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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
ches dannoch deroselben gewissen/ sonderlich da ich hieher beruffen werden sollen/
erfordert hätte/ dafern in solcher lehre ichtwas dem göttlichen wort und der wol-
fahrt der kirchen wiedriges enthalten wäre. Es haben auch andere christliche
Theologi hievon gehandelt: wie ich anführen kan den vor noch nicht vielen jah-
ren berühmt gewesenen Sachsen-Hällischen Oberhoffprediger D. Olearium, der
in seinem teutschen Bibelwerck/ so zu E. Churfl. Durchl. vielen kirchen auzuschaf-
fen würdig erkant worden/ über 1. Cor[i]4/ 23. also schreibet: Es ist dabey zu mer-
cken/ daß dergleichen christliche unterredungen gar nöthig und nützlich/
aber gar vorsichtig und ordenlich einzurichten. 1. Von gottseligen leh-
rern und
collegen, 2. von studiosis und liebhabern der göttlichen wahrheit.
3. von guten freunden. 4. Von nahon anverwandten. 5. Von benachtbar-
ten. 6. Von denen so gleicher lebensart. 7. Von christlichen hausvätern.
Jedoch also/ daß alle unordnung/ ärgerniß und mißbrauch nach reiffer
überlegung und nöthigem ermessen des lehr- und nehrstandes wol be-
dächtig verhütet werde/ damit nicht der aus übereilen und unvorsichtig-
keit entstehende schade den verhofften nutz übertreffen möge.
Es könten noch
der jenigen tapffren leute die hievon geschrieben mehr genennet werden: unter wel-
chen nur für allen anführen will D. Justum Christophorum Schomerum pro-
fess. Theol.
zu Rostock/ der in unterschiedlichen Disputationibus de collegiis
privatae pietatis
die materie am fleißigsten ausgearbeitet hat/ und wie er was bey
allen collegiis zu verhüten/ oder auch dabey zu sorgen/ mit solcher behutsamkeit
vorstellet/ daß einer Wiedertäufferischen oder Qvackerischen Licenz kaum von
einigem bedachtsamer begegnet/ dero gefahr gewiesen/ und ihre gründe wiederle-
get worden sind/ also gleichwol die macht der Christen insgemein zu erbauung zu-
sammen zu kommen/ nicht nur nicht wiederspricht/ sondern selbst bekräfftigt. Weil
dann seine wort sehr wichtig sind/ so wird Ewre Churfürstliche Durchlauchtig-
keit nicht ungnädig vernehmen/ daß dieselbe etwas weitläufftiger anführe. Al-
so schreibet er nun § 19. Etenim agnoscimus, non fortuitis tantum congressioni-
bus, sed & studio qvaesitis mutuam illam
oikodomen urgeri posse, & pro re nata etiam
debere. Uti enim qvodqve laudabiliter fit, ita etiam laudabiliter intenditur. In exem-
plis etiam sanctorum, qvae adduximus, illum principalem & unicum forte, finem
fuisse conveniendi, ut piis colloqviis animi erigerentur, circumstantiae omnes satis
produnt. Permittunt & probant hujusmodi conventus non tantum sacrae sed & ci-
viles leges. Nam conventus qvi ad finem bonum & honestum, s. ob causam licitam
fiunt, non improbantur, nec indigent superioris venia, adeo ut licet expresso supe-
riorum decreto prohibitum sit inire congregationes, causa tamen & intentionis bo-
nitas excuset coeuntes, utlatius tradit Mevius ad jus Lubec. P. 4. tit. 13. art. 1. n. 5. seqq.

Noch viel deutlicher und ausführlicher aber handelt er davon § 21. u f. Daraus allein
das vornehmste anziehe:
Forma ipsa generalis horum collegiorum omnium simpli-
citer & in se considerata, praecisis circumstantiis alterantibus reprehendi neqvit,

qvasi

Das ſechſte Capitel.
ches dannoch deroſelben gewiſſen/ ſonderlich da ich hieher beruffen werden ſollen/
erfordert haͤtte/ dafern in ſolcher lehre ichtwas dem goͤttlichen wort und der wol-
fahrt der kirchen wiedriges enthalten waͤre. Es haben auch andere chriſtliche
Theologi hievon gehandelt: wie ich anfuͤhren kan den vor noch nicht vielen jah-
ren beruͤhmt geweſenen Sachſen-Haͤlliſchen Oberhoffprediger D. Olearium, der
in ſeinem teutſchen Bibelwerck/ ſo zu E. Churfl. Durchl. vielen kirchen auzuſchaf-
fen wuͤrdig erkant worden/ uͤber 1. Cor[i]4/ 23. alſo ſchreibet: Es iſt dabey zu mer-
cken/ daß dergleichen chriſtliche unterredungen gar noͤthig und nuͤtzlich/
aber gar vorſichtig und ordenlich einzurichten. 1. Von gottſeligen leh-
rern und
collegen, 2. von ſtudioſis und liebhabern der goͤttlichen wahrheit.
3. von guten freunden. 4. Von nahon anverwandten. 5. Von benachtbar-
ten. 6. Von denen ſo gleicher lebensart. 7. Von chriſtlichen hausvaͤtern.
Jedoch alſo/ daß alle unordnung/ aͤrgerniß und mißbrauch nach reiffer
uͤberlegung und noͤthigem ermeſſen des lehr- und nehrſtandes wol be-
daͤchtig verhuͤtet werde/ damit nicht der aus uͤbereilen und unvorſichtig-
keit entſtehende ſchade den verhofften nutz uͤbertreffen moͤge.
Es koͤntẽ noch
der jenigen tapffren leute die hievon geſchrieben mehr genennet werden: unter wel-
chen nur fuͤr allen anfuͤhren will D. Juſtum Chriſtophorum Schomerum pro-
feſſ. Theol.
zu Roſtock/ der in unterſchiedlichen Diſputationibus de collegiis
privatæ pietatis
die materie am fleißigſten ausgearbeitet hat/ und wie er was bey
allen collegiis zu verhuͤten/ oder auch dabey zu ſorgen/ mit ſolcher behutſamkeit
vorſtellet/ daß einer Wiedertaͤufferiſchen oder Qvackeriſchen Licenz kaum von
einigem bedachtſamer begegnet/ dero gefahr gewieſen/ und ihre gruͤnde wiederle-
get worden ſind/ alſo gleichwol die macht der Chriſten insgemein zu erbauung zu-
ſammen zu kommen/ nicht nur nicht wiederſpricht/ ſondern ſelbſt bekraͤfftigt. Weil
dann ſeine wort ſehr wichtig ſind/ ſo wird Ewre Churfuͤrſtliche Durchlauchtig-
keit nicht ungnaͤdig vernehmen/ daß dieſelbe etwas weitlaͤufftiger anfuͤhre. Al-
ſo ſchreibet er nun § 19. Etenim agnoſcimus, non fortuitis tantum congreſſioni-
bus, ſed & ſtudio qvæſitis mutuam illam
οἰκοδομὴν urgeri poſſe, & pro re nata etiam
debere. Uti enim qvodqve laudabiliter fit, ita etiam laudabiliter intenditur. In exem-
plis etiam ſanctorum, qvæ adduximus, illum principalem & unicum forte, finem
fuiſſe conveniendi, ut piis colloqviis animi erigerentur, circumſtantiæ omnes ſatis
produnt. Permittunt & probant hujusmodi conventus non tantum ſacræ ſed & ci-
viles leges. Nam conventus qvi ad finem bonum & honeſtum, ſ. ob cauſam licitam
fiunt, non improbantur, nec indigent ſuperioris venia, adeo ut licet expreſſo ſupe-
riorum decreto prohibitum ſit inire congregationes, cauſa tamen & intentionis bo-
nitas excuſet coeuntes, utlatius tradit Mevius ad jus Lubec. P. 4. tit. 13. art. 1. n. 5. ſeqq.

Noch viel deutlicher und ausfuͤhrlicher aber handelt er davon § 21. u f. Daraus allein
das vornehmſte anziehe:
Forma ipſa generalis horum collegiorum omnium ſimpli-
citer & in ſe conſiderata, præciſis circumſtantiis alterantibus reprehendi neqvit,

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[788/0806] Das ſechſte Capitel. ches dannoch deroſelben gewiſſen/ ſonderlich da ich hieher beruffen werden ſollen/ erfordert haͤtte/ dafern in ſolcher lehre ichtwas dem goͤttlichen wort und der wol- fahrt der kirchen wiedriges enthalten waͤre. Es haben auch andere chriſtliche Theologi hievon gehandelt: wie ich anfuͤhren kan den vor noch nicht vielen jah- ren beruͤhmt geweſenen Sachſen-Haͤlliſchen Oberhoffprediger D. Olearium, der in ſeinem teutſchen Bibelwerck/ ſo zu E. Churfl. Durchl. vielen kirchen auzuſchaf- fen wuͤrdig erkant worden/ uͤber 1. Cori4/ 23. alſo ſchreibet: Es iſt dabey zu mer- cken/ daß dergleichen chriſtliche unterredungen gar noͤthig und nuͤtzlich/ aber gar vorſichtig und ordenlich einzurichten. 1. Von gottſeligen leh- rern und collegen, 2. von ſtudioſis und liebhabern der goͤttlichen wahrheit. 3. von guten freunden. 4. Von nahon anverwandten. 5. Von benachtbar- ten. 6. Von denen ſo gleicher lebensart. 7. Von chriſtlichen hausvaͤtern. Jedoch alſo/ daß alle unordnung/ aͤrgerniß und mißbrauch nach reiffer uͤberlegung und noͤthigem ermeſſen des lehr- und nehrſtandes wol be- daͤchtig verhuͤtet werde/ damit nicht der aus uͤbereilen und unvorſichtig- keit entſtehende ſchade den verhofften nutz uͤbertreffen moͤge. Es koͤntẽ noch der jenigen tapffren leute die hievon geſchrieben mehr genennet werden: unter wel- chen nur fuͤr allen anfuͤhren will D. Juſtum Chriſtophorum Schomerum pro- feſſ. Theol. zu Roſtock/ der in unterſchiedlichen Diſputationibus de collegiis privatæ pietatis die materie am fleißigſten ausgearbeitet hat/ und wie er was bey allen collegiis zu verhuͤten/ oder auch dabey zu ſorgen/ mit ſolcher behutſamkeit vorſtellet/ daß einer Wiedertaͤufferiſchen oder Qvackeriſchen Licenz kaum von einigem bedachtſamer begegnet/ dero gefahr gewieſen/ und ihre gruͤnde wiederle- get worden ſind/ alſo gleichwol die macht der Chriſten insgemein zu erbauung zu- ſammen zu kommen/ nicht nur nicht wiederſpricht/ ſondern ſelbſt bekraͤfftigt. Weil dann ſeine wort ſehr wichtig ſind/ ſo wird Ewre Churfuͤrſtliche Durchlauchtig- keit nicht ungnaͤdig vernehmen/ daß dieſelbe etwas weitlaͤufftiger anfuͤhre. Al- ſo ſchreibet er nun § 19. Etenim agnoſcimus, non fortuitis tantum congreſſioni- bus, ſed & ſtudio qvæſitis mutuam illam οἰκοδομὴν urgeri poſſe, & pro re nata etiam debere. Uti enim qvodqve laudabiliter fit, ita etiam laudabiliter intenditur. In exem- plis etiam ſanctorum, qvæ adduximus, illum principalem & unicum forte, finem fuiſſe conveniendi, ut piis colloqviis animi erigerentur, circumſtantiæ omnes ſatis produnt. Permittunt & probant hujusmodi conventus non tantum ſacræ ſed & ci- viles leges. Nam conventus qvi ad finem bonum & honeſtum, ſ. ob cauſam licitam fiunt, non improbantur, nec indigent ſuperioris venia, adeo ut licet expreſſo ſupe- riorum decreto prohibitum ſit inire congregationes, cauſa tamen & intentionis bo- nitas excuſet coeuntes, utlatius tradit Mevius ad jus Lubec. P. 4. tit. 13. art. 1. n. 5. ſeqq. Noch viel deutlicher und ausfuͤhrlicher aber handelt er davon § 21. u f. Daraus allein das vornehmſte anziehe: Forma ipſa generalis horum collegiorum omnium ſimpli- citer & in ſe conſiderata, præciſis circumſtantiis alterantibus reprehendi neqvit, qvaſi

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 788. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/806>, abgerufen am 22.11.2024.