Worinnen sonderlich auff diese stücke stäts reflectiret werden muß/ 1. daß der Päpstische unterscheid/ der auff einem falschen principio ruhet/ nicht unter- bauet zu werden/ das ansehen gegeben werde. 2. Daß es bey dem alten her- kommen gelassen werde/ es erfordere oder rathe dann ein anders der kirchen bestes und dero aufferbauung auch vermeidung einiger ärgernüssen/ welche aus allzugrossem unterscheid entstehen möchten. Alldieweil ja die gantze sa- che zu der eusserlichen disposition, damit alles in der kirchen ordentlich herge- he/ gehöret/ und also zu dessen zwecks erhaltung jene benante dinge stäts vor augen zu haben sind.
Voraus gesetzt nun dieser gemeinen bemerckungen/ so gehen wir zu der beantwortung der frage näher. 1. Bekennen wir/ daß wir die klage des Dia- coni nicht völlig begreiffen: ob er klage seine exclusionem a consistorialibus, oder auch den übrigen kirchen-geschäfften: jenes erste scheinet aus einigem ab- zunehmen/ aber dem stehet entgegen/ daß der Hrn. pfarr-herrn vom lande/ die hinein gefordert worden/ meldung geschehen/ die doch vermuthlich nicht alle Consistorii assessores seyn werden? Wiederum klagt er/ daß er von dem Ministerio ausgeschlossen werde; solches mag verstanden werden von der exclusion von conventibus, da das gesamte Ministerium zusammen kommt/ oder auch von den actibus ministerii, welches letztere des Pastoris antwort scheinet zu wollen/ da er sagt/ daß ihm keine actus ministeriales competirten: so wir doch auch nicht recht verstehen können/ weil ja die amts-besuchung der krancken und leich-predigten/ welche ihm zuzukommen aus seinem beruff zu sehen/ da er deroselben ohne andere remedirung loßgesprochen zu werden ver- langt/, bekantlich aber actus ministeriales sind. Wiederum sind auch die wort Pastoris zimlich dunckel/ daß kein Diaconus nicht nur in consistorialibus sondern auch in rebus Ecclesiasticis, correptionem, conscientiam, confessio- nem vel poenitentiam concernentibus, jemahlen seye requiriret worden: in dem bey dem zuspruch der krancken und sterbenden freylich dinge vorkom- men/ da das gewissen interessiret ist/ da einige bestraffung und auff die buß zu treiben nöthig: daß wir also keine gantz vollkommene nachricht der jetzt- maligen bewandnüß ihrer kirche daraus fassen können/ sondern unsre decisi- on allein hypothetice und alternative setzen müssen.
2. Wo die klage eigentlich gehet auff die exclusionem a negotiis consi- storialibus, so sehen wir nicht/ daß sie erheblich seye/ dann nicht alle membra ministerii auch deswegen Consistorii assessores sind/ oder solches zu seyn zu praetendiren/ sondern allein nachmahls von den Consistorialibus die jenige nachricht/ so ihnen wegen der personen ihrer gemeinde/ mit denen sie sonsten zu thun/ zu wissen nöthig/ zu bitten haben.
3. Wo aber conventus des gesamten Ministerii auch von dem lande an-
ge-
Das andere Capitel.
Worinnen ſonderlich auff dieſe ſtuͤcke ſtaͤts reflectiret werden muß/ 1. daß der Paͤpſtiſche unterſcheid/ der auff einem falſchen principio ruhet/ nicht unter- bauet zu werden/ das anſehen gegeben werde. 2. Daß es bey dem alten her- kommen gelaſſen werde/ es erfordere oder rathe dann ein anders der kirchen beſtes und dero aufferbauung auch vermeidung einiger aͤrgernuͤſſen/ welche aus allzugroſſem unterſcheid entſtehen moͤchten. Alldieweil ja die gantze ſa- che zu der euſſerlichen diſpoſition, damit alles in der kirchen ordentlich herge- he/ gehoͤret/ und alſo zu deſſen zwecks erhaltung jene benante dinge ſtaͤts vor augen zu haben ſind.
Voraus geſetzt nun dieſer gemeinen bemerckungen/ ſo gehen wir zu der beantwortung der frage naͤher. 1. Bekennen wir/ daß wir die klage des Dia- coni nicht voͤllig begreiffen: ob er klage ſeine excluſionem à conſiſtorialibus, oder auch den uͤbrigen kirchen-geſchaͤfften: jenes erſte ſcheinet aus einigem ab- zunehmen/ aber dem ſtehet entgegen/ daß der Hrn. pfarr-herrn vom lande/ die hinein gefordert worden/ meldung geſchehen/ die doch vermuthlich nicht alle Conſiſtorii aſſeſſores ſeyn werden? Wiederum klagt er/ daß er von dem Miniſterio ausgeſchloſſen werde; ſolches mag verſtanden werden von der excluſion von conventibus, da das geſamte Miniſterium zuſammen kommt/ oder auch von den actibus miniſterii, welches letztere des Paſtoris antwort ſcheinet zu wollen/ da er ſagt/ daß ihm keine actus miniſteriales competirten: ſo wir doch auch nicht recht verſtehen koͤnnen/ weil ja die amts-beſuchung der krancken und leich-predigten/ welche ihm zuzukommen aus ſeinem beruff zu ſehen/ da er deroſelben ohne andere remedirung loßgeſprochen zu werden ver- langt/, bekantlich aber actus miniſteriales ſind. Wiederum ſind auch die wort Paſtoris zimlich dunckel/ daß kein Diaconus nicht nur in conſiſtorialibus ſondern auch in rebus Eccleſiaſticis, correptionem, conſcientiam, confeſſio- nem vel pœnitentiam concernentibus, jemahlen ſeye requiriret worden: in dem bey dem zuſpruch der krancken und ſterbenden freylich dinge vorkom- men/ da das gewiſſen intereſſiret iſt/ da einige beſtraffung und auff die buß zu treiben noͤthig: daß wir alſo keine gantz vollkommene nachricht der jetzt- maligen bewandnuͤß ihrer kirche daraus faſſen koͤnnen/ ſondern unſre deciſi- on allein hypothetice und alternative ſetzen muͤſſen.
2. Wo die klage eigentlich gehet auff die excluſionem à negotiis conſi- ſtorialibus, ſo ſehen wir nicht/ daß ſie erheblich ſeye/ dann nicht alle membra miniſterii auch deswegen Conſiſtorii aſſeſſores ſind/ oder ſolches zu ſeyn zu prætendiren/ ſondern allein nachmahls von den Conſiſtorialibus die jenige nachricht/ ſo ihnen wegen der perſonen ihrer gemeinde/ mit denen ſie ſonſten zu thun/ zu wiſſen noͤthig/ zu bitten haben.
3. Wo aber conventus des geſamten Miniſterii auch von dem lande an-
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Das andere Capitel.
Worinnen ſonderlich auff dieſe ſtuͤcke ſtaͤts reflectiret werden muß/ 1. daß der
Paͤpſtiſche unterſcheid/ der auff einem falſchen principio ruhet/ nicht unter-
bauet zu werden/ das anſehen gegeben werde. 2. Daß es bey dem alten her-
kommen gelaſſen werde/ es erfordere oder rathe dann ein anders der kirchen
beſtes und dero aufferbauung auch vermeidung einiger aͤrgernuͤſſen/ welche
aus allzugroſſem unterſcheid entſtehen moͤchten. Alldieweil ja die gantze ſa-
che zu der euſſerlichen diſpoſition, damit alles in der kirchen ordentlich herge-
he/ gehoͤret/ und alſo zu deſſen zwecks erhaltung jene benante dinge ſtaͤts vor
augen zu haben ſind.
Voraus geſetzt nun dieſer gemeinen bemerckungen/ ſo gehen wir zu der
beantwortung der frage naͤher. 1. Bekennen wir/ daß wir die klage des Dia-
coni nicht voͤllig begreiffen: ob er klage ſeine excluſionem à conſiſtorialibus,
oder auch den uͤbrigen kirchen-geſchaͤfften: jenes erſte ſcheinet aus einigem ab-
zunehmen/ aber dem ſtehet entgegen/ daß der Hrn. pfarr-herrn vom lande/
die hinein gefordert worden/ meldung geſchehen/ die doch vermuthlich nicht
alle Conſiſtorii aſſeſſores ſeyn werden? Wiederum klagt er/ daß er von dem
Miniſterio ausgeſchloſſen werde; ſolches mag verſtanden werden von der
excluſion von conventibus, da das geſamte Miniſterium zuſammen kommt/
oder auch von den actibus miniſterii, welches letztere des Paſtoris antwort
ſcheinet zu wollen/ da er ſagt/ daß ihm keine actus miniſteriales competirten:
ſo wir doch auch nicht recht verſtehen koͤnnen/ weil ja die amts-beſuchung der
krancken und leich-predigten/ welche ihm zuzukommen aus ſeinem beruff zu
ſehen/ da er deroſelben ohne andere remedirung loßgeſprochen zu werden ver-
langt/, bekantlich aber actus miniſteriales ſind. Wiederum ſind auch die
wort Paſtoris zimlich dunckel/ daß kein Diaconus nicht nur in conſiſtorialibus
ſondern auch in rebus Eccleſiaſticis, correptionem, conſcientiam, confeſſio-
nem vel pœnitentiam concernentibus, jemahlen ſeye requiriret worden: in
dem bey dem zuſpruch der krancken und ſterbenden freylich dinge vorkom-
men/ da das gewiſſen intereſſiret iſt/ da einige beſtraffung und auff die buß
zu treiben noͤthig: daß wir alſo keine gantz vollkommene nachricht der jetzt-
maligen bewandnuͤß ihrer kirche daraus faſſen koͤnnen/ ſondern unſre deciſi-
on allein hypothetice und alternative ſetzen muͤſſen.
2. Wo die klage eigentlich gehet auff die excluſionem à negotiis conſi-
ſtorialibus, ſo ſehen wir nicht/ daß ſie erheblich ſeye/ dann nicht alle membra
miniſterii auch deswegen Conſiſtorii aſſeſſores ſind/ oder ſolches zu ſeyn zu
prætendiren/ ſondern allein nachmahls von den Conſiſtorialibus die jenige
nachricht/ ſo ihnen wegen der perſonen ihrer gemeinde/ mit denen ſie ſonſten
zu thun/ zu wiſſen noͤthig/ zu bitten haben.
3. Wo aber conventus des geſamten Miniſterii auch von dem lande an-
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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/668>, abgerufen am 22.11.2024.
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