Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

ist solche entschuldigung von vnkräfften. Allein
hievon ist kein streit. Darumb (2) wenn daß laster
der Hexerey nit zur genüge ist erweiset/ so soll man
die Leut zur defension vnnd zum Advocaten zu
brauchen nicht hinderen/ wie solches auß vielen
stattlichen Iuristen, vnnd vieler Academien ih-
ren statuten zu erweisen. Aber waß dörffts vie-
ler zeugnissen? * Es ist ja natürlichen rechtens/
welches kein vernünfftiger leugnen kan/ daß man
sich mag defendiren, wenn mann nicht ist vber-
weiset. So dann eine verhafftete/ die that nicht
entschuldiget/ sonderen von sich schiebet vnd sich
schuldig zu sein leugnet/ die mann jhr auffdringen
will/ so soll mann jhr jhre vollständigste defen-
sion
vnd also auch einen Advocaten zu lassen/
auch den besten denn sie kriegen mag. Ja so gar
ist es waar/ daß man nicht praetendiren mag/ es
sey ein Crimen exceptum/ daß vielmehr eben
vmb des willen der gefangenen Person ein Ad-
vocat
zu geben/ ja fast auffzutringen ist. Vr-
sachen sein:

i. Es ist lächerlich/ daß mann ruffet: Es sey
ein Crimen exceptum/ eher mann die gefange-
ne dessen vberzeuget. Oder laß also sein: womit
hastu die Persohn vberweiset/ daß sie der that
schuldig seye? Oblind theit!

ii. Es ist natürlichen rechtens/ daß mann
niemanden seine nothwendige defension soll
versagen/ so gar/ daß wann er selber nicht genug
darzu geschicket/ mann jhne einen qualificierten

mann
* pag. 86.
D iij

iſt ſolche entſchuldigung von vnkraͤfften. Allein
hievon iſt kein ſtreit. Darumb (2) wenn daß laſter
der Hexerey nit zur genuͤge iſt erweiſet/ ſo ſoll man
die Leut zur defenſion vnnd zum Advocaten zu
brauchen nicht hinderen/ wie ſolches auß vielen
ſtattlichen Iuriſten, vnnd vieler Academien ih-
ren ſtatuten zu erweiſen. Aber waß doͤrffts vie-
ler zeugniſſen? * Es iſt ja natuͤrlichen rechtens/
welches kein vernuͤnfftiger leugnen kan/ daß man
ſich mag defendiren, wenn mann nicht iſt vber-
weiſet. So dann eine verhafftete/ die that nicht
entſchuldiget/ ſonderen von ſich ſchiebet vnd ſich
ſchuldig zu ſein leugnet/ die mann jhr auffdringen
will/ ſo ſoll mann jhr jhre vollſtaͤndigſte defen-
ſion
vnd alſo auch einen Advocaten zu laſſen/
auch den beſten denn ſie kriegen mag. Ja ſo gar
iſt es waar/ daß man nicht prætendiren mag/ es
ſey ein Crimen exceptum/ daß vielmehr eben
vmb des willen der gefangenen Perſon ein Ad-
vocat
zu geben/ ja faſt auffzutringen iſt. Vr-
ſachen ſein:

i. Es iſt laͤcherlich/ daß mann ruffet: Es ſey
ein Crimen exceptum/ eher mann die gefange-
ne deſſen vberzeuget. Oder laß alſo ſein: womit
haſtu die Perſohn vberweiſet/ daß ſie der that
ſchuldig ſeye? Oblind theit!

ii. Es iſt natuͤrlichen rechtens/ daß mann
niemanden ſeine nothwendige defenſion ſoll
verſagen/ ſo gar/ daß wann er ſelber nicht genug
darzu geſchicket/ mann jhne einen qualificierten

mann
* pag. 86.
D iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0073" n="53"/>
i&#x017F;t &#x017F;olche ent&#x017F;chuldigung von vnkra&#x0364;fften. Allein<lb/>
hievon i&#x017F;t kein &#x017F;treit. Darumb (2) wenn daß la&#x017F;ter<lb/>
der Hexerey nit zur genu&#x0364;ge i&#x017F;t erwei&#x017F;et/ &#x017F;o &#x017F;oll man<lb/>
die Leut zur <hi rendition="#aq">defen&#x017F;ion</hi> vnnd zum <hi rendition="#aq">Advocaten</hi> zu<lb/>
brauchen nicht hinderen/ wie &#x017F;olches auß vielen<lb/>
&#x017F;tattlichen <hi rendition="#aq">Iuri&#x017F;ten,</hi> vnnd vieler <hi rendition="#aq">Academien</hi> ih-<lb/>
ren <hi rendition="#aq">&#x017F;tatuten</hi> zu erwei&#x017F;en. Aber waß do&#x0364;rffts vie-<lb/>
ler zeugni&#x017F;&#x017F;en? <note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 86.</note> Es i&#x017F;t ja natu&#x0364;rlichen rechtens/<lb/>
welches kein vernu&#x0364;nfftiger leugnen kan/ daß man<lb/>
&#x017F;ich mag <hi rendition="#aq">defendiren,</hi> wenn mann nicht i&#x017F;t vber-<lb/>
wei&#x017F;et. So dann eine verhafftete/ die that nicht<lb/>
ent&#x017F;chuldiget/ &#x017F;onderen von &#x017F;ich &#x017F;chiebet vnd &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chuldig zu &#x017F;ein leugnet/ die mann jhr auffdringen<lb/>
will/ &#x017F;o &#x017F;oll mann jhr jhre voll&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;te <hi rendition="#aq">defen-<lb/>
&#x017F;ion</hi> vnd al&#x017F;o auch einen <hi rendition="#aq">Advocaten</hi> zu la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
auch den be&#x017F;ten denn &#x017F;ie kriegen mag. Ja &#x017F;o gar<lb/>
i&#x017F;t es waar/ daß man nicht <hi rendition="#aq">prætend</hi>iren mag/ es<lb/>
&#x017F;ey ein <hi rendition="#aq">Crimen exceptum/</hi> daß vielmehr eben<lb/>
vmb des willen der gefangenen Per&#x017F;on ein <hi rendition="#aq">Ad-<lb/>
vocat</hi> zu geben/ ja fa&#x017F;t auffzutringen i&#x017F;t. Vr-<lb/>
&#x017F;achen &#x017F;ein:</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">i.</hi></hi> Es i&#x017F;t la&#x0364;cherlich/ daß mann ruffet: Es &#x017F;ey<lb/>
ein <hi rendition="#aq">Crimen exceptum/</hi> eher mann die gefange-<lb/>
ne de&#x017F;&#x017F;en vberzeuget. Oder laß al&#x017F;o &#x017F;ein: womit<lb/>
ha&#x017F;tu die Per&#x017F;ohn vberwei&#x017F;et/ daß &#x017F;ie der that<lb/>
&#x017F;chuldig &#x017F;eye? Oblind theit!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ii.</hi></hi> Es i&#x017F;t natu&#x0364;rlichen rechtens/ daß mann<lb/>
niemanden &#x017F;eine nothwendige <hi rendition="#aq">defen&#x017F;ion</hi> &#x017F;oll<lb/>
ver&#x017F;agen/ &#x017F;o gar/ daß wann er &#x017F;elber nicht genug<lb/>
darzu ge&#x017F;chicket/ mann jhne einen <hi rendition="#aq">qualific</hi>ierten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D iij</fw><fw place="bottom" type="catch">mann</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0073] iſt ſolche entſchuldigung von vnkraͤfften. Allein hievon iſt kein ſtreit. Darumb (2) wenn daß laſter der Hexerey nit zur genuͤge iſt erweiſet/ ſo ſoll man die Leut zur defenſion vnnd zum Advocaten zu brauchen nicht hinderen/ wie ſolches auß vielen ſtattlichen Iuriſten, vnnd vieler Academien ih- ren ſtatuten zu erweiſen. Aber waß doͤrffts vie- ler zeugniſſen? * Es iſt ja natuͤrlichen rechtens/ welches kein vernuͤnfftiger leugnen kan/ daß man ſich mag defendiren, wenn mann nicht iſt vber- weiſet. So dann eine verhafftete/ die that nicht entſchuldiget/ ſonderen von ſich ſchiebet vnd ſich ſchuldig zu ſein leugnet/ die mann jhr auffdringen will/ ſo ſoll mann jhr jhre vollſtaͤndigſte defen- ſion vnd alſo auch einen Advocaten zu laſſen/ auch den beſten denn ſie kriegen mag. Ja ſo gar iſt es waar/ daß man nicht prætendiren mag/ es ſey ein Crimen exceptum/ daß vielmehr eben vmb des willen der gefangenen Perſon ein Ad- vocat zu geben/ ja faſt auffzutringen iſt. Vr- ſachen ſein: i. Es iſt laͤcherlich/ daß mann ruffet: Es ſey ein Crimen exceptum/ eher mann die gefange- ne deſſen vberzeuget. Oder laß alſo ſein: womit haſtu die Perſohn vberweiſet/ daß ſie der that ſchuldig ſeye? Oblind theit! ii. Es iſt natuͤrlichen rechtens/ daß mann niemanden ſeine nothwendige defenſion ſoll verſagen/ ſo gar/ daß wann er ſelber nicht genug darzu geſchicket/ mann jhne einen qualificierten mann * pag. 86. D iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/73
Zitationshilfe: Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/73>, abgerufen am 06.05.2024.