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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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ARTIC. IV. SECT. XV.
die reihe solcher hauptstück ausgebracht; nach dem an dem siebenden das erste
wieder anfängt: wann aber die festzeiten kommen/ so bleibet zwar die zahl des
hauptstücks/ aber in der kinderlehr wird an statt der materie die fest-materie
vorgenommen.
4. Alle hauptstücke sind in ihre gewisse pensa abgetheilet/ eines in mehr
das andere in wenigere/ je nachdem sie weitläufftig sind. Jegliches pen-
sum
aber so/ daß es ungefehr in einer stunden wol ausgebracht und gehandelt
werden mag: daß also zwahr allezeit die worte des gantzen hauptstücks reciti-
ret werden/ aber nachmahl die ausfürliche abhandlung geschiehet/ nur von
solchem penso das damahl in der ordnung vorkommt. Zum exempel das erste
hauptstück/ wird in 20 pensa abgetheilet 1) von denen allgemeinen umbstän-
den der 10 gebot. 2) was in dem 2) gebot verboten. 3) was darinnen geboten
werde. 4) das ander gebot. 5) was in dem dritten gebotten und 6) verbotten
wird. 7) die summa der andern taffel. 8) das 4. gebot. 9) das fünffte 10) das
sechste. 11) das siebende. 12) das achte. 13) das neunte und zehende 14) der ge-
brauch des gesetzes. 15) wie das gesetz zu halten unmöglich seye oder nicht. 16)
von der sünde. 17) von dero straffe. 18) von guten wercken. 19) dero belohnung 20)
summarische durchgehung der zehen gebott auff einmahl. Also wird das erste
hauptstück in 20 mahlen/ wenn alle 6 wochen solches hauptstück auff seinem sonn-
tag gekommen/ auff jeden aber von diesen materien mit der jugend nach der rey-
en gehandelt. Andere hauptstück sind auch also in ihre/ jedoch wenigere pensa
abgetheilet. Welche dazu allein dienlich/ daß man jedesmahl eine sache recht
ausführen kan. Daher bey eingang des jahrs wird eine tabell im ministerio ge-
macht/ was auff jeglichen sonntag in jeglichem hauptstück vorkommen solle: daß
die examinantes sich darnach richten.
5. Wo die zeit da ist/ und der anfang gemacht werden soll/ wird unter-
schiedlich (denn die kirchen nicht einerley gewonheit darin haben.) entweder auff
der cantzel neben dem gebet/ der kleine catechismus Lutheri ohne auslegung
verlesen/ oder vor dem altar von 2 dazu erwehlten knaben das damahlige haupt-
stück mit fragen und antwort öffen tlichlaut wiederholet/ oder dasselbe den wor-
ten nach/ da sonderlich die kleinere gefragt werden/ von frag zu frag erfordert/
daß sie es recitiren.
6. Jn den meisten kirchen/ sind die schulmeister mit ihrer jugend/ welche
gemeiniglich dieselbe aber fast nur den worten nach/ daß sie solche recitiren müs-
sen/ oder etwas weniges nachdem verstande fragen/ die prediger aber kommen
auch zu denselben/ und fragen mit. Jm übrigen gehet nachmahlen derselben
meiste arbeit auff diejenige/ die in keine schul nicht gehen/ und fast erwachsene
sind:
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ARTIC. IV. SECT. XV.
die reihe ſolcher hauptſtuͤck ausgebracht; nach dem an dem ſiebenden das erſte
wieder anfaͤngt: wann aber die feſtzeiten kommen/ ſo bleibet zwar die zahl des
hauptſtuͤcks/ aber in der kinderlehr wird an ſtatt der materie die feſt-materie
vorgenommen.
4. Alle hauptſtuͤcke ſind in ihre gewiſſe penſa abgetheilet/ eines in mehr
das andere in wenigere/ je nachdem ſie weitlaͤufftig ſind. Jegliches pen-
ſum
aber ſo/ daß es ungefehr in einer ſtunden wol ausgebracht und gehandelt
werden mag: daß alſo zwahr allezeit die worte des gantzen hauptſtuͤcks reciti-
ret werden/ aber nachmahl die ausfuͤrliche abhandlung geſchiehet/ nur von
ſolchem penſo das damahl in der ordnung vorkommt. Zum exempel das erſte
hauptſtuͤck/ wird in 20 penſa abgetheilet 1) von denen allgemeinen umbſtaͤn-
den der 10 gebot. 2) was in dem 2) gebot verboten. 3) was darinnen geboten
werde. 4) das ander gebot. 5) was in dem dritten gebotten und 6) verbotten
wird. 7) die ſumma der andern taffel. 8) das 4. gebot. 9) das fuͤnffte 10) das
ſechſte. 11) das ſiebende. 12) das achte. 13) das neunte und zehende 14) der ge-
brauch des geſetzes. 15) wie das geſetz zu halten unmoͤglich ſeye oder nicht. 16)
von der ſuͤnde. 17) von dero ſtraffe. 18) von guten wercken. 19) dero belohnung 20)
ſummariſche durchgehung der zehen gebott auff einmahl. Alſo wird das erſte
hauptſtuͤck in 20 mahlen/ wenn alle 6 wochen ſolches hauptſtuͤck auff ſeinem ſonn-
tag gekommen/ auff jeden aber von dieſen materien mit der jugend nach der rey-
en gehandelt. Andere hauptſtuͤck ſind auch alſo in ihre/ jedoch wenigere penſa
abgetheilet. Welche dazu allein dienlich/ daß man jedesmahl eine ſache recht
ausfuͤhren kan. Daher bey eingang des jahrs wird eine tabell im miniſterio ge-
macht/ was auff jeglichen ſonntag in jeglichem hauptſtuͤck vorkommen ſolle: daß
die examinantes ſich darnach richten.
5. Wo die zeit da iſt/ und der anfang gemacht werden ſoll/ wird unter-
ſchiedlich (denn die kirchen nicht einerley gewonheit darin haben.) entweder auff
der cantzel neben dem gebet/ der kleine catechismus Lutheri ohne auslegung
verleſen/ oder vor dem altar von 2 dazu erwehlten knaben das damahlige haupt-
ſtuͤck mit fragen und antwort oͤffen tlichlaut wiederholet/ oder daſſelbe den wor-
ten nach/ da ſonderlich die kleinere gefragt werden/ von frag zu frag erfordert/
daß ſie es recitiren.
6. Jn den meiſten kirchen/ ſind die ſchulmeiſter mit ihrer jugend/ welche
gemeiniglich dieſelbe aber faſt nur den worten nach/ daß ſie ſolche recitiren muͤſ-
ſen/ oder etwas weniges nachdem verſtande fragen/ die prediger aber kommen
auch zu denſelben/ und fragen mit. Jm uͤbrigen gehet nachmahlen derſelben
meiſte arbeit auff diejenige/ die in keine ſchul nicht gehen/ und faſt erwachſene
ſind:
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[57/0857] ARTIC. IV. SECT. XV. die reihe ſolcher hauptſtuͤck ausgebracht; nach dem an dem ſiebenden das erſte wieder anfaͤngt: wann aber die feſtzeiten kommen/ ſo bleibet zwar die zahl des hauptſtuͤcks/ aber in der kinderlehr wird an ſtatt der materie die feſt-materie vorgenommen. 4. Alle hauptſtuͤcke ſind in ihre gewiſſe penſa abgetheilet/ eines in mehr das andere in wenigere/ je nachdem ſie weitlaͤufftig ſind. Jegliches pen- ſum aber ſo/ daß es ungefehr in einer ſtunden wol ausgebracht und gehandelt werden mag: daß alſo zwahr allezeit die worte des gantzen hauptſtuͤcks reciti- ret werden/ aber nachmahl die ausfuͤrliche abhandlung geſchiehet/ nur von ſolchem penſo das damahl in der ordnung vorkommt. Zum exempel das erſte hauptſtuͤck/ wird in 20 penſa abgetheilet 1) von denen allgemeinen umbſtaͤn- den der 10 gebot. 2) was in dem 2) gebot verboten. 3) was darinnen geboten werde. 4) das ander gebot. 5) was in dem dritten gebotten und 6) verbotten wird. 7) die ſumma der andern taffel. 8) das 4. gebot. 9) das fuͤnffte 10) das ſechſte. 11) das ſiebende. 12) das achte. 13) das neunte und zehende 14) der ge- brauch des geſetzes. 15) wie das geſetz zu halten unmoͤglich ſeye oder nicht. 16) von der ſuͤnde. 17) von dero ſtraffe. 18) von guten wercken. 19) dero belohnung 20) ſummariſche durchgehung der zehen gebott auff einmahl. Alſo wird das erſte hauptſtuͤck in 20 mahlen/ wenn alle 6 wochen ſolches hauptſtuͤck auff ſeinem ſonn- tag gekommen/ auff jeden aber von dieſen materien mit der jugend nach der rey- en gehandelt. Andere hauptſtuͤck ſind auch alſo in ihre/ jedoch wenigere penſa abgetheilet. Welche dazu allein dienlich/ daß man jedesmahl eine ſache recht ausfuͤhren kan. Daher bey eingang des jahrs wird eine tabell im miniſterio ge- macht/ was auff jeglichen ſonntag in jeglichem hauptſtuͤck vorkommen ſolle: daß die examinantes ſich darnach richten. 5. Wo die zeit da iſt/ und der anfang gemacht werden ſoll/ wird unter- ſchiedlich (denn die kirchen nicht einerley gewonheit darin haben.) entweder auff der cantzel neben dem gebet/ der kleine catechismus Lutheri ohne auslegung verleſen/ oder vor dem altar von 2 dazu erwehlten knaben das damahlige haupt- ſtuͤck mit fragen und antwort oͤffen tlichlaut wiederholet/ oder daſſelbe den wor- ten nach/ da ſonderlich die kleinere gefragt werden/ von frag zu frag erfordert/ daß ſie es recitiren. 6. Jn den meiſten kirchen/ ſind die ſchulmeiſter mit ihrer jugend/ welche gemeiniglich dieſelbe aber faſt nur den worten nach/ daß ſie ſolche recitiren muͤſ- ſen/ oder etwas weniges nachdem verſtande fragen/ die prediger aber kommen auch zu denſelben/ und fragen mit. Jm uͤbrigen gehet nachmahlen derſelben meiſte arbeit auff diejenige/ die in keine ſchul nicht gehen/ und faſt erwachſene ſind: h

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/857>, abgerufen am 22.11.2024.