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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Das andere Capitel.
10/ 17. welches das Evangelium in dem vorigen vers genennt wird/ und v. 8.
Das wort vom glauben/ das die Apostel predigen. So heisset Gal. 3/ 12.
Das gesetz seye des glaubens. Und da Paulus von den früchten des Evangelii
bey den Thessalonichern handelt/ rühmet er von ihnen/ 1. Thess. 2/ 13. das sie
das wort göttlicher predigt auffgenommen haben/ nicht als menschen
wort/ sondern wie es wahrhafftig ist/ als GOttes wort/ welcher auch
wircket in euch/ die ihr glaubet/
nemlich eben solchen glauben und dessen früch-
ten durch solcheswort.

4. Jst auch das Evangelium das eigentliche mittel/ dardurch uns GOtt sei-
ne gnade anerbietet/ und unser glaube dieselbe daraus annimmet: deswegen hat
es auch geheissen Ap. Gesch. 20/ 24. das Evangelium von der gnade GOttes/
und Ap. Gesch. 4/ 3. das wort seiner gnade. Also sagt auch Paulus Eph. 2/ 17.
Christus hat verkündiget im Evangelio den frieden/ das ist die gnade Got-
tes und die versühnung/ nicht allein von solchem zu lehren/ sondern sie auch anzu-
bieten: und bald Eph. 3/ 2. nennt er sein amt ein amt der gnade GOttes/ die
ihm an sie gegeben seye/ welches amt aber ein amt des Evangelii war. So heis-
set es Tit. 2/ 11. es seye erschienen die heilsame gnade GOttes allen menschen/
zwar insgemein durch die zukunfft JEsu Christi/ aber was die offenbahrung und
überreichung an uns anlangt/ durch die predigt des Evangelii.

5. Daß ferner die gerechtigkeit vor GOtt nicht eine frucht des gesetzes son-
dern des Evangelii seye/ kan keiner in zweiffel ziehen/ der mit unserer kirchen nach
der wahrheit glaubet/ daß wir nicht durch einige wercke (als welche zu dem gesetz
gehören) sondern durch den glauben der gnade des Evangelii gerecht werden müs-
sen. Daher Paulus die gerechtigkeit aus dem gesetz/ und die aus dem glau-
ben
(die aus dem wort des glaubens herkommet) einander entgegen sitzet. Röm
10/ 5. 6. 8. So macht er auch einen gegensatz unter der gerechtigkeit durch den
glauben/ der aus der verheissuug Abrahä geschehen (diese aber ist das Evangeli-
um) herkommet/ und unter der gerechtigkeit des gesetzes/ da er diese verwirfft/ jene
rühmet. Gal. 3/ 8. 9. 10. 16. 17. 18.

6. Daß der H. Geist/ mit allen seinen gaben nicht durch die wercke des gese-
tzes/ und also auch nicht durch dessen lehr/ sondern durch die predigt vom glauben
gegeben werde wird abermal deutlich bezeuget Gal. 3/ 2. 5. 14. So fället der H.
Geist auff diejenige/ so nicht das gesetz/ sondern das Evangelium aus Petri mund
höreten Ap. Gesch. 10/ 44. 45. 15/ 7. 8. Daher auch das amt Christi durch das
Evangelium ein amt des Geistes heisset/ das den Geist gibt/ da das amt Mosis
oder des gesetzes nur ein amt des buchstabens ist. 2. Cor. 3/ 6. 7. 8.

7. Wann ferner alles unser heil aus der widergeburt entstehet/ so werden
wir unwidersprechlich widergebohren nicht aus dem gesetz/ als welches nur fordert/

nichts

Das andere Capitel.
10/ 17. welches das Evangelium in dem vorigen vers genennt wird/ und v. 8.
Das wort vom glauben/ das die Apoſtel predigen. So heiſſet Gal. 3/ 12.
Das geſetz ſeye des glaubens. Und da Paulus von den fruͤchten des Evangelii
bey den Theſſalonichern handelt/ ruͤhmet er von ihnen/ 1. Theſſ. 2/ 13. das ſie
das wort goͤttlicher predigt auffgenommen haben/ nicht als menſchen
wort/ ſondern wie es wahrhafftig iſt/ als GOttes wort/ welcher auch
wircket in euch/ die ihr glaubet/
nemlich eben ſolchen glauben und deſſen fruͤch-
ten durch ſolcheswort.

4. Jſt auch das Evangelium das eigentliche mittel/ dardurch uns GOtt ſei-
ne gnade anerbietet/ und unſer glaube dieſelbe daraus annimmet: deswegen hat
es auch geheiſſen Ap. Geſch. 20/ 24. das Evangelium von der gnade GOttes/
und Ap. Geſch. 4/ 3. das wort ſeiner gnade. Alſo ſagt auch Paulus Eph. 2/ 17.
Chriſtus hat verkuͤndiget im Evangelio den frieden/ das iſt die gnade Got-
tes und die verſuͤhnung/ nicht allein von ſolchem zu lehren/ ſondern ſie auch anzu-
bieten: und bald Eph. 3/ 2. nennt er ſein amt ein amt der gnade GOttes/ die
ihm an ſie gegeben ſeye/ welches amt aber ein amt des Evangelii war. So heiſ-
ſet es Tit. 2/ 11. es ſeye erſchienen die heilſame gnade GOttes allen menſchen/
zwar insgemein durch die zukunfft JEſu Chriſti/ aber was die offenbahrung und
uͤberreichung an uns anlangt/ durch die predigt des Evangelii.

5. Daß ferner die gerechtigkeit vor GOtt nicht eine frucht des geſetzes ſon-
dern des Evangelii ſeye/ kan keiner in zweiffel ziehen/ der mit unſerer kirchen nach
der wahrheit glaubet/ daß wir nicht durch einige wercke (als welche zu dem geſetz
gehoͤren) ſondern durch den glauben der gnade des Evangelii gerecht werden muͤſ-
ſen. Daher Paulus die gerechtigkeit aus dem geſetz/ und die aus dem glau-
ben
(die aus dem wort des glaubens herkommet) einander entgegen ſitzet. Roͤm
10/ 5. 6. 8. So macht er auch einen gegenſatz unter der gerechtigkeit durch den
glauben/ der aus der verheiſſuug Abrahaͤ geſchehen (dieſe aber iſt das Evangeli-
um) herkommet/ und unter der gerechtigkeit des geſetzes/ da er dieſe verwirfft/ jene
ruͤhmet. Gal. 3/ 8. 9. 10. 16. 17. 18.

6. Daß der H. Geiſt/ mit allen ſeinen gaben nicht durch die wercke des geſe-
tzes/ und alſo auch nicht durch deſſen lehr/ ſondern durch die predigt vom glauben
gegeben werde wird abermal deutlich bezeuget Gal. 3/ 2. 5. 14. So faͤllet der H.
Geiſt auff diejenige/ ſo nicht das geſetz/ ſondern das Evangelium aus Petri mund
hoͤreten Ap. Geſch. 10/ 44. 45. 15/ 7. 8. Daher auch das amt Chriſti durch das
Evangelium ein amt des Geiſtes heiſſet/ das den Geiſt gibt/ da das amt Moſis
oder des geſetzes nur ein amt des buchſtabens iſt. 2. Cor. 3/ 6. 7. 8.

7. Wann ferner alles unſer heil aus der widergeburt entſtehet/ ſo werden
wir unwiderſprechlich widergebohren nicht aus dem geſetz/ als welches nur fordert/

nichts
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[6/0806] Das andere Capitel. 10/ 17. welches das Evangelium in dem vorigen vers genennt wird/ und v. 8. Das wort vom glauben/ das die Apoſtel predigen. So heiſſet Gal. 3/ 12. Das geſetz ſeye des glaubens. Und da Paulus von den fruͤchten des Evangelii bey den Theſſalonichern handelt/ ruͤhmet er von ihnen/ 1. Theſſ. 2/ 13. das ſie das wort goͤttlicher predigt auffgenommen haben/ nicht als menſchen wort/ ſondern wie es wahrhafftig iſt/ als GOttes wort/ welcher auch wircket in euch/ die ihr glaubet/ nemlich eben ſolchen glauben und deſſen fruͤch- ten durch ſolcheswort. 4. Jſt auch das Evangelium das eigentliche mittel/ dardurch uns GOtt ſei- ne gnade anerbietet/ und unſer glaube dieſelbe daraus annimmet: deswegen hat es auch geheiſſen Ap. Geſch. 20/ 24. das Evangelium von der gnade GOttes/ und Ap. Geſch. 4/ 3. das wort ſeiner gnade. Alſo ſagt auch Paulus Eph. 2/ 17. Chriſtus hat verkuͤndiget im Evangelio den frieden/ das iſt die gnade Got- tes und die verſuͤhnung/ nicht allein von ſolchem zu lehren/ ſondern ſie auch anzu- bieten: und bald Eph. 3/ 2. nennt er ſein amt ein amt der gnade GOttes/ die ihm an ſie gegeben ſeye/ welches amt aber ein amt des Evangelii war. So heiſ- ſet es Tit. 2/ 11. es ſeye erſchienen die heilſame gnade GOttes allen menſchen/ zwar insgemein durch die zukunfft JEſu Chriſti/ aber was die offenbahrung und uͤberreichung an uns anlangt/ durch die predigt des Evangelii. 5. Daß ferner die gerechtigkeit vor GOtt nicht eine frucht des geſetzes ſon- dern des Evangelii ſeye/ kan keiner in zweiffel ziehen/ der mit unſerer kirchen nach der wahrheit glaubet/ daß wir nicht durch einige wercke (als welche zu dem geſetz gehoͤren) ſondern durch den glauben der gnade des Evangelii gerecht werden muͤſ- ſen. Daher Paulus die gerechtigkeit aus dem geſetz/ und die aus dem glau- ben (die aus dem wort des glaubens herkommet) einander entgegen ſitzet. Roͤm 10/ 5. 6. 8. So macht er auch einen gegenſatz unter der gerechtigkeit durch den glauben/ der aus der verheiſſuug Abrahaͤ geſchehen (dieſe aber iſt das Evangeli- um) herkommet/ und unter der gerechtigkeit des geſetzes/ da er dieſe verwirfft/ jene ruͤhmet. Gal. 3/ 8. 9. 10. 16. 17. 18. 6. Daß der H. Geiſt/ mit allen ſeinen gaben nicht durch die wercke des geſe- tzes/ und alſo auch nicht durch deſſen lehr/ ſondern durch die predigt vom glauben gegeben werde wird abermal deutlich bezeuget Gal. 3/ 2. 5. 14. So faͤllet der H. Geiſt auff diejenige/ ſo nicht das geſetz/ ſondern das Evangelium aus Petri mund hoͤreten Ap. Geſch. 10/ 44. 45. 15/ 7. 8. Daher auch das amt Chriſti durch das Evangelium ein amt des Geiſtes heiſſet/ das den Geiſt gibt/ da das amt Moſis oder des geſetzes nur ein amt des buchſtabens iſt. 2. Cor. 3/ 6. 7. 8. 7. Wann ferner alles unſer heil aus der widergeburt entſtehet/ ſo werden wir unwiderſprechlich widergebohren nicht aus dem geſetz/ als welches nur fordert/ nichts

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/806>, abgerufen am 22.11.2024.