Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. III. SECTIO XXXII. men/ oder da er dieser meinen obwol treumeinenden einrathung in seinemgewissen nicht folgen könte/ und nichts destoweniger bey der resignation bliebe/ so muß ichs geschehen lassen: riethe aber ferner/ nicht lang ausser diensten mit willen zu bleiben/ sondern lieber/ wo der HERR anderswo mit seinem finger einige anweisung thäte/ derselben auffs eheste zu folgen: auch hoffe/ GOTT möchte durch mich etwa zeigen/ wo man sich an- melden könte/ und ich seinem gewissen eher gerathen werden zu können hoffe. Was das in dem vorigen überschriebene anlangt/ wofern geliebter Bruder nicht davon was an ihn geschrieben communication gethan/ so wiederhole mit wenigem/ daß mir fälschlich nachgeredet werde/ daß nach N. N. oder irgend hin geschrieben/ daß mit viel tausend thränen beklagt/ mein collegium angefangen zu haben. Da mich doch solches noch nicht gereuet/ oder ich dessen ursach habe/ vielweniger einen thränen drüber ver- giesse. Das leugne ich nicht/ daß aus anderer schuld nicht so viel er- bauung daraus erfolget/ als gehoffet und geschehen können/ indessen ist es nicht ohne nutzen geblieben/ davor ich dem HERRN zu dancken/ auch deswegen da ich mich wieder zimlich erholet/ die nechste woche es wiederum das erste mahl nach meiner kranckheit gehalten habe. So ists nicht fein/ wo man sich mit unwahrheiten behilfft. Der HERR sehe drein/ und lasse sich alles verderben in seiner kirchen zu hertzen gehen/ demselben kräfftiglich zu steuren: er gebe uns auch die wahre weißheit und klugheit der gerechten/ uns in diesen betrübten zeiten in allen stücken zu halten/ wie es ihm gefällig ist/ ja aber weder auff rechte noch lincke seite abzuweichen/ und vergebe unsrer unwissenheit und dero mißtritten: er führe auch absonderlich meinen werthen Bruder selbst mit seinem rath/ und lasse ihn nicht von seinen eigenen gedancken geführet werden/ nehme ihn aber auch endlich mit ehren an. 1685. SECTIO B b b b b 3
ARTIC. III. SECTIO XXXII. men/ oder da er dieſer meinen obwol treumeinenden einrathung in ſeinemgewiſſen nicht folgen koͤnte/ und nichts deſtoweniger bey der reſignation bliebe/ ſo muß ichs geſchehen laſſen: riethe aber ferner/ nicht lang auſſer dienſten mit willen zu bleiben/ ſondern lieber/ wo der HERR anderswo mit ſeinem finger einige anweiſung thaͤte/ derſelben auffs eheſte zu folgen: auch hoffe/ GOTT moͤchte durch mich etwa zeigen/ wo man ſich an- melden koͤnte/ und ich ſeinem gewiſſen eher gerathen werden zu koͤnnen hoffe. Was das in dem vorigen uͤberſchriebene anlangt/ wofern geliebter Bruder nicht davon was an ihn geſchrieben communication gethan/ ſo wiederhole mit wenigem/ daß mir faͤlſchlich nachgeredet werde/ daß nach N. N. oder irgend hin geſchrieben/ daß mit viel tauſend thraͤnen beklagt/ mein collegium angefangen zu haben. Da mich doch ſolches noch nicht gereuet/ oder ich deſſen urſach habe/ vielweniger einen thraͤnen druͤber ver- gieſſe. Das leugne ich nicht/ daß aus anderer ſchuld nicht ſo viel er- bauung daraus erfolget/ als gehoffet und geſchehen koͤnnen/ indeſſen iſt es nicht ohne nutzen geblieben/ davor ich dem HERRN zu dancken/ auch deswegen da ich mich wieder zimlich erholet/ die nechſte woche es wiederum das erſte mahl nach meiner kranckheit gehalten habe. So iſts nicht fein/ wo man ſich mit unwahrheiten behilfft. Der HERR ſehe drein/ und laſſe ſich alles verderben in ſeiner kirchen zu hertzen gehen/ demſelben kraͤfftiglich zu ſteuren: er gebe uns auch die wahre weißheit und klugheit der gerechten/ uns in dieſen betruͤbten zeiten in allen ſtuͤcken zu halten/ wie es ihm gefaͤllig iſt/ ja aber weder auff rechte noch lincke ſeite abzuweichen/ und vergebe unſrer unwiſſenheit und dero mißtritten: er fuͤhre auch abſonderlich meinen werthen Bruder ſelbſt mit ſeinem rath/ und laſſe ihn nicht von ſeinen eigenen gedancken gefuͤhret werden/ nehme ihn aber auch endlich mit ehren an. 1685. SECTIO B b b b b 3
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ARTIC. III. SECTIO XXXII.
men/ oder da er dieſer meinen obwol treumeinenden einrathung in ſeinem
gewiſſen nicht folgen koͤnte/ und nichts deſtoweniger bey der reſignation
bliebe/ ſo muß ichs geſchehen laſſen: riethe aber ferner/ nicht lang auſſer
dienſten mit willen zu bleiben/ ſondern lieber/ wo der HERR anderswo
mit ſeinem finger einige anweiſung thaͤte/ derſelben auffs eheſte zu folgen:
auch hoffe/ GOTT moͤchte durch mich etwa zeigen/ wo man ſich an-
melden koͤnte/ und ich ſeinem gewiſſen eher gerathen werden zu koͤnnen
hoffe. Was das in dem vorigen uͤberſchriebene anlangt/ wofern geliebter
Bruder nicht davon was an ihn geſchrieben communication gethan/ ſo
wiederhole mit wenigem/ daß mir faͤlſchlich nachgeredet werde/ daß nach
N. N. oder irgend hin geſchrieben/ daß mit viel tauſend thraͤnen beklagt/
mein collegium angefangen zu haben. Da mich doch ſolches noch nicht
gereuet/ oder ich deſſen urſach habe/ vielweniger einen thraͤnen druͤber ver-
gieſſe. Das leugne ich nicht/ daß aus anderer ſchuld nicht ſo viel er-
bauung daraus erfolget/ als gehoffet und geſchehen koͤnnen/ indeſſen
iſt es nicht ohne nutzen geblieben/ davor ich dem HERRN zu
dancken/ auch deswegen da ich mich wieder zimlich erholet/ die nechſte
woche es wiederum das erſte mahl nach meiner kranckheit gehalten habe.
So iſts nicht fein/ wo man ſich mit unwahrheiten behilfft. Der HERR
ſehe drein/ und laſſe ſich alles verderben in ſeiner kirchen zu hertzen gehen/
demſelben kraͤfftiglich zu ſteuren: er gebe uns auch die wahre weißheit und
klugheit der gerechten/ uns in dieſen betruͤbten zeiten in allen ſtuͤcken zu
halten/ wie es ihm gefaͤllig iſt/ ja aber weder auff rechte noch lincke ſeite
abzuweichen/ und vergebe unſrer unwiſſenheit und dero mißtritten: er
fuͤhre auch abſonderlich meinen werthen Bruder ſelbſt mit ſeinem rath/ und
laſſe ihn nicht von ſeinen eigenen gedancken gefuͤhret werden/ nehme
ihn aber auch endlich mit ehren an.
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