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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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SECTIO VII.
rer austrücklich sagt: Antiquiores quidem Pontifices ad omnia illa genera
affinitatum prohibitiones suas extend erunt, unde multae secutae sunt tur-
bationes conscientiarum. Sed quia nec divinum nec humanum jus pro-
hibitiones illas tam late extendit, abrogata fuerunt tandem secundum &
tertium genus affinitatis, ut non constituant talem affinitatem, quae impe-
diat matrimonium. vide caus. 35. q. 3. de consang. & affinitat.
Zu diesem kan
noch ferner setzen den berühmten Juristen Joach. a Beust, der sich eben in deci-
sion
dieser frage auff solche concession des gantzen generis secundi affinitatis
gründet/ und zugleich als einstimmig einführet die Juristen Joh. Schneidewinum
und Matth. Wesenbecium, so dann aus den Theologis Hemmingium, und von
den Papisten Didacum. Da also insgemein/ so gar auch von den Papisten/
so doch sonsten die prohibitiones lieber weiter erstrecket haben/ das gantze
secundum genus affinitatis angesehen wird/ als an der ehe unhinderlich/ so
müssen allzuwichtige ursachen/ die ich hie nicht finde/ seyn/ welche diesen ca-
sum
von dem gantzen genere excipirten. Welches so vielmehr bestärcket
wird/ wann wir bedencken/ daß solches secundum genus weder unter der
definitione consangvinitatis noch affinitatis (welche beyde gleichwohl allein
ein verbot machen können) eigentlich begriffen seye: von dem ersten ist die
sache undisputirlich: Was das andre anlangt/ so wird affinitas definirt bey
Carpzov. Jur. Consist. L. 2. T. 6. n. 2. daß sie seye vinculum ex conjunctio-
ne maris & foeminae in uno conjuge & alterius cognatis.
Daher es vor gantz
richtig gehalten wird/ daß beider eheleute verwandte unter sich nicht affines
sind: Die ursach zeigt Chemnitius an/ quod solus maritus ad cognatorum
uxoris fines accessionem fecerit, ac similiter uxor ad cognatos mariti & u-
xoris inter se.
Nun ist offenbahr/ daß die wittwe meines weibes bruders/
ist keine cognata meines weibes/ sondern ihre affinis, so ist sie also auch mir
nicht eigentlich affinis: Weil die affinitas allein ist unter dem ehegatten/ und
des andern blutsfreunden. Daher die andere beyde genera gantz abusive
affinitates
genant werden. Von unsern Sächsischen Theologen setze ich
billig auch Hr. D. Kromeyerum hieher/ der in Theologia posit. polem. p.
903.
austrücklich und ohne außnahm spricht: In secundo & tertio genere,
affinitatis matrimonia non sunt prohibita, praeterquam quod jure territo-
riali casus quidam in hisce prouinciis sint excepti.
4. Nechst bißher ange-
führtem ist eines der stärcksten momentorum wo die frage in absicht auff die
Sächsische lande gehandelt wird/ daß gleichwol derselben kirchen-ordnungen/
wo darinnen die regul vorgeschrieben ist/ wie weit die ehe soll erlaubt oder
verboten seyn/ dieser gradus mit keinem wort als verboten angeführet wird.
Wie wir sehen so wol in der kirchen-ordnung Churf. Augusti Corp. jur. Sax.

p. 275.
X x x 2

SECTIO VII.
rer austruͤcklich ſagt: Antiquiores quidem Pontifices ad omnia illa genera
affinitatum prohibitiones ſuas extend erunt, unde multæ ſecutæ ſunt tur-
bationes conſcientiarum. Sed quia nec divinum nec humanum jus pro-
hibitiones illas tam latè extendit, abrogata fuerunt tandem ſecundum &
tertium genus affinitatis, ut non conſtituant talem affinitatem, quæ impe-
diat matrimonium. vide cauſ. 35. q. 3. de conſang. & affinitat.
Zu dieſem kan
noch ferner ſetzen den beruͤhmten Juriſten Joach. a Beuſt, der ſich eben in deci-
ſiõ
dieſer frage auff ſolche concesſion des gantzen generis ſecundi affinitatis
gruͤndet/ uñ zugleich als einſtim̃ig einfuͤhret die Juriſten Joh. Schneidewinum
und Matth. Weſenbecium, ſo dann aus den Theologis Hem̃ingium, und von
den Papiſten Didacum. Da alſo insgemein/ ſo gar auch von den Papiſten/
ſo doch ſonſten die prohibitiones lieber weiter erſtrecket haben/ das gantze
ſecundum genus affinitatis angeſehen wird/ als an der ehe unhinderlich/ ſo
muͤſſen allzuwichtige urſachen/ die ich hie nicht finde/ ſeyn/ welche dieſen ca-
ſum
von dem gantzen genere excipirten. Welches ſo vielmehr beſtaͤrcket
wird/ wann wir bedencken/ daß ſolches ſecundum genus weder unter der
definitione conſangvinitatis noch affinitatis (welche beyde gleichwohl allein
ein verbot machen koͤnnen) eigentlich begriffen ſeye: von dem erſten iſt die
ſache undiſputirlich: Was das andre anlangt/ ſo wird affinitas definirt bey
Carpzov. Jur. Conſiſt. L. 2. T. 6. n. 2. daß ſie ſeye vinculum ex conjunctio-
ne maris & fœminæ in uno conjuge & alterius cognatis.
Daher es vor gantz
richtig gehalten wird/ daß beider eheleute verwandte unter ſich nicht affines
ſind: Die urſach zeigt Chemnitius an/ quod ſolus maritus ad cognatorum
uxoris fines acceſſionem fecerit, ac ſimiliter uxor ad cognatos mariti & u-
xoris inter ſe.
Nun iſt offenbahr/ daß die wittwe meines weibes bruders/
iſt keine cognata meines weibes/ ſondern ihre affinis, ſo iſt ſie alſo auch mir
nicht eigentlich affinis: Weil die affinitas allein iſt unter dem ehegatten/ und
des andern blutsfreunden. Daher die andere beyde genera gantz abuſive
affinitates
genant werden. Von unſern Saͤchſiſchen Theologen ſetze ich
billig auch Hr. D. Kromeyerum hieher/ der in Theologia poſit. polem. p.
903.
austruͤcklich und ohne außnahm ſpricht: In ſecundo & tertio genere,
affinitatis matrimonia non ſunt prohibita, præterquam quod jure territo-
riali caſus quidam in hiſce prouinciis ſint excepti.
4. Nechſt bißher ange-
fuͤhrtem iſt eines der ſtaͤrckſten momentorum wo die frage in abſicht auff die
Saͤchſiſche lande gehandelt wird/ daß gleichwol deꝛſelben kirchen-ordnungen/
wo darinnen die regul vorgeſchrieben iſt/ wie weit die ehe ſoll erlaubt oder
verboten ſeyn/ dieſer gradus mit keinem wort als verboten angefuͤhret wird.
Wie wir ſehen ſo wol in der kirchen-ordnung Churf. Auguſti Corp. jur. Sax.

p. 275.
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[531/0539] SECTIO VII. rer austruͤcklich ſagt: Antiquiores quidem Pontifices ad omnia illa genera affinitatum prohibitiones ſuas extend erunt, unde multæ ſecutæ ſunt tur- bationes conſcientiarum. Sed quia nec divinum nec humanum jus pro- hibitiones illas tam latè extendit, abrogata fuerunt tandem ſecundum & tertium genus affinitatis, ut non conſtituant talem affinitatem, quæ impe- diat matrimonium. vide cauſ. 35. q. 3. de conſang. & affinitat. Zu dieſem kan noch ferner ſetzen den beruͤhmten Juriſten Joach. a Beuſt, der ſich eben in deci- ſiõ dieſer frage auff ſolche concesſion des gantzen generis ſecundi affinitatis gruͤndet/ uñ zugleich als einſtim̃ig einfuͤhret die Juriſten Joh. Schneidewinum und Matth. Weſenbecium, ſo dann aus den Theologis Hem̃ingium, und von den Papiſten Didacum. Da alſo insgemein/ ſo gar auch von den Papiſten/ ſo doch ſonſten die prohibitiones lieber weiter erſtrecket haben/ das gantze ſecundum genus affinitatis angeſehen wird/ als an der ehe unhinderlich/ ſo muͤſſen allzuwichtige urſachen/ die ich hie nicht finde/ ſeyn/ welche dieſen ca- ſum von dem gantzen genere excipirten. Welches ſo vielmehr beſtaͤrcket wird/ wann wir bedencken/ daß ſolches ſecundum genus weder unter der definitione conſangvinitatis noch affinitatis (welche beyde gleichwohl allein ein verbot machen koͤnnen) eigentlich begriffen ſeye: von dem erſten iſt die ſache undiſputirlich: Was das andre anlangt/ ſo wird affinitas definirt bey Carpzov. Jur. Conſiſt. L. 2. T. 6. n. 2. daß ſie ſeye vinculum ex conjunctio- ne maris & fœminæ in uno conjuge & alterius cognatis. Daher es vor gantz richtig gehalten wird/ daß beider eheleute verwandte unter ſich nicht affines ſind: Die urſach zeigt Chemnitius an/ quod ſolus maritus ad cognatorum uxoris fines acceſſionem fecerit, ac ſimiliter uxor ad cognatos mariti & u- xoris inter ſe. Nun iſt offenbahr/ daß die wittwe meines weibes bruders/ iſt keine cognata meines weibes/ ſondern ihre affinis, ſo iſt ſie alſo auch mir nicht eigentlich affinis: Weil die affinitas allein iſt unter dem ehegatten/ und des andern blutsfreunden. Daher die andere beyde genera gantz abuſive affinitates genant werden. Von unſern Saͤchſiſchen Theologen ſetze ich billig auch Hr. D. Kromeyerum hieher/ der in Theologia poſit. polem. p. 903. austruͤcklich und ohne außnahm ſpricht: In ſecundo & tertio genere, affinitatis matrimonia non ſunt prohibita, præterquam quod jure territo- riali caſus quidam in hiſce prouinciis ſint excepti. 4. Nechſt bißher ange- fuͤhrtem iſt eines der ſtaͤrckſten momentorum wo die frage in abſicht auff die Saͤchſiſche lande gehandelt wird/ daß gleichwol deꝛſelben kirchen-ordnungen/ wo darinnen die regul vorgeſchrieben iſt/ wie weit die ehe ſoll erlaubt oder verboten ſeyn/ dieſer gradus mit keinem wort als verboten angefuͤhret wird. Wie wir ſehen ſo wol in der kirchen-ordnung Churf. Auguſti Corp. jur. Sax. p. 275. X x x 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/539>, abgerufen am 23.11.2024.