Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. I. DISTINCT. II. SECT. XXVIII. geschehen soll/ und zu stehen vor des menschen Sohn. Vermögen wir nichts/ so istGOTT getreu/ der uns beruffen hat/ welcher wirds auch thun! Eben dieser trost kan auch die in gefahr stehende Schlesische kirche fassen; daß der HERR/ des- sen sache es ist/ vor sie sorge. Allen Predigern wünsche ich fleißige erwegung des so wol in obgedachtem Fürstlichen ausschreiben an sie gelangten/ als der treu- hertzigen erinnerung des tapffern wolseligen Herrn David von Schweinitz: Daß sie trachten/ so wol selbst würdige diener des Evangelii zu seyn/ als ihre zuhö- rer dahin zubringen/ das sie ihre frömmigkeit nicht allein suchen in der beständigen bekäntnüß der Evangelischen lehre/ sondern in dem rechten lebendigen/ und solchem thätigen glauben/ der die widersacher selbst beschäme/ die unsern guten nahmen und die unschuld des Evangelii zu verlästern pflegen. Geschiehet das/ und sind wir rechte GOtt gefällige Christen/ so wird er entweder der feinde anschläge wider die kirche gantz zu nichte machen/ oder wo er zur probe jenes goldes ihnen mehr ge- walt geben will/ so wird auch dieselbe wider der feinde willen zur beförderung göttlicher ehre gereichen müssen/ und der mächtige GOtt die seinigen ohne mensch- lichen arm wissen zu erhalten. Da hingegen/ wo wir die liebe zur warheit (wel- che nicht nur in einer reinen lehr und bekantnüß/ sondern in dem rechtschaffenen we- sen in Christo Ephes. 4/ 21. bestehet) nicht wollen annehmen/ und allein mit dem nahmen der Evangelischen vergnügt/ nicht würdiglich dem Evangelio wandlen/ das göttliche gericht längsten verkündiget ist/ 2. Thess. 2/ 10. 11. Das der gerech- te GOTT solchen schicke kräfftige irrthum/ das sie glauben der lügen/ und in der verfolgung nicht zubestehen vermögen. Nun der HErr richte alles zu sei- nen ehren! 12. Apr. 1678. SECTIO XXVIII. Fortsetzung der materien in Sect. 11. Offen- Zum Ff 2
ARTIC. I. DISTINCT. II. SECT. XXVIII. geſchehen ſoll/ und zu ſtehen vor des menſchen Sohn. Vermoͤgen wir nichts/ ſo iſtGOTT getreu/ der uns beruffen hat/ welcher wirds auch thun! Eben dieſer troſt kan auch die in gefahr ſtehende Schleſiſche kirche faſſen; daß der HERR/ deſ- ſen ſache es iſt/ vor ſie ſorge. Allen Predigern wuͤnſche ich fleißige erwegung des ſo wol in obgedachtem Fuͤrſtlichen ausſchreiben an ſie gelangten/ als der treu- hertzigen erinnerung des tapffern wolſeligen Herrn David von Schweinitz: Daß ſie trachten/ ſo wol ſelbſt wuͤrdige diener des Evangelii zu ſeyn/ als ihre zuhoͤ- rer dahin zubringen/ das ſie ihre froͤmmigkeit nicht allein ſuchen in der beſtaͤndigen bekaͤntnuͤß der Evangeliſchen lehre/ ſondern in dem rechten lebendigen/ und ſolchem thaͤtigen glauben/ der die widerſacher ſelbſt beſchaͤme/ die unſern guten nahmen und die unſchuld des Evangelii zu verlaͤſtern pflegen. Geſchiehet das/ und ſind wir rechte GOtt gefaͤllige Chriſten/ ſo wird er entweder der feinde anſchlaͤge wider die kirche gantz zu nichte machen/ oder wo er zur probe jenes goldes ihnen mehr ge- walt geben will/ ſo wird auch dieſelbe wider der feinde willen zur befoͤrderung goͤttlicher ehre gereichen muͤſſen/ und der maͤchtige GOtt die ſeinigen ohne menſch- lichen arm wiſſen zu erhalten. Da hingegen/ wo wir die liebe zur warheit (wel- che nicht nur in einer reinen lehr und bekantnuͤß/ ſondern in dem rechtſchaffenen we- ſen in Chriſto Epheſ. 4/ 21. beſtehet) nicht wollen annehmen/ und allein mit dem nahmen der Evangeliſchen vergnuͤgt/ nicht wuͤrdiglich dem Evangelio wandlen/ das goͤttliche gericht laͤngſten verkuͤndiget iſt/ 2. Theſſ. 2/ 10. 11. Das der gerech- te GOTT ſolchen ſchicke kraͤfftige irrthum/ das ſie glauben der luͤgen/ und in der verfolgung nicht zubeſtehen vermoͤgen. Nun der HErr richte alles zu ſei- nen ehren! 12. Apr. 1678. SECTIO XXVIII. Fortſetzung der materien in Sect. 11. Offen- Zum Ff 2
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ARTIC. I. DISTINCT. II. SECT. XXVIII.
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GOTT getreu/ der uns beruffen hat/ welcher wirds auch thun! Eben dieſer troſt
kan auch die in gefahr ſtehende Schleſiſche kirche faſſen; daß der HERR/ deſ-
ſen ſache es iſt/ vor ſie ſorge. Allen Predigern wuͤnſche ich fleißige erwegung
des ſo wol in obgedachtem Fuͤrſtlichen ausſchreiben an ſie gelangten/ als der treu-
hertzigen erinnerung des tapffern wolſeligen Herrn David von Schweinitz:
Daß ſie trachten/ ſo wol ſelbſt wuͤrdige diener des Evangelii zu ſeyn/ als ihre zuhoͤ-
rer dahin zubringen/ das ſie ihre froͤmmigkeit nicht allein ſuchen in der beſtaͤndigen
bekaͤntnuͤß der Evangeliſchen lehre/ ſondern in dem rechten lebendigen/ und ſolchem
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und die unſchuld des Evangelii zu verlaͤſtern pflegen. Geſchiehet das/ und ſind
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die kirche gantz zu nichte machen/ oder wo er zur probe jenes goldes ihnen mehr ge-
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goͤttlicher ehre gereichen muͤſſen/ und der maͤchtige GOtt die ſeinigen ohne menſch-
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nahmen der Evangeliſchen vergnuͤgt/ nicht wuͤrdiglich dem Evangelio wandlen/
das goͤttliche gericht laͤngſten verkuͤndiget iſt/ 2. Theſſ. 2/ 10. 11. Das der gerech-
te GOTT ſolchen ſchicke kraͤfftige irrthum/ das ſie glauben der luͤgen/ und
in der verfolgung nicht zubeſtehen vermoͤgen. Nun der HErr richte alles zu ſei-
nen ehren! 12. Apr. 1678.
SECTIO XXVIII.
Fortſetzung der materien in Sect. 11. Offen-
hertzige freyheit zu handeln. Die reformation nicht mein
werck. Pia deſideria. Vergleichung der alten Juͤdiſchen
und jetzige Chriſtlicher kirchen. Ob auch wegen der 3.
Secten. Unſichtbare kirche. Wiedergeburt. Rechtfer-
tigung. Glaube. Ob der gantze menſch in der wiederge-
burt geaͤndert? 1. Joh. 3/ 9. 10. Jac. 2/ 24. Unmit-
telbar erleuchtete. Jacob Boͤhme. Chriſtian
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