Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. I. SECT. XXII. mir ein so grosses daran gelegen ist/ in dieser wichtigen sache den willen desHErrn zu erkennen/ indem da ich wider desselben willen bliebe oder wiche/ ich mich wenig seegens getrösten könte/ so habe ich in Christlicher überlegung kein ander mittel mehr übrig befunden/ als etzlichen unpartheyischen Christlichen Theologis, daran gottselige weisheit und aufrichtige sorge vor das beste der kirchen mir bekannt/ und die mich brüderlich lieben/ die sache auffzutragen/ daß ieglicher derselbigen/ was er nach hertzlichem und eifrigem gebeth/ so dann reifflicher überlegung der mitkommenden beyderseits rationum, in seinem hertzen/ als vor GOttes angesicht das beste zu seyn/ nemlich ob ich hie blei- ben oder weg gehen solle/ befinde/ und also/ wohin er den finger des HErrn über mich zu zeigen erkenne/ mir offenhertzig und positive antwortlich an- zeige: da ich dieses demüthige vertrauen zu der Göttlichen güte trage/ (auch dieselbe samt andern guten freunden diese zeit über darum anzuruffen nicht ermangeln werde/) sie wird solche liebe Christliche freunde mit demjenigen liecht und weisheit begaben/ daß sie mir Göttlichen willen zeigen/ und ich auf dero einstimmung oder die majora unter denselben/ da ich es in der furcht des HErrn auf solches als das sicherste mittel habe ankommen lassen/ und hiesiger hochlöblicher Magistrat dasselbe auch nicht unbilliget/ mich verlassen/ und alsdenn/ was der schluß solcher antwort seyn wird/ in dem nahmen des HErrn zu werck richten möge. Wann ich nun von meinem werthesten bruder gleichwie einer ungefarbten liebe gegen mich/ also auch sorge vor das beste der kirchen/ mich allerdings versichert weiß/ so habe das vertrauen auch zu demselben geschöpfft/ und ersuche also denselben um der liebe GOttes willen/ er wolle die sache nicht nur allein mit eiffrigem gebeth der heiligen direction GOttes treulich empfehlen/ sondern auch nach seiner gabe der weisheit dieselbe/ vornehmlich nach den rationibus, welche von beyden sei- ten abgefaßt sub lit. A. eingeschlossen sind/ überlegen/ und wohin der HErr sein hertz darüber lencken wird/ mir aufs förderlichste (indem starck darauff getrieben/ und von mir auch aus solcher ängstlichen ungewißheit ehest zu kommen sehnlich verlanget wird/) mit wenigem wieder antwortlich bekannt machen. Es geschiehet hiermit mir eine grosse wohlthat/ damit mir gute freunde in dem nahmen des HErrn endlich den weg zeigen/ den ich wandeln solle/ und ich warte nechst inbrünstigem gebeth (so ohne dem vor dieselbe bißher gethan zu haben mit wahrheit bezeugen kan) alle gelegenheit/ wo hin- wieder mit brüderlichen diensten solche liebe erwiedern solte können/ mir las- sen hertzlich angenehm seyn. Jch ruffe den lieben GOtt demüthigst an/ der denselben auch hinwieder mit dem Geist der weisheit und der erkänntnüß er- füllen wolle/ den willen des HErrn über mich zu erkennen/ und mich also dahin zu weisen/ wo/ hie oder anderwärtlich/ derselbe ins künfftige meine arbeit am kräfftigsten segnen wolle: wie ich versichern kan/ daß mirs um solche erkänntnüß und Rrrr
ARTIC. I. SECT. XXII. mir ein ſo groſſes daran gelegen iſt/ in dieſer wichtigen ſache den willen desHErrn zu erkennen/ indem da ich wider deſſelben willen bliebe oder wiche/ ich mich wenig ſeegens getroͤſten koͤnte/ ſo habe ich in Chriſtlicher uͤberlegung kein ander mittel mehr uͤbrig befunden/ als etzlichen unpartheyiſchen Chriſtlichen Theologis, daran gottſelige weisheit und aufrichtige ſorge vor das beſte der kirchen mir bekannt/ und die mich bruͤderlich lieben/ die ſache auffzutragen/ daß ieglicher derſelbigen/ was er nach hertzlichem und eifrigem gebeth/ ſo dann reifflicher uͤberlegung der mitkommenden beyderſeits rationum, in ſeinem hertzen/ als vor GOttes angeſicht das beſte zu ſeyn/ nemlich ob ich hie blei- ben oder weg gehen ſolle/ befinde/ und alſo/ wohin er den finger des HErrn uͤber mich zu zeigen erkenne/ mir offenhertzig und poſitivè antwortlich an- zeige: da ich dieſes demuͤthige vertrauen zu der Goͤttlichen guͤte trage/ (auch dieſelbe ſamt andern guten freunden dieſe zeit uͤber darum anzuruffen nicht ermangeln werde/) ſie wird ſolche liebe Chriſtliche freunde mit demjenigen liecht und weisheit begaben/ daß ſie mir Goͤttlichen willen zeigen/ und ich auf dero einſtimmung oder die majora unter denſelben/ da ich es in der furcht des HErrn auf ſolches als das ſicherſte mittel habe ankommen laſſen/ und hieſiger hochloͤblicher Magiſtrat daſſelbe auch nicht unbilliget/ mich verlaſſen/ und alsdenn/ was der ſchluß ſolcher antwort ſeyn wird/ in dem nahmen des HErrn zu werck richten moͤge. Wann ich nun von meinem wertheſten bruder gleichwie einer ungefarbten liebe gegen mich/ alſo auch ſorge vor das beſte der kirchen/ mich allerdings verſichert weiß/ ſo habe das vertrauen auch zu demſelben geſchoͤpfft/ und erſuche alſo denſelben um der liebe GOttes willen/ er wolle die ſache nicht nur allein mit eiffrigem gebeth der heiligen direction GOttes treulich empfehlen/ ſondern auch nach ſeiner gabe der weisheit dieſelbe/ vornehmlich nach den rationibus, welche von beyden ſei- ten abgefaßt ſub lit. A. eingeſchloſſen ſind/ uͤberlegen/ und wohin der HErr ſein hertz daruͤber lencken wird/ mir aufs foͤrderlichſte (indem ſtarck darauff getrieben/ und von mir auch aus ſolcher aͤngſtlichen ungewißheit eheſt zu kommen ſehnlich verlanget wird/) mit wenigem wieder antwortlich bekannt machen. Es geſchiehet hiermit mir eine groſſe wohlthat/ damit mir gute freunde in dem nahmen des HErrn endlich den weg zeigen/ den ich wandeln ſolle/ und ich warte nechſt inbruͤnſtigem gebeth (ſo ohne dem vor dieſelbe bißher gethan zu haben mit wahrheit bezeugen kan) alle gelegenheit/ wo hin- wieder mit bruͤderlichen dienſten ſolche liebe erwiedern ſolte koͤnnen/ mir laſ- ſen hertzlich angenehm ſeyn. Jch ruffe den lieben GOtt demuͤthigſt an/ der denſelben auch hinwieder mit dem Geiſt der weisheit und der erkaͤnntnuͤß er- fuͤllen wolle/ den willen des HErrn uͤber mich zu erkennen/ und mich alſo dahin zu weiſen/ wo/ hie oder anderwaͤrtlich/ derſelbe ins kuͤnfftige meine arbeit am kraͤfftigſten ſegnen wolle: wie ich verſichern kan/ daß mirs um ſolche erkaͤnntnuͤß und Rrrr
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ARTIC. I. SECT. XXII.
mir ein ſo groſſes daran gelegen iſt/ in dieſer wichtigen ſache den willen des
HErrn zu erkennen/ indem da ich wider deſſelben willen bliebe oder wiche/ ich
mich wenig ſeegens getroͤſten koͤnte/ ſo habe ich in Chriſtlicher uͤberlegung kein
ander mittel mehr uͤbrig befunden/ als etzlichen unpartheyiſchen Chriſtlichen
Theologis, daran gottſelige weisheit und aufrichtige ſorge vor das beſte der
kirchen mir bekannt/ und die mich bruͤderlich lieben/ die ſache auffzutragen/
daß ieglicher derſelbigen/ was er nach hertzlichem und eifrigem gebeth/ ſo dann
reifflicher uͤberlegung der mitkommenden beyderſeits rationum, in ſeinem
hertzen/ als vor GOttes angeſicht das beſte zu ſeyn/ nemlich ob ich hie blei-
ben oder weg gehen ſolle/ befinde/ und alſo/ wohin er den finger des HErrn
uͤber mich zu zeigen erkenne/ mir offenhertzig und poſitivè antwortlich an-
zeige: da ich dieſes demuͤthige vertrauen zu der Goͤttlichen guͤte trage/ (auch
dieſelbe ſamt andern guten freunden dieſe zeit uͤber darum anzuruffen nicht
ermangeln werde/) ſie wird ſolche liebe Chriſtliche freunde mit demjenigen
liecht und weisheit begaben/ daß ſie mir Goͤttlichen willen zeigen/ und ich
auf dero einſtimmung oder die majora unter denſelben/ da ich es in der furcht
des HErrn auf ſolches als das ſicherſte mittel habe ankommen laſſen/ und
hieſiger hochloͤblicher Magiſtrat daſſelbe auch nicht unbilliget/ mich verlaſſen/
und alsdenn/ was der ſchluß ſolcher antwort ſeyn wird/ in dem nahmen des
HErrn zu werck richten moͤge. Wann ich nun von meinem wertheſten
bruder gleichwie einer ungefarbten liebe gegen mich/ alſo auch ſorge vor das
beſte der kirchen/ mich allerdings verſichert weiß/ ſo habe das vertrauen auch
zu demſelben geſchoͤpfft/ und erſuche alſo denſelben um der liebe GOttes
willen/ er wolle die ſache nicht nur allein mit eiffrigem gebeth der heiligen
direction GOttes treulich empfehlen/ ſondern auch nach ſeiner gabe der
weisheit dieſelbe/ vornehmlich nach den rationibus, welche von beyden ſei-
ten abgefaßt ſub lit. A. eingeſchloſſen ſind/ uͤberlegen/ und wohin der HErr
ſein hertz daruͤber lencken wird/ mir aufs foͤrderlichſte (indem ſtarck darauff
getrieben/ und von mir auch aus ſolcher aͤngſtlichen ungewißheit eheſt zu
kommen ſehnlich verlanget wird/) mit wenigem wieder antwortlich bekannt
machen. Es geſchiehet hiermit mir eine groſſe wohlthat/ damit mir gute
freunde in dem nahmen des HErrn endlich den weg zeigen/ den ich wandeln
ſolle/ und ich warte nechſt inbruͤnſtigem gebeth (ſo ohne dem vor dieſelbe
bißher gethan zu haben mit wahrheit bezeugen kan) alle gelegenheit/ wo hin-
wieder mit bruͤderlichen dienſten ſolche liebe erwiedern ſolte koͤnnen/ mir laſ-
ſen hertzlich angenehm ſeyn. Jch ruffe den lieben GOtt demuͤthigſt an/ der
denſelben auch hinwieder mit dem Geiſt der weisheit und der erkaͤnntnuͤß er-
fuͤllen wolle/ den willen des HErrn uͤber mich zu erkennen/ und mich alſo dahin
zu weiſen/ wo/ hie oder anderwaͤrtlich/ derſelbe ins kuͤnfftige meine arbeit am
kraͤfftigſten ſegnen wolle: wie ich verſichern kan/ daß mirs um ſolche erkaͤnntnuͤß
und
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/699>, abgerufen am 18.06.2024. |