Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.Das dritte Capitel. ich sagen/ es rede der HErr allein von den eidschwuren/ die geschehen bey demhimmel/ erde/ Jerusalem/ eigenem haupt und dergleichen: Und also wo gött- licher nahme nicht deutlich mit drinnen begriffen wird. Theils weil sich nicht geziemen will/ bey andern als bey GOtt selbs zu schwehren/ theils weil eben dieses die sünde der jüden war/ welche viele solcher schwüre/ wie zu sehen Matth. 23. nicht verbindlich hielten/ und also damit andere betrogen/ und weil der nahme des HErrn nicht deutlich ausgedrucket wäre/ gantz leichtsin- nig dieselbe offters brauchten: Dargegen will Christus auch diese eben so wol verboten haben; hingegen schreibet er vor mit ja und nein zu frieden zu seyn/ und also den göttlichen nahmen nicht in dem gemeinen leben mit unnöthigem gebrauch zu entheiligen. Wo nun diese auslegung stehet/ so mögen die wor- te den eidschwüren bey GOtt selbs nicht entgegen gesetzet werden; solche auslegung aber scheinet in dem deutlichen buchstaben gegründet/ und also das allerdings nicht bloß zu nehmen/ sondern mit den folgenden zusammen zu setzen seyn. Jch sage euch/ daß ihr allerdings nicht schweren solt/ we- der bey dem himmel noch erde u. s. f. Solte aber diese auslegung nicht wollen angenommen werden/ sondern wie Jacob. 5/ 12. dazu setzet/ noch mit keinem andern eyd/ solches auch dieses orts mit gemeinet werden/ so wer- wir doch nach reifflicher erwegung nimmer mehr sagen können/ daß allerdings einiger eid nicht von Christen möchte gebraucht werden. 1. Weil Paulus offtmal sich der eidlichen betheurung gebraucht/ als Rom. 1/ 9. 2 Cor. 1/ 23. 11/ 31. Phil. 1. 8. 1. Thess. 2/ 5. 10. Wo er theils über solche dinge schweret/ die in seiner seele waren/ und mit nichts anders erwiesen werden konten/ theils die auch eusserliche dinge betraffen; wo man sagen möchte/ daß nicht die allereusserste noth des eids/ nachdeme auch anderer erweiß statt ge- habt/ vorhanden gewesen seye: als was mit ihm zu Damasco vorgegangen wäre. 2. So hat ja Christus selbs mit seinem Amen Amen/ oder War- lich warlich/ einen eid oder betheurung/ die dem eid gleich gültig/ auffs we- nigste mehr als ja und nein wäre/ gebraucht. Nun wolte ich nicht zweiflen/ daß alle auslegung der worte Christi dem gewissen sicher genug seyen/ die sich auff das exempel Christi selbs/ so dann seiner von dem H. Geist über den ver- stand der wort ihres HErren erleuchteter Apostel begründen. 3. Finden wir nicht nur die exempel der Heiligen/ so in dem A. T. eide gethan/ da einige excipiren möchten/ es wäre eben solches den alten erlaubt gewesenes hier von Christo auffgehoben: Sondern wir finden/ daß von dem N.T. geweissa- get worden Es. 65/ 16. Jer. 12/ 16. daß GOtt auch alsdann mit schwehren werde gedienet werden. 4. Wird der ort Hebr. 6. nicht gantz aus der acht zu lassen seyn. Daß aber unser liebe Lutherus solche epistel nicht vor Pau- linisch
Das dritte Capitel. ich ſagen/ es rede der HErr allein von den eidſchwuren/ die geſchehen bey demhimmel/ erde/ Jeruſalem/ eigenem haupt und dergleichen: Und alſo wo goͤtt- licher nahme nicht deutlich mit drinnen begriffen wird. Theils weil ſich nicht geziemen will/ bey andern als bey GOtt ſelbs zu ſchwehren/ theils weil eben dieſes die ſuͤnde der juͤden war/ welche viele ſolcher ſchwuͤre/ wie zu ſehen Matth. 23. nicht verbindlich hielten/ und alſo damit andere betrogen/ und weil der nahme des HErrn nicht deutlich ausgedrucket waͤre/ gantz leichtſin- nig dieſelbe offters brauchten: Dargegen will Chriſtus auch dieſe eben ſo wol verboten haben; hingegen ſchreibet er vor mit ja und nein zu frieden zu ſeyn/ und alſo den goͤttlichen nahmen nicht in dem gemeinen leben mit unnoͤthigem gebrauch zu entheiligen. Wo nun dieſe auslegung ſtehet/ ſo moͤgen die wor- te den eidſchwuͤren bey GOtt ſelbs nicht entgegen geſetzet werden; ſolche auslegung aber ſcheinet in dem deutlichen buchſtaben gegruͤndet/ und alſo das allerdings nicht bloß zu nehmen/ ſondern mit den folgenden zuſammen zu ſetzen ſeyn. Jch ſage euch/ daß ihr allerdings nicht ſchweren ſolt/ we- der bey dem himmel noch erde u. ſ. f. Solte aber dieſe auslegung nicht wollen angenommen werden/ ſondern wie Jacob. 5/ 12. dazu ſetzet/ noch mit keinem andern eyd/ ſolches auch dieſes orts mit gemeinet werden/ ſo wer- wir doch nach reifflicher erwegung nimmer mehr ſagen koͤnnen/ daß allerdings einiger eid nicht von Chriſten moͤchte gebraucht werden. 1. Weil Paulus offtmal ſich der eidlichen betheurung gebraucht/ als Rom. 1/ 9. 2 Cor. 1/ 23. 11/ 31. Phil. 1. 8. 1. Theſſ. 2/ 5. 10. Wo er theils uͤber ſolche dinge ſchweret/ die in ſeiner ſeele waren/ und mit nichts anders erwieſen werden konten/ theils die auch euſſerliche dinge betraffen; wo man ſagen moͤchte/ daß nicht die allereuſſerſte noth des eids/ nachdeme auch anderer erweiß ſtatt ge- habt/ vorhanden geweſen ſeye: als was mit ihm zu Damaſco vorgegangen waͤre. 2. So hat ja Chriſtus ſelbs mit ſeinem Amen Amen/ oder War- lich warlich/ einen eid oder betheurung/ die dem eid gleich guͤltig/ auffs we- nigſte mehr als ja und nein waͤre/ gebraucht. Nun wolte ich nicht zweiflen/ daß alle auslegung der worte Chriſti dem gewiſſen ſicher genug ſeyen/ die ſich auff das exempel Chriſti ſelbs/ ſo dann ſeiner von dem H. Geiſt uͤber den ver- ſtand der wort ihres HErren erleuchteter Apoſtel begruͤnden. 3. Finden wir nicht nur die exempel der Heiligen/ ſo in dem A. T. eide gethan/ da einige excipiren moͤchten/ es waͤre eben ſolches den alten erlaubt geweſenes hier von Chriſto auffgehoben: Sondern wir finden/ daß von dem N.T. geweiſſa- get worden Eſ. 65/ 16. Jer. 12/ 16. daß GOtt auch alsdann mit ſchwehren werde gedienet werden. 4. Wird der ort Hebr. 6. nicht gantz aus der acht zu laſſen ſeyn. Daß aber unſer liebe Lutherus ſolche epiſtel nicht vor Pau- liniſch
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Das dritte Capitel.
ich ſagen/ es rede der HErr allein von den eidſchwuren/ die geſchehen bey dem
himmel/ erde/ Jeruſalem/ eigenem haupt und dergleichen: Und alſo wo goͤtt-
licher nahme nicht deutlich mit drinnen begriffen wird. Theils weil ſich nicht
geziemen will/ bey andern als bey GOtt ſelbs zu ſchwehren/ theils weil eben
dieſes die ſuͤnde der juͤden war/ welche viele ſolcher ſchwuͤre/ wie zu ſehen
Matth. 23. nicht verbindlich hielten/ und alſo damit andere betrogen/ und
weil der nahme des HErrn nicht deutlich ausgedrucket waͤre/ gantz leichtſin-
nig dieſelbe offters brauchten: Dargegen will Chriſtus auch dieſe eben ſo wol
verboten haben; hingegen ſchreibet er vor mit ja und nein zu frieden zu ſeyn/
und alſo den goͤttlichen nahmen nicht in dem gemeinen leben mit unnoͤthigem
gebrauch zu entheiligen. Wo nun dieſe auslegung ſtehet/ ſo moͤgen die wor-
te den eidſchwuͤren bey GOtt ſelbs nicht entgegen geſetzet werden; ſolche
auslegung aber ſcheinet in dem deutlichen buchſtaben gegruͤndet/ und alſo
das allerdings nicht bloß zu nehmen/ ſondern mit den folgenden zuſammen
zu ſetzen ſeyn. Jch ſage euch/ daß ihr allerdings nicht ſchweren ſolt/ we-
der bey dem himmel noch erde u. ſ. f. Solte aber dieſe auslegung nicht
wollen angenommen werden/ ſondern wie Jacob. 5/ 12. dazu ſetzet/ noch mit
keinem andern eyd/ ſolches auch dieſes orts mit gemeinet werden/ ſo wer-
wir doch nach reifflicher erwegung nimmer mehr ſagen koͤnnen/ daß allerdings
einiger eid nicht von Chriſten moͤchte gebraucht werden. 1. Weil Paulus
offtmal ſich der eidlichen betheurung gebraucht/ als Rom. 1/ 9. 2 Cor. 1/
23. 11/ 31. Phil. 1. 8. 1. Theſſ. 2/ 5. 10. Wo er theils uͤber ſolche dinge
ſchweret/ die in ſeiner ſeele waren/ und mit nichts anders erwieſen werden
konten/ theils die auch euſſerliche dinge betraffen; wo man ſagen moͤchte/ daß
nicht die allereuſſerſte noth des eids/ nachdeme auch anderer erweiß ſtatt ge-
habt/ vorhanden geweſen ſeye: als was mit ihm zu Damaſco vorgegangen
waͤre. 2. So hat ja Chriſtus ſelbs mit ſeinem Amen Amen/ oder War-
lich warlich/ einen eid oder betheurung/ die dem eid gleich guͤltig/ auffs we-
nigſte mehr als ja und nein waͤre/ gebraucht. Nun wolte ich nicht zweiflen/
daß alle auslegung der worte Chriſti dem gewiſſen ſicher genug ſeyen/ die ſich
auff das exempel Chriſti ſelbs/ ſo dann ſeiner von dem H. Geiſt uͤber den ver-
ſtand der wort ihres HErren erleuchteter Apoſtel begruͤnden. 3. Finden
wir nicht nur die exempel der Heiligen/ ſo in dem A. T. eide gethan/ da einige
excipiren moͤchten/ es waͤre eben ſolches den alten erlaubt geweſenes hier
von Chriſto auffgehoben: Sondern wir finden/ daß von dem N.T. geweiſſa-
get worden Eſ. 65/ 16. Jer. 12/ 16. daß GOtt auch alsdann mit ſchwehren
werde gedienet werden. 4. Wird der ort Hebr. 6. nicht gantz aus der acht
zu laſſen ſeyn. Daß aber unſer liebe Lutherus ſolche epiſtel nicht vor Pau-
liniſch
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