Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. III. SECTIO XXVII. sanfftmuth zutragen verbunden/ geschweige das jenige/ so auff beyderley weiseausgeleget werden möchte/ zum glimpflichsten und besten auszulegen ver- bunden seyn. Weswegen wir dann Cajum hiermit eine jedoch Christliche und respective brüderliche correction wolverdient zuhaben gestehen müs- sen auch davor halten/ daß in erwegung alles angeführten ihn sein eigen ge- wissen dessen überführen wird/ daß er hierinnen viel zu weit gegangen/ und sich von fleisch und blut und dessen affecten zur ungebühr verleiten habe lassen. Wünschen gleichwol schließlichen/ daß GOTT der HERR/ der GOtt des friedens und liebe/ des Herrn Inspectoris Titii und Caji und so jemand fer- ner damit zu thun/ hertzen also mit dem geist der liebe/ sanfftmuth und gehor- sams erfüllen wolle/ daß (wohin auch unsere absicht einig und allein mit diesem unsern responso gehet) die fehler ohne verletzung brüderlicher liebe verbes- sert/ die h[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]emit etwas geschwächte freund-brüderliche confidenz und ver- trauen/ wieder ergäntzet/ alles ärgernüs vermieden/ und ins künfftige die ge- müther vor aller fernern verstellung verwahret werden/ umb Christi willen/ Amen. SECTIO XXVII. Leiden bey dem predigamt um des HErrn willen. Lesung verdächtiger bücher. Vorbitte vor einen duellanten. DJe verderbnüs unserer heutigen welt ist offenbahr/ und in allen stän- an- Y y y y 3
ARTIC. III. SECTIO XXVII. ſanfftmuth zutragen verbunden/ geſchweige das jenige/ ſo auff beyderley weiſeausgeleget werden moͤchte/ zum glimpflichſten und beſten auszulegen ver- bunden ſeyn. Weswegen wir dann Cajum hiermit eine jedoch Chriſtliche und reſpectivè bruͤderliche correction wolverdient zuhaben geſtehen muͤſ- ſen auch davor halten/ daß in erwegung alles angefuͤhrten ihn ſein eigen ge- wiſſen deſſen uͤberfuͤhren wird/ daß er hierinnen viel zu weit gegangen/ und ſich von fleiſch und blut und deſſen affecten zur ungebuͤhr verleiten habe laſſen. Wuͤnſchen gleichwol ſchließlichen/ daß GOTT der HERR/ der GOtt des friedens und liebe/ des Herꝛn Inſpectoris Titii und Caji und ſo jemand fer- ner damit zu thun/ hertzen alſo mit dem geiſt der liebe/ ſanfftmuth und gehor- ſams erfuͤllen wolle/ daß (wohin auch unſere abſicht einig und allein mit dieſem unſern reſponſo gehet) die fehler ohne verletzung bruͤderlicher liebe verbeſ- ſert/ die h[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]emit etwas geſchwaͤchte freund-bruͤderliche confidenz und ver- trauen/ wieder ergaͤntzet/ alles aͤrgernuͤs vermieden/ und ins kuͤnfftige die ge- muͤther vor aller fernern verſtellung verwahret werden/ umb Chriſti willen/ Amen. SECTIO XXVII. Leiden bey dem predigamt um des HErꝛn willen. Leſung verdaͤchtiger buͤcher. Vorbitte vor einen duellanten. DJe verderbnuͤs unſerer heutigen welt iſt offenbahr/ und in allen ſtaͤn- an- Y y y y 3
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ARTIC. III. SECTIO XXVII.
ſanfftmuth zutragen verbunden/ geſchweige das jenige/ ſo auff beyderley weiſe
ausgeleget werden moͤchte/ zum glimpflichſten und beſten auszulegen ver-
bunden ſeyn. Weswegen wir dann Cajum hiermit eine jedoch Chriſtliche
und reſpectivè bruͤderliche correction wolverdient zuhaben geſtehen muͤſ-
ſen auch davor halten/ daß in erwegung alles angefuͤhrten ihn ſein eigen ge-
wiſſen deſſen uͤberfuͤhren wird/ daß er hierinnen viel zu weit gegangen/ und ſich
von fleiſch und blut und deſſen affecten zur ungebuͤhr verleiten habe laſſen.
Wuͤnſchen gleichwol ſchließlichen/ daß GOTT der HERR/ der GOtt des
friedens und liebe/ des Herꝛn Inſpectoris Titii und Caji und ſo jemand fer-
ner damit zu thun/ hertzen alſo mit dem geiſt der liebe/ ſanfftmuth und gehor-
ſams erfuͤllen wolle/ daß (wohin auch unſere abſicht einig und allein mit dieſem
unſern reſponſo gehet) die fehler ohne verletzung bruͤderlicher liebe verbeſ-
ſert/ die h_emit etwas geſchwaͤchte freund-bruͤderliche confidenz und ver-
trauen/ wieder ergaͤntzet/ alles aͤrgernuͤs vermieden/ und ins kuͤnfftige die ge-
muͤther vor aller fernern verſtellung verwahret werden/ umb Chriſti willen/
Amen.
SECTIO XXVII.
Leiden bey dem predigamt um des HErꝛn willen.
Leſung verdaͤchtiger buͤcher. Vorbitte vor einen
duellanten.
DJe verderbnuͤs unſerer heutigen welt iſt offenbahr/ und in allen ſtaͤn-
den vor augen/ daher gewiß/ daß wer auff das wahre Chriſtenthum
recht nach GOttes regel dringet/ und der heucheley/ ſo durch und
durch regieret/ die larve abziehet: nichts anders als ſich verſehen
muͤſſe/ daß die ſchlange noch die ferſchen des jenigen ſteche/ der ihr auff den
kopff treten will. Wir muͤſſen uns aber dadurch nicht ſchrecken laſſen/ noch
auffhoͤren/ das werck des HErren mit ernſt zutreiben um ſolcher feindſchafft
willen/ ſondern die ehre des HErren ſo hoch halten/ daß ſie wuͤrdig ſeye/ et-
was um ihrentwillen zu leiden. Jedoch haben wir uns wohl dabey vorzuſe-
hen/ daß unſer eyffer nach goͤttlicher regel/ und in den ſchrancken des glaubens
und der liebe verbleibe/ damit nicht einiges unſers leidens nachmahl aus dem
zeugnuͤs unſers eignen gewiſſens erkant werden muͤſſe; daß es nicht bloß um
des HErren nahmens/ ſondern einiges eigenen fehlers/ willen getragen wuͤr-
de. Welches nicht geſchehen kan/ wo wir in der lehr bey der einigen wahr-
heit goͤttlichen worts/ welche wir in unſerer evangeliſchen kirchen lehr gewiß
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