auffgehalten werden/ ſollen ſie nicht lange bey einer materie
verharren/ noch viel weniger dictiren/ ſondern ein ieder profeſſor aufs laͤngſt in 3. oder 4.
lectionibus ein Capitel abſolviren/ und die zeit mit den opinionibus doctorum Eccleſiæ, oder
andern unnothwendigen/ vorwitzigen ſachen nicht vergeblich zubringen/ ſondern allen ihren fleiß
dahin wenden/ daß ſie uach anleitung des H. Chriſtlichen glaubens und art der ſprachen eines ie-
den orts oder ſpruchs H. Schrifft eigentlichen verſtand auf das einfaͤltigſte und kuͤrtzeſt/ ſo es im-
mer ſeyn kan/ ihren diſcipeln erklaͤren/ und darneben anzeigen/ wie ſolcher entweder zur beſtaͤti-
gung/ oder zum troſt/ vermahnung oder warnung vor ſuͤnden und ungerechtigkeit nuͤtzlich ge-
braucht werden moͤge/ vornemlich aber mit allem fleiß achtung geben/ daß die ſpruͤche H. Schrifft
eigentlich erklaͤret werden/ welche von den Papiſten und rottengeiſtern/ alten und neuen ketzern.
m. f. w. Gewiß iſts/ wo dieſer methodus (wozu auch die daſelbs anbefohlne/ aber nicht richtig biß
her/ wie ich hoͤre/ continuirte jaͤhrliche 12. diſputationes ordinariæ geſetzt werden moͤgen/ und dero
unterlaſſung nicht laͤnger mehr nachzuſehen waͤre) fleißig und ſtaͤts nach dem vorgeſchriebenen in
acht genommen wuͤrde/ ſolte ein ſolcher nutze und profectus der ſtudioſorum Theologiæ folgen/
vor welchen wir dem hoͤchſten nicht gnug danck zuſagen wuͤſten/ und die kirche einen unbeſchreibli-
chen nutzen davon ſchoͤpffen wuͤrde. Da hingegen leider die offenbahre erfahrung zeiget/ wie bey
denjenigen/ welche zu der beforderung examiniret werden/ nicht nur die meiſte wenige fundamen-
ta
der ſtudiorum mit ſich bringen/ ſondern auch unter denen/ welche ſonſten in uͤbrigen partibus
Theologiæ
nicht ungeſchickt/ auffs wenigſte von dem ſtudio exegetico, ſo ihnen ihr lebenlang das
meiſte nutzen ſolte/ ſehr wenig wiſſen/ und ſich dazu wenig angeleitet worden zu ſeyn/ gemeiniglich
entſchuldigen. Daher auch ſchwerlich eine gleich wichtige urſach ſich finden wird/ warum die le-
ctiones publicæ
und collegia privata M. Antonii und M. Francken/ ſo dann auch M. Schaden und
anderer ſo bald einen faſt ungemeinen zulauff der ſtudioſorum bekommen/ und der eiffer derſelben
ſtaͤts beharret/ als weil ſie/ wie nuͤtzlich und hoͤchſinoͤthig vor allen andern ſtudiis dieſes ihnen ſeye/
bey ſich ſelbs erkant und empfunden/ da ſie nichts in ſpem futuræ oblivionis lerneten/ ſondern was
ſie hoͤrten lauter dergleichen dinge zu ſeyn fanden/ davon ſie und andere nutzen haben wuͤrden.
Daher allerdings kein zweiffel iſt/ wo die profeſſores ordinarii ſich dermaſſen nach dem begriff und
nutzen ihrer auditorum ſchicken und herab laſſen/ und dieſelbe in dasjenige/ was das hauptwerck
iſt/ am fleißigſten fuͤhren werden/ daß auch dieſe deſto mehr vertrauen und liebe gegen ſie haben
werden.

Es wuͤrde aber auch noͤthig ſeyn/ daß Profeſſores Theologiæ ſich angelegen ſeyn laſſen/ ih-
re lectiones alſo einzurichten/ daß die auditores auch allezeit einigen guſtum und ſenſum pietatis
drauß ſchoͤpffen moͤchten. Jch bin nicht in abrede/ daß ich faſt erſchrocken bin/ und kaum meinen
augen gegla[u]bet habe/ als ich in dem nahmen der Theologiſchen Facultaͤt Act. Vol. ☾ f. 39. b.
„dieſe wort geleſen: Die prediger/ zu denen wir die ſtudenten in die kirche weiſen/ ſollen ſie fromm/
„wir zu denen ſie in die lectiones und collegia kommen/ ſollen ſie gelehrt machen. Jch will auch
nicht hoffen/ daß dieſes/ wie die wort ſo crude da ſtehen/ dieſer maͤnner/ welche im uͤbrigen billich
liebe/ und in ehren halte/ meinung ſolle ſeyn/ ſondern gern eine interpretation, wie ſie gefunden

wer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0817" n="799"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">DISTINCTIO II. SECTIO XXXI.</hi></fw><lb/>
dem ohne das zwar auch die u&#x0364;brige theile der <hi rendition="#aq">Theologiæ</hi> ho&#x0364;ch&#x017F;t nu&#x0364;tzlich und no&#x0364;thig &#x017F;ind/ da-<lb/>
her bey leibe nicht unterla&#x017F;&#x017F;en werden do&#x0364;rffen/ die&#x017F;es <hi rendition="#aq">&#x017F;tudium</hi> aber ohne billichen wieder&#x017F;pruch<lb/>
das vornehm&#x017F;te unter allen bleibet/ und den u&#x0364;brigen maaß gibet/ weßwegen auch <hi rendition="#aq">Doctores</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">&#x017F;tudio&#x017F;i</hi> den nahmen von der H. Schrifft fu&#x0364;hren/ und E. Churfl. Durchl. lo&#x0364;blich&#x017F;te vor-<lb/>
fahren in den <hi rendition="#aq">legibus</hi> auch die <hi rendition="#aq">Theologos</hi> auf die&#x017F;elbe haupt&#x017F;a&#x0364;chlich wei&#x017F;en: und zwar wie die<lb/>
austru&#x0364;ckliche verordnung des theuren Churfu&#x0364;r&#x017F;ten Augu&#x017F;ti Univer&#x017F;ita&#x0364;t-Ordnung <hi rendition="#aq">(p. 397.)</hi><lb/>
mit &#x017F;ich bringen/ daß die <hi rendition="#aq">profe&#x017F;&#x017F;ores</hi> ihre <hi rendition="#aq">lectiones</hi> al&#x017F;o unter ihnen &#x017F;elbs austheilen/ und der-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en an&#x017F;tellen/ damit ein <hi rendition="#aq">&#x017F;tudio&#x017F;us</hi> der&#x017F;elben auff be&#x017F;timmte gewi&#x017F;&#x017F;e zeit durch Gottes gna-<lb/>
de in den &#x017F;chrifften der Propheten und Apo&#x017F;tel einen &#x017F;olchen ver&#x017F;tand fa&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;ge/ da er gleich<lb/>
nicht alle bu&#x0364;cher ga&#x0364;ntzlich ho&#x0364;ren erkla&#x0364;ren/ &#x017F;ich dannoch in alle &#x017F;chicken ko&#x0364;nne. m. f. w. Wo<lb/>
auch außtru&#x0364;cklich befohlen wird: damit die zuho&#x0364;rer nicht lange an einem ort der H. Schrifft<lb/>
mit verdruß und ver&#x017F;a&#x0364;umniß auffgehalten werden/ &#x017F;ollen &#x017F;ie nicht lange bey einer materie<lb/>
verharren/ noch viel weniger <hi rendition="#aq">dictir</hi>en/ &#x017F;ondern ein ieder <hi rendition="#aq">profe&#x017F;&#x017F;or</hi> aufs la&#x0364;ng&#x017F;t in 3. oder 4.<lb/><hi rendition="#aq">lectionibus</hi> ein Capitel <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olvir</hi>en/ und die zeit mit den <hi rendition="#aq">opinionibus doctorum Eccle&#x017F;iæ,</hi> oder<lb/>
andern unnothwendigen/ vorwitzigen &#x017F;achen nicht vergeblich zubringen/ &#x017F;ondern allen ihren fleiß<lb/>
dahin wenden/ daß &#x017F;ie uach anleitung des H. Chri&#x017F;tlichen glaubens und art der &#x017F;prachen eines ie-<lb/>
den orts oder &#x017F;pruchs H. Schrifft eigentlichen ver&#x017F;tand auf das einfa&#x0364;ltig&#x017F;te und ku&#x0364;rtze&#x017F;t/ &#x017F;o es im-<lb/>
mer &#x017F;eyn kan/ ihren <hi rendition="#aq">di&#x017F;cipeln</hi> erkla&#x0364;ren/ und darneben anzeigen/ wie &#x017F;olcher entweder zur be&#x017F;ta&#x0364;ti-<lb/>
gung/ oder zum tro&#x017F;t/ vermahnung oder warnung vor &#x017F;u&#x0364;nden und ungerechtigkeit nu&#x0364;tzlich ge-<lb/>
braucht werden mo&#x0364;ge/ vornemlich aber mit allem fleiß achtung geben/ daß die &#x017F;pru&#x0364;che H. Schrifft<lb/>
eigentlich erkla&#x0364;ret werden/ welche von den Papi&#x017F;ten und rottengei&#x017F;tern/ alten und neuen ketzern.<lb/>
m. f. w. Gewiß i&#x017F;ts/ wo die&#x017F;er <hi rendition="#aq">methodus</hi> (wozu auch die da&#x017F;elbs anbefohlne/ aber nicht richtig biß<lb/>
her/ wie ich ho&#x0364;re/ <hi rendition="#aq">continuir</hi>te ja&#x0364;hrliche 12. <hi rendition="#aq">di&#x017F;putationes ordinariæ</hi> ge&#x017F;etzt werden mo&#x0364;gen/ und dero<lb/>
unterla&#x017F;&#x017F;ung nicht la&#x0364;nger mehr nachzu&#x017F;ehen wa&#x0364;re) fleißig und &#x017F;ta&#x0364;ts nach dem vorge&#x017F;chriebenen in<lb/>
acht genommen wu&#x0364;rde/ &#x017F;olte ein &#x017F;olcher nutze und <hi rendition="#aq">profectus</hi> der <hi rendition="#aq">&#x017F;tudio&#x017F;orum Theologiæ</hi> folgen/<lb/>
vor welchen wir dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten nicht gnug danck zu&#x017F;agen wu&#x0364;&#x017F;ten/ und die kirche einen unbe&#x017F;chreibli-<lb/>
chen nutzen davon &#x017F;cho&#x0364;pffen wu&#x0364;rde. Da hingegen leider die offenbahre erfahrung zeiget/ wie bey<lb/>
denjenigen/ welche zu der beforderung <hi rendition="#aq">examinir</hi>et werden/ nicht nur die mei&#x017F;te wenige <hi rendition="#aq">fundamen-<lb/>
ta</hi> der <hi rendition="#aq">&#x017F;tudiorum</hi> mit &#x017F;ich bringen/ &#x017F;ondern auch unter denen/ welche &#x017F;on&#x017F;ten in u&#x0364;brigen <hi rendition="#aq">partibus<lb/>
Theologiæ</hi> nicht unge&#x017F;chickt/ auffs wenig&#x017F;te von dem <hi rendition="#aq">&#x017F;tudio exegetico,</hi> &#x017F;o ihnen ihr lebenlang das<lb/>
mei&#x017F;te nutzen &#x017F;olte/ &#x017F;ehr wenig wi&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;ich dazu wenig angeleitet worden zu &#x017F;eyn/ gemeiniglich<lb/>
ent&#x017F;chuldigen. Daher auch &#x017F;chwerlich eine gleich wichtige ur&#x017F;ach &#x017F;ich finden wird/ warum die <hi rendition="#aq">le-<lb/>
ctiones publicæ</hi> und <hi rendition="#aq">collegia privata M. Antonii</hi> und <hi rendition="#aq">M.</hi> Francken/ &#x017F;o dann auch <hi rendition="#aq">M.</hi> Schaden und<lb/>
anderer &#x017F;o bald einen fa&#x017F;t ungemeinen zulauff der <hi rendition="#aq">&#x017F;tudio&#x017F;orum</hi> bekommen/ und der eiffer der&#x017F;elben<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ts beharret/ als weil &#x017F;ie/ wie nu&#x0364;tzlich und ho&#x0364;ch&#x017F;ino&#x0364;thig vor allen andern <hi rendition="#aq">&#x017F;tudiis</hi> die&#x017F;es ihnen &#x017F;eye/<lb/>
bey &#x017F;ich &#x017F;elbs erkant und empfunden/ da &#x017F;ie nichts <hi rendition="#aq">in &#x017F;pem futuræ oblivionis</hi> lerneten/ &#x017F;ondern was<lb/>
&#x017F;ie ho&#x0364;rten lauter dergleichen dinge zu &#x017F;eyn fanden/ davon &#x017F;ie und andere nutzen haben wu&#x0364;rden.<lb/>
Daher allerdings kein zweiffel i&#x017F;t/ wo die <hi rendition="#aq">profe&#x017F;&#x017F;ores ordinarii</hi> &#x017F;ich derma&#x017F;&#x017F;en nach dem begriff und<lb/>
nutzen ihrer <hi rendition="#aq">auditorum</hi> &#x017F;chicken und herab la&#x017F;&#x017F;en/ und die&#x017F;elbe in dasjenige/ was das hauptwerck<lb/>
i&#x017F;t/ am fleißig&#x017F;ten fu&#x0364;hren werden/ daß auch die&#x017F;e de&#x017F;to mehr vertrauen und liebe gegen &#x017F;ie haben<lb/>
werden.</p><lb/>
            <p>Es wu&#x0364;rde aber auch no&#x0364;thig &#x017F;eyn/ daß <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ores Theologiæ</hi> &#x017F;ich angelegen &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en/ ih-<lb/>
re <hi rendition="#aq">lectiones</hi> al&#x017F;o einzurichten/ daß die <hi rendition="#aq">auditores</hi> auch allezeit einigen <hi rendition="#aq">gu&#x017F;tum</hi> und <hi rendition="#aq">&#x017F;en&#x017F;um pietatis</hi><lb/>
drauß &#x017F;cho&#x0364;pffen mo&#x0364;chten. Jch bin nicht in abrede/ daß ich fa&#x017F;t er&#x017F;chrocken bin/ und kaum meinen<lb/>
augen gegla<supplied>u</supplied>bet habe/ als ich in dem nahmen der Theologi&#x017F;chen Faculta&#x0364;t <hi rendition="#aq">Act. Vol. &#x263E; f. 39. b.</hi><lb/>
&#x201E;die&#x017F;e wort gele&#x017F;en: Die prediger/ zu denen wir die &#x017F;tudenten in die kirche wei&#x017F;en/ &#x017F;ollen &#x017F;ie fromm/<lb/>
&#x201E;wir zu denen &#x017F;ie in die <hi rendition="#aq">lectiones</hi> und <hi rendition="#aq">collegia</hi> kommen/ &#x017F;ollen &#x017F;ie gelehrt machen. Jch will auch<lb/>
nicht hoffen/ daß die&#x017F;es/ wie die wort &#x017F;o <hi rendition="#aq">crude</hi> da &#x017F;tehen/ die&#x017F;er ma&#x0364;nner/ welche im u&#x0364;brigen billich<lb/>
liebe/ und in ehren halte/ meinung &#x017F;olle &#x017F;eyn/ &#x017F;ondern gern eine <hi rendition="#aq">interpretation,</hi> wie &#x017F;ie gefunden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wer-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[799/0817] DISTINCTIO II. SECTIO XXXI. dem ohne das zwar auch die uͤbrige theile der Theologiæ hoͤchſt nuͤtzlich und noͤthig ſind/ da- her bey leibe nicht unterlaſſen werden doͤrffen/ dieſes ſtudium aber ohne billichen wiederſpruch das vornehmſte unter allen bleibet/ und den uͤbrigen maaß gibet/ weßwegen auch Doctores und ſtudioſi den nahmen von der H. Schrifft fuͤhren/ und E. Churfl. Durchl. loͤblichſte vor- fahren in den legibus auch die Theologos auf dieſelbe hauptſaͤchlich weiſen: und zwar wie die austruͤckliche verordnung des theuren Churfuͤrſten Auguſti Univerſitaͤt-Ordnung (p. 397.) mit ſich bringen/ daß die profeſſores ihre lectiones alſo unter ihnen ſelbs austheilen/ und der- maſſen anſtellen/ damit ein ſtudioſus derſelben auff beſtimmte gewiſſe zeit durch Gottes gna- de in den ſchrifften der Propheten und Apoſtel einen ſolchen verſtand faſſen moͤge/ da er gleich nicht alle buͤcher gaͤntzlich hoͤren erklaͤren/ ſich dannoch in alle ſchicken koͤnne. m. f. w. Wo auch außtruͤcklich befohlen wird: damit die zuhoͤrer nicht lange an einem ort der H. Schrifft mit verdruß und verſaͤumniß auffgehalten werden/ ſollen ſie nicht lange bey einer materie verharren/ noch viel weniger dictiren/ ſondern ein ieder profeſſor aufs laͤngſt in 3. oder 4. lectionibus ein Capitel abſolviren/ und die zeit mit den opinionibus doctorum Eccleſiæ, oder andern unnothwendigen/ vorwitzigen ſachen nicht vergeblich zubringen/ ſondern allen ihren fleiß dahin wenden/ daß ſie uach anleitung des H. Chriſtlichen glaubens und art der ſprachen eines ie- den orts oder ſpruchs H. Schrifft eigentlichen verſtand auf das einfaͤltigſte und kuͤrtzeſt/ ſo es im- mer ſeyn kan/ ihren diſcipeln erklaͤren/ und darneben anzeigen/ wie ſolcher entweder zur beſtaͤti- gung/ oder zum troſt/ vermahnung oder warnung vor ſuͤnden und ungerechtigkeit nuͤtzlich ge- braucht werden moͤge/ vornemlich aber mit allem fleiß achtung geben/ daß die ſpruͤche H. Schrifft eigentlich erklaͤret werden/ welche von den Papiſten und rottengeiſtern/ alten und neuen ketzern. m. f. w. Gewiß iſts/ wo dieſer methodus (wozu auch die daſelbs anbefohlne/ aber nicht richtig biß her/ wie ich hoͤre/ continuirte jaͤhrliche 12. diſputationes ordinariæ geſetzt werden moͤgen/ und dero unterlaſſung nicht laͤnger mehr nachzuſehen waͤre) fleißig und ſtaͤts nach dem vorgeſchriebenen in acht genommen wuͤrde/ ſolte ein ſolcher nutze und profectus der ſtudioſorum Theologiæ folgen/ vor welchen wir dem hoͤchſten nicht gnug danck zuſagen wuͤſten/ und die kirche einen unbeſchreibli- chen nutzen davon ſchoͤpffen wuͤrde. Da hingegen leider die offenbahre erfahrung zeiget/ wie bey denjenigen/ welche zu der beforderung examiniret werden/ nicht nur die meiſte wenige fundamen- ta der ſtudiorum mit ſich bringen/ ſondern auch unter denen/ welche ſonſten in uͤbrigen partibus Theologiæ nicht ungeſchickt/ auffs wenigſte von dem ſtudio exegetico, ſo ihnen ihr lebenlang das meiſte nutzen ſolte/ ſehr wenig wiſſen/ und ſich dazu wenig angeleitet worden zu ſeyn/ gemeiniglich entſchuldigen. Daher auch ſchwerlich eine gleich wichtige urſach ſich finden wird/ warum die le- ctiones publicæ und collegia privata M. Antonii und M. Francken/ ſo dann auch M. Schaden und anderer ſo bald einen faſt ungemeinen zulauff der ſtudioſorum bekommen/ und der eiffer derſelben ſtaͤts beharret/ als weil ſie/ wie nuͤtzlich und hoͤchſinoͤthig vor allen andern ſtudiis dieſes ihnen ſeye/ bey ſich ſelbs erkant und empfunden/ da ſie nichts in ſpem futuræ oblivionis lerneten/ ſondern was ſie hoͤrten lauter dergleichen dinge zu ſeyn fanden/ davon ſie und andere nutzen haben wuͤrden. Daher allerdings kein zweiffel iſt/ wo die profeſſores ordinarii ſich dermaſſen nach dem begriff und nutzen ihrer auditorum ſchicken und herab laſſen/ und dieſelbe in dasjenige/ was das hauptwerck iſt/ am fleißigſten fuͤhren werden/ daß auch dieſe deſto mehr vertrauen und liebe gegen ſie haben werden. Es wuͤrde aber auch noͤthig ſeyn/ daß Profeſſores Theologiæ ſich angelegen ſeyn laſſen/ ih- re lectiones alſo einzurichten/ daß die auditores auch allezeit einigen guſtum und ſenſum pietatis drauß ſchoͤpffen moͤchten. Jch bin nicht in abrede/ daß ich faſt erſchrocken bin/ und kaum meinen augen geglaubet habe/ als ich in dem nahmen der Theologiſchen Facultaͤt Act. Vol. ☾ f. 39. b. „dieſe wort geleſen: Die prediger/ zu denen wir die ſtudenten in die kirche weiſen/ ſollen ſie fromm/ „wir zu denen ſie in die lectiones und collegia kommen/ ſollen ſie gelehrt machen. Jch will auch nicht hoffen/ daß dieſes/ wie die wort ſo crude da ſtehen/ dieſer maͤnner/ welche im uͤbrigen billich liebe/ und in ehren halte/ meinung ſolle ſeyn/ ſondern gern eine interpretation, wie ſie gefunden wer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/817
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 799. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/817>, abgerufen am 18.05.2024.