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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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ARTIC. IV. SECTIO I.
nichts aber gibet/ sondern aus unvergänglichen saamen/ nemlich aus dem le-
bendigen wort GOttes/ das da ewiglich bleibet.
1. Petr. 1/ 23. aus dem
wort der wahrheit
Jac. 1/ 18. Damit man aber solches nicht möchte verste-
hen von dem gesetz/ so sagt Petrus 1/ 1. 3. wir seyen widergebohren nach Got-
tes grosser barmhertzigkeit durch die Aufferstehung JEsu Christi von
den todten/
welches alles nicht zu dem gesetz sondern dem Evangelio gehöret,
Paulus aber hebet allen zweiffel völlig auff/ wann er ausdrücklich gegen seine Co-
rinther spricht 1. Cor. 4/ 15. ich habe euch gezeuget in Christo JEsu durchs
Evangelium.

8. Was das heilige leben anlanget/ so hat das gesetz so fern seinen theil
an demselben/ daß es solches fordert/ und seine regel bleibet/ aber es kan dessen
nichts wircken/ noch krafft dazu geben/ sondern auch dieses muß aus dem Evan-
gelio kommen/ so dem glauben und dessen früchten wircket: da heissets 2. Petr.
1/ 3. 4. nach dem allerley seiner krafft (was zum leben und göttlichen
wandel dienet) uns geschencket ist durch die erkänntnis des der uns beruf-
fen hat (dieses ist aber geschehen
in dem Evangelio) durch seine herrlichkeit
und Tugend. Durch welche uns die theure und allergröste verheissungen
geschencket sind/ nemlich daß ihr durch dasselbige theilhafftig werdet
der göttlichen natur/ so ihr fliehet die vergängliche lust der welt
u. f. w.
da die göttliche natur zum stamme gemacht wird/ der alle gute früchte träget/
der glaube hingegen oder die lebendige Erkäntnüß ist dessen wurtzel/ so dann
diese erwächset aus dem göttlichen beruff des Evangelii. Daher heißt es
Ezech. 36/ 26. 27. Jch will euch ein neu hertz und einen neuen Geist in
euch geben/ und will das steinerne hertz aus eurem fleisch wegnehmen/
und euch ein fleischern hertz geben. Jch will meinen Geist in euch ge-
ben/ und will solche leute aus euch machen/ die in meinen geboten wan-
deln/ und meine rechte halten/ und darnach thun.
Hie wird alles gott-
selige leben zugeschrieben der wiedergeburt/ diese dem Heil. Geist/ der durch
das Evangelium gegeben wird/ und da ist alsdenn das rechtschaffne christliche
leben und alle gute wercke nicht mehr allein wercke des gesetzes/ sondern auch
früchte des geistes und des glaubens: da gibt der HErr sein gesetz in der seini-
gen hertz/ und schreibet es in ihren sinn. Jer. 31/ 33. so nun durch das Evange-
lium als das neue Testament geschehen muß. Hebr. 8/ 10.

9. Aus allem folget/ daß unsre gantze seligkeit aus dem Evangelio und
nicht aus dem gesetz komme. So ist das Evangelium eine krafft GOttes/
die da selig machet/ alle die daran gläuben.
Rom. 1/ 16. Dahin gehören
auch die Worte Pauli 2. Tim. 1/ 9. 10. der uns hat selig gemacht und beruf-
fen mit einem heiligen ruff/ nicht nach unsren wercken/ sondern nach

seinem

ARTIC. IV. SECTIO I.
nichts aber gibet/ ſondern aus unvergaͤnglichen ſaamen/ nemlich aus dem le-
bendigen wort GOttes/ das da ewiglich bleibet.
1. Petr. 1/ 23. aus dem
wort der wahrheit
Jac. 1/ 18. Damit man aber ſolches nicht moͤchte verſte-
hen von dem geſetz/ ſo ſagt Petrus 1/ 1. 3. wir ſeyen widergebohren nach Got-
tes groſſer barmhertzigkeit durch die Aufferſtehung JEſu Chriſti von
den todten/
welches alles nicht zu dem geſetz ſondern dem Evangelio gehoͤret,
Paulus aber hebet allen zweiffel voͤllig auff/ wann er ausdruͤcklich gegen ſeine Co-
rinther ſpricht 1. Cor. 4/ 15. ich habe euch gezeuget in Chriſto JEſu durchs
Evangelium.

8. Was das heilige leben anlanget/ ſo hat das geſetz ſo fern ſeinen theil
an demſelben/ daß es ſolches fordert/ und ſeine regel bleibet/ aber es kan deſſen
nichts wircken/ noch krafft dazu geben/ ſondern auch dieſes muß aus dem Evan-
gelio kommen/ ſo dem glauben und deſſen fruͤchten wircket: da heiſſets 2. Petr.
1/ 3. 4. nach dem allerley ſeiner krafft (was zum leben und goͤttlichen
wandel dienet) uns geſchencket iſt durch die erkaͤnntnis des der uns beruf-
fen hat (dieſes iſt aber geſchehen
in dem Evangelio) durch ſeine herrlichkeit
und Tugend. Durch welche uns die theure und allergroͤſte verheiſſungen
geſchencket ſind/ nemlich daß ihr durch daſſelbige theilhafftig werdet
der goͤttlichen natur/ ſo ihr fliehet die vergaͤngliche luſt der welt
u. f. w.
da die goͤttliche natur zum ſtamme gemacht wird/ der alle gute fruͤchte traͤget/
der glaube hingegen oder die lebendige Erkaͤntnuͤß iſt deſſen wurtzel/ ſo dann
dieſe erwaͤchſet aus dem goͤttlichen beruff des Evangelii. Daher heißt es
Ezech. 36/ 26. 27. Jch will euch ein neu hertz und einen neuen Geiſt in
euch geben/ und will das ſteinerne hertz aus eurem fleiſch wegnehmen/
und euch ein fleiſchern hertz geben. Jch will meinen Geiſt in euch ge-
ben/ und will ſolche leute aus euch machen/ die in meinen geboten wan-
deln/ und meine rechte halten/ und darnach thun.
Hie wird alles gott-
ſelige leben zugeſchrieben der wiedergeburt/ dieſe dem Heil. Geiſt/ der durch
das Evangelium gegeben wird/ und da iſt alsdenn das rechtſchaffne chriſtliche
leben und alle gute wercke nicht mehr allein wercke des geſetzes/ ſondern auch
fruͤchte des geiſtes und des glaubens: da gibt der HErr ſein geſetz in der ſeini-
gen hertz/ und ſchreibet es in ihren ſinn. Jer. 31/ 33. ſo nun durch das Evange-
lium als das neue Teſtament geſchehen muß. Hebr. 8/ 10.

9. Aus allem folget/ daß unſre gantze ſeligkeit aus dem Evangelio und
nicht aus dem geſetz komme. So iſt das Evangelium eine krafft GOttes/
die da ſelig machet/ alle die daran glaͤuben.
Rom. 1/ 16. Dahin gehoͤren
auch die Worte Pauli 2. Tim. 1/ 9. 10. der uns hat ſelig gemacht und beruf-
fen mit einem heiligen ruff/ nicht nach unſren wercken/ ſondern nach

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[7/0807] ARTIC. IV. SECTIO I. nichts aber gibet/ ſondern aus unvergaͤnglichen ſaamen/ nemlich aus dem le- bendigen wort GOttes/ das da ewiglich bleibet. 1. Petr. 1/ 23. aus dem wort der wahrheit Jac. 1/ 18. Damit man aber ſolches nicht moͤchte verſte- hen von dem geſetz/ ſo ſagt Petrus 1/ 1. 3. wir ſeyen widergebohren nach Got- tes groſſer barmhertzigkeit durch die Aufferſtehung JEſu Chriſti von den todten/ welches alles nicht zu dem geſetz ſondern dem Evangelio gehoͤret, Paulus aber hebet allen zweiffel voͤllig auff/ wann er ausdruͤcklich gegen ſeine Co- rinther ſpricht 1. Cor. 4/ 15. ich habe euch gezeuget in Chriſto JEſu durchs Evangelium. 8. Was das heilige leben anlanget/ ſo hat das geſetz ſo fern ſeinen theil an demſelben/ daß es ſolches fordert/ und ſeine regel bleibet/ aber es kan deſſen nichts wircken/ noch krafft dazu geben/ ſondern auch dieſes muß aus dem Evan- gelio kommen/ ſo dem glauben und deſſen fruͤchten wircket: da heiſſets 2. Petr. 1/ 3. 4. nach dem allerley ſeiner krafft (was zum leben und goͤttlichen wandel dienet) uns geſchencket iſt durch die erkaͤnntnis des der uns beruf- fen hat (dieſes iſt aber geſchehen in dem Evangelio) durch ſeine herrlichkeit und Tugend. Durch welche uns die theure und allergroͤſte verheiſſungen geſchencket ſind/ nemlich daß ihr durch daſſelbige theilhafftig werdet der goͤttlichen natur/ ſo ihr fliehet die vergaͤngliche luſt der welt u. f. w. da die goͤttliche natur zum ſtamme gemacht wird/ der alle gute fruͤchte traͤget/ der glaube hingegen oder die lebendige Erkaͤntnuͤß iſt deſſen wurtzel/ ſo dann dieſe erwaͤchſet aus dem goͤttlichen beruff des Evangelii. Daher heißt es Ezech. 36/ 26. 27. Jch will euch ein neu hertz und einen neuen Geiſt in euch geben/ und will das ſteinerne hertz aus eurem fleiſch wegnehmen/ und euch ein fleiſchern hertz geben. Jch will meinen Geiſt in euch ge- ben/ und will ſolche leute aus euch machen/ die in meinen geboten wan- deln/ und meine rechte halten/ und darnach thun. Hie wird alles gott- ſelige leben zugeſchrieben der wiedergeburt/ dieſe dem Heil. Geiſt/ der durch das Evangelium gegeben wird/ und da iſt alsdenn das rechtſchaffne chriſtliche leben und alle gute wercke nicht mehr allein wercke des geſetzes/ ſondern auch fruͤchte des geiſtes und des glaubens: da gibt der HErr ſein geſetz in der ſeini- gen hertz/ und ſchreibet es in ihren ſinn. Jer. 31/ 33. ſo nun durch das Evange- lium als das neue Teſtament geſchehen muß. Hebr. 8/ 10. 9. Aus allem folget/ daß unſre gantze ſeligkeit aus dem Evangelio und nicht aus dem geſetz komme. So iſt das Evangelium eine krafft GOttes/ die da ſelig machet/ alle die daran glaͤuben. Rom. 1/ 16. Dahin gehoͤren auch die Worte Pauli 2. Tim. 1/ 9. 10. der uns hat ſelig gemacht und beruf- fen mit einem heiligen ruff/ nicht nach unſren wercken/ ſondern nach ſeinem

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/807>, abgerufen am 23.11.2024.