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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
responsi von unserem ministerio anlanget/ so hab ich weder damahl gewußt/
was schreiben solte/ noch sehe es ietzo in gegenwärtigem stande. Jn der meß
wäre absolute nichts zuthun gewesen/ nicht nur wegen meiner damahligen
aus ursach der truckerey überhäufften geschäfften/ sondern auch weilen inner
derselben keine conventus ministerii von alters her gehalten werden. So
warteten wir von woche zu woche (ja von tag zu tag) wie annoch/ die erse-
tzung der nicht nur 2. durch den tod/ sondern noch 3. andere durch baufällig-
keit und hohes alter/ völlig oder so viel als erledigten stellen in dem ministe-
rio:
aus dero ersetzung (weil sonderlich einige suchen uns einen sehr widrigen
Collegam nach ihrem vermögen aufzutringen) das meiste dependiret/ was
ich in solcher sache von unserem Collegio vor E. Wohl E. hoffen darff oder
nicht Welches auch wie oben gemeldet meines längern stillschweigens ur-
sach ist. Von mir kan ich alles zusagen/ was in einer solchen gerechten sache zu
eines mitbruders bestem zu thun in meinen kräfften finden werde. Bißhero
habe auch bey meinen HHl. Collegis den geziehmenden eiffer gefunden zu
gleichem zweck; Wie ich hoffe Hr. Stenger werde sich über unsers Collegii
treue nicht zubeschweren/ sondern mit seiner erhaltung oder doch gewisser re-
stitution
würcklich dessen genossen haben/ wo er in einigen stücken unserer
brüderlichen erinnerung hätte wollen statt geben. Was aber in das künff-
tige zuhoffen/ stehet an denen ein grosses/ was vor leute der höchste mir wi-
derum zuordnen/ und in zorn oder gnaden mit-arbeiter verleihen werde; in
dem es ietzo eine solche zahl ist/ die ein starckes in unserem Collegio importi-
ret. Beliebet aber E. Wohl E. uns die sache/ samt einem schreiben an uns/
zu übersenden/ so werde versuchen/ was sich thun lassen wird. Was die
truckerey anlanget/ so hats damit diese bewandnüß/ daß das ministerium
die censur derselben nicht hat/ sondern solche stehet bey dem rath/ und hat
eine zeitlang solches wollen dahin gebracht werden/ daß sie in Theologicis
nichts als nach erlangter einer Theologischen Facultät censur allhier wolten
getruckt werden lassen. Wie ich dann in vertrauen melde/ daß als einige
meiner eigenen und bereits einmahl getruckten sachen/ solten iterata vice auf-
gelegt werden/ man solches ohne vorhergehende censur einer academiae zuzu-
lassen difficultirt/ ob wohl unser gantzes Collegium durchgelesen/ davon und
dazu mit mir gethan/ und es also so viel als zu seiner eigenen sach gemacht: biß
endlich da wir ein Chursächsisches privilegium bekommen/ der truck nicht möchte
mit fug hintertrieben werden. Woraus E. Wohl E. einigerley massen meinen
zustand und wie viel hilffe anderwertige mitbrüder von mir hoffen und nicht
hoffen mögen/ erkennen kan: Solte aber je etwas zutrucken nötig sein/ und
anderwertlich nicht untergebracht werden können/ so würde zusuchen haben/

ob

Das ſechſte Capitel.
reſponſi von unſerem miniſterio anlanget/ ſo hab ich weder damahl gewußt/
was ſchreiben ſolte/ noch ſehe es ietzo in gegenwaͤrtigem ſtande. Jn der meß
waͤre abſolute nichts zuthun geweſen/ nicht nur wegen meiner damahligen
aus urſach der truckerey uͤberhaͤufften geſchaͤfften/ ſondern auch weilen inner
derſelben keine conventus miniſterii von alters her gehalten werden. So
warteten wir von woche zu woche (ja von tag zu tag) wie annoch/ die erſe-
tzung der nicht nur 2. durch den tod/ ſondern noch 3. andere durch baufaͤllig-
keit und hohes alter/ voͤllig oder ſo viel als erledigten ſtellen in dem miniſte-
rio:
aus dero erſetzung (weil ſonderlich einige ſuchen uns einen ſehr widrigen
Collegam nach ihrem vermoͤgen aufzutringen) das meiſte dependiret/ was
ich in ſolcher ſache von unſerem Collegio vor E. Wohl E. hoffen darff oder
nicht Welches auch wie oben gemeldet meines laͤngern ſtillſchweigens ur-
ſach iſt. Von mir kan ich alles zuſagen/ was in einer ſolchen gerechten ſache zu
eines mitbruders beſtem zu thun in meinen kraͤfften finden werde. Bißhero
habe auch bey meinen HHl. Collegis den geziehmenden eiffer gefunden zu
gleichem zweck; Wie ich hoffe Hr. Stenger werde ſich uͤber unſers Collegii
treue nicht zubeſchweren/ ſondern mit ſeiner erhaltung oder doch gewiſſer re-
ſtitution
wuͤrcklich deſſen genoſſen haben/ wo er in einigen ſtuͤcken unſerer
bruͤderlichen erinnerung haͤtte wollen ſtatt geben. Was aber in das kuͤnff-
tige zuhoffen/ ſtehet an denen ein groſſes/ was vor leute der hoͤchſte mir wi-
derum zuordnen/ und in zorn oder gnaden mit-arbeiter verleihen werde; in
dem es ietzo eine ſolche zahl iſt/ die ein ſtarckes in unſerem Collegio importi-
ret. Beliebet aber E. Wohl E. uns die ſache/ ſamt einem ſchreiben an uns/
zu uͤberſenden/ ſo werde verſuchen/ was ſich thun laſſen wird. Was die
truckerey anlanget/ ſo hats damit dieſe bewandnuͤß/ daß das miniſterium
die cenſur derſelben nicht hat/ ſondern ſolche ſtehet bey dem rath/ und hat
eine zeitlang ſolches wollen dahin gebracht werden/ daß ſie in Theologicis
nichts als nach erlangter einer Theologiſchen Facultaͤt cenſur allhier wolten
getruckt werden laſſen. Wie ich dann in vertrauen melde/ daß als einige
meiner eigenen und bereits einmahl getruckten ſachen/ ſolten iterata vice auf-
gelegt werden/ man ſolches ohne vorhergehende cenſur einer academiæ zuzu-
laſſen difficultirt/ ob wohl unſer gantzes Collegium durchgeleſen/ davon und
dazu mit mir gethan/ und es alſo ſo viel als zu ſeiner eigenen ſach gemacht: biß
endlich da wir ein Churſaͤchſiſches privilegium bekommen/ der truck nicht moͤchte
mit fug hintertrieben werden. Woraus E. Wohl E. einigerley maſſen meinen
zuſtand und wie viel hilffe anderwertige mitbruͤder von mir hoffen und nicht
hoffen moͤgen/ erkennen kan: Solte aber je etwas zutrucken noͤtig ſein/ und
anderwertlich nicht untergebracht werden koͤnnen/ ſo wuͤrde zuſuchen haben/

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[372/0390] Das ſechſte Capitel. reſponſi von unſerem miniſterio anlanget/ ſo hab ich weder damahl gewußt/ was ſchreiben ſolte/ noch ſehe es ietzo in gegenwaͤrtigem ſtande. Jn der meß waͤre abſolute nichts zuthun geweſen/ nicht nur wegen meiner damahligen aus urſach der truckerey uͤberhaͤufften geſchaͤfften/ ſondern auch weilen inner derſelben keine conventus miniſterii von alters her gehalten werden. So warteten wir von woche zu woche (ja von tag zu tag) wie annoch/ die erſe- tzung der nicht nur 2. durch den tod/ ſondern noch 3. andere durch baufaͤllig- keit und hohes alter/ voͤllig oder ſo viel als erledigten ſtellen in dem miniſte- rio: aus dero erſetzung (weil ſonderlich einige ſuchen uns einen ſehr widrigen Collegam nach ihrem vermoͤgen aufzutringen) das meiſte dependiret/ was ich in ſolcher ſache von unſerem Collegio vor E. Wohl E. hoffen darff oder nicht Welches auch wie oben gemeldet meines laͤngern ſtillſchweigens ur- ſach iſt. Von mir kan ich alles zuſagen/ was in einer ſolchen gerechten ſache zu eines mitbruders beſtem zu thun in meinen kraͤfften finden werde. Bißhero habe auch bey meinen HHl. Collegis den geziehmenden eiffer gefunden zu gleichem zweck; Wie ich hoffe Hr. Stenger werde ſich uͤber unſers Collegii treue nicht zubeſchweren/ ſondern mit ſeiner erhaltung oder doch gewiſſer re- ſtitution wuͤrcklich deſſen genoſſen haben/ wo er in einigen ſtuͤcken unſerer bruͤderlichen erinnerung haͤtte wollen ſtatt geben. Was aber in das kuͤnff- tige zuhoffen/ ſtehet an denen ein groſſes/ was vor leute der hoͤchſte mir wi- derum zuordnen/ und in zorn oder gnaden mit-arbeiter verleihen werde; in dem es ietzo eine ſolche zahl iſt/ die ein ſtarckes in unſerem Collegio importi- ret. Beliebet aber E. Wohl E. uns die ſache/ ſamt einem ſchreiben an uns/ zu uͤberſenden/ ſo werde verſuchen/ was ſich thun laſſen wird. Was die truckerey anlanget/ ſo hats damit dieſe bewandnuͤß/ daß das miniſterium die cenſur derſelben nicht hat/ ſondern ſolche ſtehet bey dem rath/ und hat eine zeitlang ſolches wollen dahin gebracht werden/ daß ſie in Theologicis nichts als nach erlangter einer Theologiſchen Facultaͤt cenſur allhier wolten getruckt werden laſſen. Wie ich dann in vertrauen melde/ daß als einige meiner eigenen und bereits einmahl getruckten ſachen/ ſolten iterata vice auf- gelegt werden/ man ſolches ohne vorhergehende cenſur einer academiæ zuzu- laſſen difficultirt/ ob wohl unſer gantzes Collegium durchgeleſen/ davon und dazu mit mir gethan/ und es alſo ſo viel als zu ſeiner eigenen ſach gemacht: biß endlich da wir ein Churſaͤchſiſches privilegium bekommen/ der truck nicht moͤchte mit fug hintertrieben werden. Woraus E. Wohl E. einigerley maſſen meinen zuſtand und wie viel hilffe anderwertige mitbruͤder von mir hoffen und nicht hoffen moͤgen/ erkennen kan: Solte aber je etwas zutrucken noͤtig ſein/ und anderwertlich nicht untergebracht werden koͤnnen/ ſo wuͤrde zuſuchen haben/ ob

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/390>, abgerufen am 22.11.2024.