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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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Das dritte Capitel.
ren verfolgungs-zeiten solcher gebrauch am nöthigsten hätte scheinen mö-
gen.

4. Also ferner was unsre Evangelische kirche anlangt/ ist bekannt/ daß
dieser art communionen darinnen niemals eingeführet oder gebraucht wor-
den sind; denn was Lutheri worte anlangt/ solle darnach davon gehandelt
werden. Wem nun GOtt die gnade gethan/ solcher kirchen glied zu heissen/
hat von deroselben ordnung ohne die eusserste noth und trang des gewissens/
in einer sache/ daraus unfehlbar schwehre zerrüttung entstehen würde/ nicht
abzuweichen. Nemo pacificus contra Ecclesiam. Und ob wir der kirchen
als der Mutter gegen unsren himmlischen Vater keinen gehorsam schuldig
sind/ so erfordert gleichwol die ihr schuldige ehrerbietung und gehorsam/ daß
wir uns deroselben bequemen in allem/ worinnen sie nichts wider den willen
des Vaters von uns fordert.

5. Wir sehen auch billich das H. abendmahl an/ wie eine der vorneh-
mern absichten desselben ist/ daß es ein so mittel/ als zeugnüß der vereinigung
der glaubigen/ wie mit Christo/ also unter sich selbs/ seye: davon es heisset 1.
Cor. 10/ 17. ein brodt ists/ so sind wir viele ein leib/ dieweil wir alle ei-
nes brods theilhafftig sind. Und c. 12/ 13. Wir sind alle zu einem geist
geträncket.
Daher ists allerdings der art solches Sacraments gemäß/
daß es allein gehalten werde in der versammlung der gemeinde/ oder doch/ wo
auch ein nothfall ist/ auffs wenigste mit einer subordination derselbigen/ also
daß sie in diesen und jenen actum mit ihrer verordnung willige. Hingegen
sind diejenige communionen derselben art nicht/ welche ausser derselben ver-
ordnung/ und vielmehr mit ihrem der übrigen gemeinde mißfallen/ gehalten
werden sollen.

6. Sonderlich sehen wir/ daß einmal des HErrn JEsu ernster wille
und göttlicher rath seye/ ob er wol alle seine gnaden-güter der gantzen kirchen
und gemeinde geschencket hat/ daß doch/ unordnung zu verhüten/ welche un-
müglich anders verhütet werden könte/ in derselben allein gewisse personen
verordnet werden/ welche das gantze geistliche wesen einrichten und regieren;
Eph. 4/ 11. 12. Er hat etliche zu Aposteln gesetzt/ etliche aber zu Pro-
pheten/ etliche zu Evangelisten/ etliche zu Hirten und Lehrern/ daß
die heilige zugerichtet werden zum wercke des amts/ dadurch der leib
Christi erbauet werde.
Dergleichen auch 1. Cor. 12/ 28. gemeldet wird:
Also hat Paulus und andere Apostel oder Apostolische männer/ so bald sie
gemeinden gepflantzet hatten/ ältesten/ Bischöffe und Hirten bey einer jeden
verordnet/ als zu sehen Tit. 1/ 5. welche der H. Geist durch sie setzte; Ap. Gesch.
20/ 28.
Was aber derselben amt war/ davon sagt Paulus: (dann das Apo-

stel

Das dritte Capitel.
ren verfolgungs-zeiten ſolcher gebrauch am noͤthigſten haͤtte ſcheinen moͤ-
gen.

4. Alſo ferner was unſre Evangeliſche kirche anlangt/ iſt bekannt/ daß
dieſer art communionen darinnen niemals eingefuͤhret oder gebraucht wor-
den ſind; denn was Lutheri worte anlangt/ ſolle darnach davon gehandelt
werden. Wem nun GOtt die gnade gethan/ ſolcher kirchen glied zu heiſſen/
hat von deroſelben ordnung ohne die euſſerſte noth und trang des gewiſſens/
in einer ſache/ daraus unfehlbar ſchwehre zerruͤttung entſtehen wuͤrde/ nicht
abzuweichen. Nemo pacificus contra Eccleſiam. Und ob wir der kirchen
als der Mutter gegen unſren himmliſchen Vater keinen gehorſam ſchuldig
ſind/ ſo erfordert gleichwol die ihr ſchuldige ehrerbietung und gehorſam/ daß
wir uns deroſelben bequemen in allem/ worinnen ſie nichts wider den willen
des Vaters von uns fordert.

5. Wir ſehen auch billich das H. abendmahl an/ wie eine der vorneh-
mern abſichten deſſelben iſt/ daß es ein ſo mittel/ als zeugnuͤß der vereinigung
der glaubigen/ wie mit Chriſto/ alſo unter ſich ſelbs/ ſeye: davon es heiſſet 1.
Cor. 10/ 17. ein brodt iſts/ ſo ſind wir viele ein leib/ dieweil wir alle ei-
nes brods theilhafftig ſind. Und c. 12/ 13. Wir ſind alle zu einem geiſt
getraͤncket.
Daher iſts allerdings der art ſolches Sacraments gemaͤß/
daß es allein gehalten werde in der verſammlung der gemeinde/ oder doch/ wo
auch ein nothfall iſt/ auffs wenigſte mit einer ſubordination derſelbigen/ alſo
daß ſie in dieſen und jenen actum mit ihrer verordnung willige. Hingegen
ſind diejenige communionen derſelben art nicht/ welche auſſer derſelben ver-
ordnung/ und vielmehr mit ihrem der uͤbrigen gemeinde mißfallen/ gehalten
werden ſollen.

6. Sonderlich ſehen wir/ daß einmal des HErrn JEſu ernſter wille
und goͤttlicher rath ſeye/ ob er wol alle ſeine gnaden-guͤter der gantzen kirchen
und gemeinde geſchencket hat/ daß doch/ unordnung zu verhuͤten/ welche un-
muͤglich anders verhuͤtet werden koͤnte/ in derſelben allein gewiſſe perſonen
verordnet werden/ welche das gantze geiſtliche weſen einrichten und regieren;
Eph. 4/ 11. 12. Er hat etliche zu Apoſteln geſetzt/ etliche aber zu Pro-
pheten/ etliche zu Evangeliſten/ etliche zu Hirten und Lehrern/ daß
die heilige zugerichtet werden zum wercke des amts/ dadurch der leib
Chriſti erbauet werde.
Dergleichen auch 1. Cor. 12/ 28. gemeldet wird:
Alſo hat Paulus und andere Apoſtel oder Apoſtoliſche maͤnner/ ſo bald ſie
gemeinden gepflantzet hatten/ aͤlteſten/ Biſchoͤffe und Hirten bey einer jeden
verordnet/ als zu ſehen Tit. 1/ 5. welche der H. Geiſt durch ſie ſetzte; Ap. Geſch.
20/ 28.
Was aber derſelben amt war/ davon ſagt Paulus: (dann das Apo-

ſtel
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[58/0066] Das dritte Capitel. ren verfolgungs-zeiten ſolcher gebrauch am noͤthigſten haͤtte ſcheinen moͤ- gen. 4. Alſo ferner was unſre Evangeliſche kirche anlangt/ iſt bekannt/ daß dieſer art communionen darinnen niemals eingefuͤhret oder gebraucht wor- den ſind; denn was Lutheri worte anlangt/ ſolle darnach davon gehandelt werden. Wem nun GOtt die gnade gethan/ ſolcher kirchen glied zu heiſſen/ hat von deroſelben ordnung ohne die euſſerſte noth und trang des gewiſſens/ in einer ſache/ daraus unfehlbar ſchwehre zerruͤttung entſtehen wuͤrde/ nicht abzuweichen. Nemo pacificus contra Eccleſiam. Und ob wir der kirchen als der Mutter gegen unſren himmliſchen Vater keinen gehorſam ſchuldig ſind/ ſo erfordert gleichwol die ihr ſchuldige ehrerbietung und gehorſam/ daß wir uns deroſelben bequemen in allem/ worinnen ſie nichts wider den willen des Vaters von uns fordert. 5. Wir ſehen auch billich das H. abendmahl an/ wie eine der vorneh- mern abſichten deſſelben iſt/ daß es ein ſo mittel/ als zeugnuͤß der vereinigung der glaubigen/ wie mit Chriſto/ alſo unter ſich ſelbs/ ſeye: davon es heiſſet 1. Cor. 10/ 17. ein brodt iſts/ ſo ſind wir viele ein leib/ dieweil wir alle ei- nes brods theilhafftig ſind. Und c. 12/ 13. Wir ſind alle zu einem geiſt getraͤncket. Daher iſts allerdings der art ſolches Sacraments gemaͤß/ daß es allein gehalten werde in der verſammlung der gemeinde/ oder doch/ wo auch ein nothfall iſt/ auffs wenigſte mit einer ſubordination derſelbigen/ alſo daß ſie in dieſen und jenen actum mit ihrer verordnung willige. Hingegen ſind diejenige communionen derſelben art nicht/ welche auſſer derſelben ver- ordnung/ und vielmehr mit ihrem der uͤbrigen gemeinde mißfallen/ gehalten werden ſollen. 6. Sonderlich ſehen wir/ daß einmal des HErrn JEſu ernſter wille und goͤttlicher rath ſeye/ ob er wol alle ſeine gnaden-guͤter der gantzen kirchen und gemeinde geſchencket hat/ daß doch/ unordnung zu verhuͤten/ welche un- muͤglich anders verhuͤtet werden koͤnte/ in derſelben allein gewiſſe perſonen verordnet werden/ welche das gantze geiſtliche weſen einrichten und regieren; Eph. 4/ 11. 12. Er hat etliche zu Apoſteln geſetzt/ etliche aber zu Pro- pheten/ etliche zu Evangeliſten/ etliche zu Hirten und Lehrern/ daß die heilige zugerichtet werden zum wercke des amts/ dadurch der leib Chriſti erbauet werde. Dergleichen auch 1. Cor. 12/ 28. gemeldet wird: Alſo hat Paulus und andere Apoſtel oder Apoſtoliſche maͤnner/ ſo bald ſie gemeinden gepflantzet hatten/ aͤlteſten/ Biſchoͤffe und Hirten bey einer jeden verordnet/ als zu ſehen Tit. 1/ 5. welche der H. Geiſt durch ſie ſetzte; Ap. Geſch. 20/ 28. Was aber derſelben amt war/ davon ſagt Paulus: (dann das Apo- ſtel

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/66>, abgerufen am 25.11.2024.