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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
unterschiedliche gottselige leute/ die jetzo und etwa auch zu andernmahln einiges gu-
tes zur besserung der kirche vorgehat oder edirt/ ihre nahmen nicht genennet/ son-
dern entweder gar nichts oder verdeckte nahmen beygesetzet/ hoffe ich bey cordatis
und prudentibus so gar nicht gestrafft zu werden/ daß ich wüntschte/ es geschehe
mehr. Es hat ein vornehmer Professor Theologiae sich nicht gescheuet/ sein
Christliches bedencken sub nomine Theophili Sinceri heraus zu geben/ ob er
wohl jetzo seinen nahmen nicht ferner verschweigt; so hat auch/ ob wohl in materia
polemica,
ein eyffriger und vortrefflicher Theologus wider den Christianum
Conscientiosum
seine refutation unter den nahmen Christiani Aletophili durch
mich ediren lassen: und weiß ich daß verständige leute sehr wohl davon geurthei-
let. Bey dem consensu Dannhaueriano war je nicht nöthig/ daß der nahme
stünde/ da ja nichts als ein labor congerendi ex scriptis Dannhauerianis war/
und stehet doch der nahme mit den literis initialibus ausgetruckt. Wie aber
Herr Kriegsmann seinen nahmen hätte deutlicher setzen sollen/ sehe ich nicht. So
vielmehr nach dem sein nahme von 20. jahren/ durch mehrere edirte scripta und
in den catalogis bekant worden ist. Wo ich aber zu rathen hätte/ so würde noch
mehrere dahin suchen zu vermögen/ daß sie ohn genennet ihre unvorgreiffliche ge-
dancken publicirten. Denn wir leben in einem seculo/ da man leider nicht so
wohl quid, sed quis dicat, acht gibt/ und muß so offt eine gewisse wahrheit dessen
entgelden/ welcher sie vorträgt/ entweder seinet wegen verachtet oder gehasset zu
werden. Da ich hingegen verlangte/ daß man auffrichtig und als vor GOTT
jegliche sache/ rath und schrifft ansehe und urtheile/ wie sie an sich selbs ist/ ohne
reflexion auff den authorem. Solche schrifften die eines andern ehrlichen nahmen
angreiffen/ oder sonsten ihn laediren/ ziemen sich nicht/ sonderlich ohne ausgetruckten
nahmen zu verfertigen/ und ist solches durch die gesetze heilsamlich versehen: Wo es
aber allein die lautere wahr heit und GOttes ehre betrifft/ wie derselben an der per-
son des vortragenden nicht gelegen ist/ so bedarffs auch des vorgesetzten nahmens
nicht. Jn dessen sey mein Hochgeehrt. Herr versichert/ Gott hat solche kräfftige gnade
einigen guten seelen/ die das heil der kirchen verlangen/ und darnach seufftzen/ ver-
liehen/ in welcher sie willig und freudig seyn würden/ alles da vor auffzusetzen/ wo
da durch der guten sache geholffen werden mag: daß man also mit den nahmen
nicht so wohl eben der ursach wegen zu rück halte/ das man daß leiden fliehet/ als
daß mans jetzo der kirchen nicht eben nützlich achtet. Jm übrigen weiß ich von Re-
formatoribus
unserer kirchen nicht/ wohl aber von rechtschaffenen hertzen/ die ei-
ne besserung verlangen/ und willig sind/ ihres orts so viel zu thun/ als ihnen GOTT
gnade giebt/ biß GOtt zu mehrer nothdurfft seiner kirchen die jenige dermahleins
gebe und ausrüste/ durch die er sein verstörtes Zion etlicher massen in stand bringen
will. Was das Consistorial-ausschreiben von Darmstatt und Giessen (von
deme gleichwohl einige membra bezeuget/ daß sie nichts gewußt/ oder nichts mit

zu-

Das ſechſte Capitel.
unterſchiedliche gottſelige leute/ die jetzo und etwa auch zu andernmahln einiges gu-
tes zur beſſerung der kirche vorgehat oder edirt/ ihre nahmen nicht genennet/ ſon-
dern entweder gar nichts oder verdeckte nahmen beygeſetzet/ hoffe ich bey cordatis
und prudentibus ſo gar nicht geſtrafft zu werden/ daß ich wuͤntſchte/ es geſchehe
mehr. Es hat ein vornehmer Profeſſor Theologiæ ſich nicht geſcheuet/ ſein
Chriſtliches bedencken ſub nomine Theophili Sinceri heraus zu geben/ ob er
wohl jetzo ſeinen nahmen nicht ferner verſchweigt; ſo hat auch/ ob wohl in materia
polemica,
ein eyffriger und vortrefflicher Theologus wider den Chriſtianum
Conſcientioſum
ſeine refutation unter den nahmen Chriſtiani Aletophili durch
mich ediren laſſen: und weiß ich daß verſtaͤndige leute ſehr wohl davon geurthei-
let. Bey dem conſenſu Dannhaueriano war je nicht noͤthig/ daß der nahme
ſtuͤnde/ da ja nichts als ein labor congerendi ex ſcriptis Dannhauerianis war/
und ſtehet doch der nahme mit den literis initialibus ausgetruckt. Wie aber
Herr Kriegsmann ſeinen nahmen haͤtte deutlicher ſetzen ſollen/ ſehe ich nicht. So
vielmehr nach dem ſein nahme von 20. jahren/ durch mehrere edirte ſcripta und
in den catalogis bekant worden iſt. Wo ich aber zu rathen haͤtte/ ſo wuͤrde noch
mehrere dahin ſuchen zu vermoͤgen/ daß ſie ohn genennet ihre unvorgreiffliche ge-
dancken publicirten. Denn wir leben in einem ſeculo/ da man leider nicht ſo
wohl quid, ſed quis dicat, acht gibt/ und muß ſo offt eine gewiſſe wahrheit deſſen
entgelden/ welcher ſie vortraͤgt/ entweder ſeinet wegen verachtet oder gehaſſet zu
werden. Da ich hingegen verlangte/ daß man auffrichtig und als vor GOTT
jegliche ſache/ rath und ſchrifft anſehe und urtheile/ wie ſie an ſich ſelbs iſt/ ohne
reflexion auff den authorem. Solche ſchrifften die eines andern ehrlichen nahmen
angreiffen/ oder ſonſten ihn lædiren/ ziemen ſich nicht/ ſonderlich ohne ausgetruckten
nahmen zu verfertigen/ und iſt ſolches durch die geſetze heilſamlich verſehen: Wo es
aber allein die lautere wahr heit und GOttes ehre betrifft/ wie derſelben an der per-
ſon des vortragenden nicht gelegen iſt/ ſo bedarffs auch des vorgeſetzten nahmens
nicht. Jn deſſen ſey mein Hochgeehꝛt. Herr verſichert/ Gott hat ſolche kraͤfftige gnade
einigen guten ſeelen/ die das heil der kirchen verlangen/ und darnach ſeufftzen/ ver-
liehen/ in welcher ſie willig und freudig ſeyn wuͤrden/ alles da vor auffzuſetzen/ wo
da durch der guten ſache geholffen werden mag: daß man alſo mit den nahmen
nicht ſo wohl eben der urſach wegen zu ruͤck halte/ das man daß leiden fliehet/ als
daß mans jetzo der kirchen nicht eben nuͤtzlich achtet. Jm uͤbrigen weiß ich von Re-
formatoribus
unſerer kirchen nicht/ wohl aber von rechtſchaffenen hertzen/ die ei-
ne beſſerung verlangen/ und willig ſind/ ihres oꝛts ſo viel zu thun/ als ihnen GOTT
gnade giebt/ biß GOtt zu mehrer nothdurfft ſeiner kirchen die jenige dermahleins
gebe und ausruͤſte/ durch die er ſein verſtoͤrtes Zion etlicher maſſen in ſtand bringen
will. Was das Conſiſtorial-ausſchreiben von Darmſtatt und Gieſſen (von
deme gleichwohl einige membra bezeuget/ daß ſie nichts gewußt/ oder nichts mit

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[278[280]/0298] Das ſechſte Capitel. unterſchiedliche gottſelige leute/ die jetzo und etwa auch zu andernmahln einiges gu- tes zur beſſerung der kirche vorgehat oder edirt/ ihre nahmen nicht genennet/ ſon- dern entweder gar nichts oder verdeckte nahmen beygeſetzet/ hoffe ich bey cordatis und prudentibus ſo gar nicht geſtrafft zu werden/ daß ich wuͤntſchte/ es geſchehe mehr. Es hat ein vornehmer Profeſſor Theologiæ ſich nicht geſcheuet/ ſein Chriſtliches bedencken ſub nomine Theophili Sinceri heraus zu geben/ ob er wohl jetzo ſeinen nahmen nicht ferner verſchweigt; ſo hat auch/ ob wohl in materia polemica, ein eyffriger und vortrefflicher Theologus wider den Chriſtianum Conſcientioſum ſeine refutation unter den nahmen Chriſtiani Aletophili durch mich ediren laſſen: und weiß ich daß verſtaͤndige leute ſehr wohl davon geurthei- let. Bey dem conſenſu Dannhaueriano war je nicht noͤthig/ daß der nahme ſtuͤnde/ da ja nichts als ein labor congerendi ex ſcriptis Dannhauerianis war/ und ſtehet doch der nahme mit den literis initialibus ausgetruckt. Wie aber Herr Kriegsmann ſeinen nahmen haͤtte deutlicher ſetzen ſollen/ ſehe ich nicht. So vielmehr nach dem ſein nahme von 20. jahren/ durch mehrere edirte ſcripta und in den catalogis bekant worden iſt. Wo ich aber zu rathen haͤtte/ ſo wuͤrde noch mehrere dahin ſuchen zu vermoͤgen/ daß ſie ohn genennet ihre unvorgreiffliche ge- dancken publicirten. Denn wir leben in einem ſeculo/ da man leider nicht ſo wohl quid, ſed quis dicat, acht gibt/ und muß ſo offt eine gewiſſe wahrheit deſſen entgelden/ welcher ſie vortraͤgt/ entweder ſeinet wegen verachtet oder gehaſſet zu werden. Da ich hingegen verlangte/ daß man auffrichtig und als vor GOTT jegliche ſache/ rath und ſchrifft anſehe und urtheile/ wie ſie an ſich ſelbs iſt/ ohne reflexion auff den authorem. Solche ſchrifften die eines andern ehrlichen nahmen angreiffen/ oder ſonſten ihn lædiren/ ziemen ſich nicht/ ſonderlich ohne ausgetruckten nahmen zu verfertigen/ und iſt ſolches durch die geſetze heilſamlich verſehen: Wo es aber allein die lautere wahr heit und GOttes ehre betrifft/ wie derſelben an der per- ſon des vortragenden nicht gelegen iſt/ ſo bedarffs auch des vorgeſetzten nahmens nicht. Jn deſſen ſey mein Hochgeehꝛt. Herr verſichert/ Gott hat ſolche kraͤfftige gnade einigen guten ſeelen/ die das heil der kirchen verlangen/ und darnach ſeufftzen/ ver- liehen/ in welcher ſie willig und freudig ſeyn wuͤrden/ alles da vor auffzuſetzen/ wo da durch der guten ſache geholffen werden mag: daß man alſo mit den nahmen nicht ſo wohl eben der urſach wegen zu ruͤck halte/ das man daß leiden fliehet/ als daß mans jetzo der kirchen nicht eben nuͤtzlich achtet. Jm uͤbrigen weiß ich von Re- formatoribus unſerer kirchen nicht/ wohl aber von rechtſchaffenen hertzen/ die ei- ne beſſerung verlangen/ und willig ſind/ ihres oꝛts ſo viel zu thun/ als ihnen GOTT gnade giebt/ biß GOtt zu mehrer nothdurfft ſeiner kirchen die jenige dermahleins gebe und ausruͤſte/ durch die er ſein verſtoͤrtes Zion etlicher maſſen in ſtand bringen will. Was das Conſiſtorial-ausſchreiben von Darmſtatt und Gieſſen (von deme gleichwohl einige membra bezeuget/ daß ſie nichts gewußt/ oder nichts mit zu-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 278[280]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/298>, abgerufen am 22.11.2024.