Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das andere Capitel. fet/ und da dieses letzte wäre/ und er allein den beklagten verdruß anzuthun denprocess angefangen/ ihm zu seiner sträfflichen rache unziemlicher weise geholffen/ dessen schuld aber wiederum dem Prediger auffwächset. 6. Wie nun alle diese dinge an und vor sich selbs unrecht sind/ so wird die Daraus 7. folgt/ daß dieser vorbitte anordnung ein schwehrer mißbrauch Alles dieses dienet zu beantwortung der frage an sich selbs/ wann auch schon die chen
Das andere Capitel. fet/ und da dieſes letzte waͤre/ und er allein den beklagten verdruß anzuthun denproceſs angefangen/ ihm zu ſeiner ſtraͤfflichen rache unziemlicher weiſe geholffen/ deſſen ſchuld aber wiederum dem Prediger auffwaͤchſet. 6. Wie nun alle dieſe dinge an und vor ſich ſelbs unrecht ſind/ ſo wird die Daraus 7. folgt/ daß dieſer vorbitte anordnung ein ſchwehrer mißbrauch Alles dieſes dienet zu beantwortung der frage an ſich ſelbs/ wañ auch ſchon die chen
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Das andere Capitel.
fet/ und da dieſes letzte waͤre/ und er allein den beklagten verdruß anzuthun den
proceſs angefangen/ ihm zu ſeiner ſtraͤfflichen rache unziemlicher weiſe geholffen/
deſſen ſchuld aber wiederum dem Prediger auffwaͤchſet.
6. Wie nun alle dieſe dinge an und vor ſich ſelbs unrecht ſind/ ſo wird die
ſchuld ſo viel groͤſſer/ daß ſolche præcipitanz, eingriff/ beſchimpffung des nech ſten/
aͤrgernis/ und verſtaͤrckung anderer boßheit/ nicht allein an heiliger ſtaͤtte begangen/
ſondern dazu das gebet vor GOttes angeſicht mißbraucht/ folglich goͤttlicher nah-
me unnuͤtzlich und ſuͤndlich gefuͤhret wird.
Daraus 7. folgt/ daß dieſer vorbitte anordnung ein ſchwehrer mißbrauch
des predigamts und nicht geringes aͤrgernis ſeye/ deſſen der ſchuldige Prediger nicht
geringe verantwortung auff ſich geladen/ daher ſeine ſchuld billich zuerkennen/
und auff alle geziemende weiſe zu beſſern hat/ auch auff den fall er ſich nicht ſelbs
begreiffen wolte/ von ſeinen obern dahin ernſtlich anzuhalten waͤre.
Alles dieſes dienet zu beantwortung der frage an ſich ſelbs/ wañ auch ſchon die
angezeigte umſtaͤnde/ ſo ich mit fleiß nicht erſtlich mit beruͤhmen wollen/ ſich nicht
alſo verhielten/ oder von dem Prediger negiret wuͤrden: wo ſie 2. aber auch aus-
fuͤndig gemacht werden koͤnnen/ aggravirte ſie zum theil das unrecht des vorbitters.
Nemlich 1. wo der impetrant der vorbitte wahrhafftig nicht aus blinder eigen-
liebe und einbildung eigner gerechter ſache ſondern bloſſer boßheit dieſelbe geſucht/
dahin auch aus der frage/ daß er ein diſſuluter menſch genennet wird (welches in
der beantwortung ſelbs lieber uͤbergehen wollen) beyſetze: ſo war ihm von dem
Prediger/ da er dergleichen mercken koͤnnen ſo vielweniger zuwillfahren geweßt/
oder wo ers nicht gewußt/ weil die ſache doch ſonſten unrecht/ wird die ſchuld den-
noch deſto ſchwehrer. 2. Daß die gegenparthey ehrliche/ vornehme und bemittel-
te leute ſeyen/ auch des klaͤgers blutsfreunde und der Prediger wohlthaͤter/ mag
zwar zu der gerechtigkeit der ſache an ſich ſelbs nicht viel thun/ in dem auch reiche
vornehme und ehrliche (das iſt in gemeinen leben in ehrlichen ſtande ſtehende) leute
in einer ſache wiſſentlich oder unwiſſentlich unrecht haben koͤnnen/ ſoviel aber mag
es thun/ daß der Prediger gegen leute/ die einen guten nahmen ſonſten herge-
bracht haben/ einen ihrer blutfreunde/ der weil er als ein junger menſch vorgeſtel-
let wird/ jene als vaͤter in der freundſchafft wird anzuſehen haben/ ſoviel weniger
in ſeiner klage glauben zuſtellen/ odeꝛ ſolche auff die cantzel bringen haͤtte ſollen. So
moͤgen empfangne wolthaten einen Prediger zwar nicht abhalten/ wo er nach erfor-
derung ſeines amts gegen iemand etwas unbeliebiges zuthun haͤtte/ woriñen eꝛ abeꝛ
ohne das jemand unrecht thut/ wird ſolches durch die undanckbarkeit vergroͤſſert.
3. Jſts nicht ohn/ daß eben dieſes das unrecht auch vermehret/ wo die perſonẽ durch
dieſe vorbitte und ihnen dardurch zugezogenen ſchimpff deſtomehr erhitzet/ und
ihre unſchuld oͤffentlich darzuthun hefftiger angetrieben/ hingegen zu einem guͤtli-
chen
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