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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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ARTIC. III. SECTIO IV.
sind die jenige welche hier mit zahlen in margine notiret sind/ und abermahl
unter denselben die allerwichtigste die numeri 1. 2. 4. 5. 10. 12. 13. 16. 18. 19.
20. (2.) Wo sich nun solche klagen/ oder doch viele und wichtigste darvon
wahr befinden/ so kan nicht anders sagen/ als daß der Diaconus billig seines
heiligen amts verlustig zu erkennen und zu removiren seye. Und solches 1.
weil die dinge an und vor sich selbsten also bewandt/ daß sie einen mann un-
würdig solcher stelle machen. Denn wie kan der jenige ein amt würdig be-
treten/ der fast in allen stücken das gegentheil dessen an sich spühren lässet/
was sonsten verhanden seyn solte?

2. Hat der jenige/ welcher sein eigen amt an sich schändet/ indeme er sich
demselben nicht gemäß bezeiget/ wohl die straffe verwircket/ daß er dessen auch
weiter nicht geniessen/ oder sich dessen erfreuen solle.

3. Sonderlich weil solch übles verhalten lange gewähret/ und er
durch vormahlig gelinderes einsehen und suspension gewitziget werden sol-
len/ aber er in seinem thun meistens continuiret/ und fortgefahren.

4. Darzu noch kommt/ daß solches urtheil ihme bereits in dem Revers
vorgeschrieben/ und von ihme unterzeichnet worden/ dahero auch nur ein
und andere übertretung der ihme in demselben vorgeschriebener pflicht ihme
die remotion zuziehen könte/ geschweige derselben so viele. Worbey auch
in acht zu nehmen/ daß durch solchen verspruch in dem revers er dermassen
an alle puncten desselben verbunden worden/ daß sie wichtiger und ihme zu
halten nöthiger/ oder doch dero überschreitung ihme gefährlicher worden/
weßwegen zu seiner remotion, als zu anderer/ unterschiedliches erhebliches
aus solcher ursach gehalten werden kan/ nach deme er das urtheil einmahl em-
pfangen/ und auch zu erhaltung seines dienstes angenommen/ nach dem exem-
pel Simei 1. König. 2/ 36. 38. 42.

5. Da vornemlich alle solche seine sünden durch das leugnen vor der o-
brigkeit doppelt werden/ und die schuld grösser machen/ daß um eines solchen
leugnens und entheiligung göttlicher ordnung willen/ ein fehler diese straffe
verschulden kan/ der sie an sich selbs alleine sonsten noch eben nicht verschul-
dete.

6. Weil die gemeinde bey dieser seiner bewandnüß nicht erbauet hat
werden können/ und also besorglich deroselben an dem jenigen/ was sie zu

ih-
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ARTIC. III. SECTIO IV.
ſind die jenige welche hier mit zahlen in margine notiret ſind/ und abermahl
unter denſelben die allerwichtigſte die numeri 1. 2. 4. 5. 10. 12. 13. 16. 18. 19.
20. (2.) Wo ſich nun ſolche klagen/ oder doch viele und wichtigſte darvon
wahr befinden/ ſo kan nicht anders ſagen/ als daß der Diaconus billig ſeines
heiligen amts verluſtig zu erkennen und zu removiren ſeye. Und ſolches 1.
weil die dinge an und vor ſich ſelbſten alſo bewandt/ daß ſie einen mann un-
wuͤrdig ſolcher ſtelle machen. Denn wie kan der jenige ein amt wuͤrdig be-
treten/ der faſt in allen ſtuͤcken das gegentheil deſſen an ſich ſpuͤhren laͤſſet/
was ſonſten verhanden ſeyn ſolte?

2. Hat der jenige/ welcher ſein eigen amt an ſich ſchaͤndet/ indeme er ſich
demſelben nicht gemaͤß bezeiget/ wohl die ſtraffe verwircket/ daß er deſſen auch
weiter nicht genieſſen/ oder ſich deſſen erfreuen ſolle.

3. Sonderlich weil ſolch uͤbles verhalten lange gewaͤhret/ und er
durch vormahlig gelinderes einſehen und ſuſpenſion gewitziget werden ſol-
len/ aber er in ſeinem thun meiſtens continuiret/ und fortgefahren.

4. Darzu noch kommt/ daß ſolches urtheil ihme bereits in dem Revers
vorgeſchrieben/ und von ihme unterzeichnet worden/ dahero auch nur ein
und andere uͤbertretung der ihme in demſelben vorgeſchriebener pflicht ihme
die remotion zuziehen koͤnte/ geſchweige derſelben ſo viele. Worbey auch
in acht zu nehmen/ daß durch ſolchen verſpruch in dem revers er dermaſſen
an alle puncten deſſelben verbunden worden/ daß ſie wichtiger und ihme zu
halten noͤthiger/ oder doch dero uͤberſchreitung ihme gefaͤhrlicher worden/
weßwegen zu ſeiner remotion, als zu anderer/ unterſchiedliches erhebliches
aus ſolcher urſach gehalten werden kan/ nach deme er das urtheil einmahl em-
pfangen/ und auch zu erhaltung ſeines dienſtes angenommen/ nach dem exem-
pel Simei 1. Koͤnig. 2/ 36. 38. 42.

5. Da vornemlich alle ſolche ſeine ſuͤnden durch das leugnen vor der o-
brigkeit doppelt werden/ und die ſchuld groͤſſer machen/ daß um eines ſolchen
leugnens und entheiligung goͤttlicher ordnung willen/ ein fehler dieſe ſtraffe
verſchulden kan/ der ſie an ſich ſelbs alleine ſonſten noch eben nicht verſchul-
dete.

6. Weil die gemeinde bey dieſer ſeiner bewandnuͤß nicht erbauet hat
werden koͤnnen/ und alſo beſorglich deroſelben an dem jenigen/ was ſie zu

ih-
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[611/0627] ARTIC. III. SECTIO IV. ſind die jenige welche hier mit zahlen in margine notiret ſind/ und abermahl unter denſelben die allerwichtigſte die numeri 1. 2. 4. 5. 10. 12. 13. 16. 18. 19. 20. (2.) Wo ſich nun ſolche klagen/ oder doch viele und wichtigſte darvon wahr befinden/ ſo kan nicht anders ſagen/ als daß der Diaconus billig ſeines heiligen amts verluſtig zu erkennen und zu removiren ſeye. Und ſolches 1. weil die dinge an und vor ſich ſelbſten alſo bewandt/ daß ſie einen mann un- wuͤrdig ſolcher ſtelle machen. Denn wie kan der jenige ein amt wuͤrdig be- treten/ der faſt in allen ſtuͤcken das gegentheil deſſen an ſich ſpuͤhren laͤſſet/ was ſonſten verhanden ſeyn ſolte? 2. Hat der jenige/ welcher ſein eigen amt an ſich ſchaͤndet/ indeme er ſich demſelben nicht gemaͤß bezeiget/ wohl die ſtraffe verwircket/ daß er deſſen auch weiter nicht genieſſen/ oder ſich deſſen erfreuen ſolle. 3. Sonderlich weil ſolch uͤbles verhalten lange gewaͤhret/ und er durch vormahlig gelinderes einſehen und ſuſpenſion gewitziget werden ſol- len/ aber er in ſeinem thun meiſtens continuiret/ und fortgefahren. 4. Darzu noch kommt/ daß ſolches urtheil ihme bereits in dem Revers vorgeſchrieben/ und von ihme unterzeichnet worden/ dahero auch nur ein und andere uͤbertretung der ihme in demſelben vorgeſchriebener pflicht ihme die remotion zuziehen koͤnte/ geſchweige derſelben ſo viele. Worbey auch in acht zu nehmen/ daß durch ſolchen verſpruch in dem revers er dermaſſen an alle puncten deſſelben verbunden worden/ daß ſie wichtiger und ihme zu halten noͤthiger/ oder doch dero uͤberſchreitung ihme gefaͤhrlicher worden/ weßwegen zu ſeiner remotion, als zu anderer/ unterſchiedliches erhebliches aus ſolcher urſach gehalten werden kan/ nach deme er das urtheil einmahl em- pfangen/ und auch zu erhaltung ſeines dienſtes angenommen/ nach dem exem- pel Simei 1. Koͤnig. 2/ 36. 38. 42. 5. Da vornemlich alle ſolche ſeine ſuͤnden durch das leugnen vor der o- brigkeit doppelt werden/ und die ſchuld groͤſſer machen/ daß um eines ſolchen leugnens und entheiligung goͤttlicher ordnung willen/ ein fehler dieſe ſtraffe verſchulden kan/ der ſie an ſich ſelbs alleine ſonſten noch eben nicht verſchul- dete. 6. Weil die gemeinde bey dieſer ſeiner bewandnuͤß nicht erbauet hat werden koͤnnen/ und alſo beſorglich deroſelben an dem jenigen/ was ſie zu ih- H h h h 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/627>, abgerufen am 01.09.2024.